Pferdefleisch, Lebensmittelzusatzstoffe und die Lebensmittelindustrie

Der aktuelle Lebensmittelskandal ums Pferdefleisch beweist erneut, dass Menschen wie wir, die sich „nur“ gesund ernähren wollen, einem intransparenten System ausgeliefert sind. Da werden Käfigeier verarbeitet und nicht gekennzeichnet, Tiere eingepfercht und gemästet, für den Normalo unidentifizierbare Lebensmittelzusatzstoffe eingesetzt und auf Verdeih und Verderb auf billig produziert. Die Lebensmittelindustrie macht ihrem Namen alle Ehre: Industrie. Doch was können wir dagegen tun? Sind wir wirklich so hilflos? „Bewusstes Einkaufen“ heißt die Lösung, denn wir alle beeinflussen täglich unser Umfeld durch unsere Handlungen.

Pferdefleischskandal: Kaufentscheidungen haben Einfluss haben die Lebensmittelindustrie
Pferdefleischskandal: Kaufentscheidung versus Lebensmittelindustrie. Bildquelle: andreas stix / pixelio.de

Der Ursprung des Pferdefleischskandals liegt 2 Jahre zurück

Bereits 2011 zeichnete er sich ab, der Lebensmittelskandal ums Pferdefleisch.
Wie der Spiegel die UK-Zeitung Times zitiert, liegt der Ursprung in England. Die Times beruft sich dabei auf den Ex-Mitarbeiter John Young der britischen Lebensmittelaufsicht FSA. Im April 2011 half dieser einen Brief für den größten britischen Pferdefleisch-Exporteur und Vertreter der Lebensmittelindustrie „High Peak Meat Exports“ an den damals zuständigen Minister im Parlament zu verfassen. Wie so oft, folgten scheinbar keine Reaktionen.

Die Lebensmittelindustrie und die Frage nach dem Inhalt

„Die Spuren seien nicht gesundheitsschädlich, aber auch nicht erklärlich.“ liest man auf Spiegel Online über die Herkunft des Pferdefleisches, welches zu 29% in den Burgern der Firma Tesco vorkommt, in denen so etwas nichts zu suchen hat. Unerklärlich, oder?

Unerklärlich auch, wie Pferdefleisch in die Tiefkühl-Lasagne deutscher Supermärkte kommt. Insgesamt 144 Millionen Tonnen Lasagne wurden so seit November durch die Lebensmittelindustrie verunreinigt, wie man auf Spiegel Online nachlesen kann.

Pferdefleisch war viermal günstiger als Rindfleisch

Billiges Pferdefleisch in der Googlesuche
Makaber: Billige Angebote zu Pferdefleisch in den Google Werbeanzeigen

Die tiefgekühlte Rindfleisch-Lasagne soll bis zu 100% Pferdefleisch enthalten haben. Da fragt man sich „Warum“ und die Antwort ist so ernüchternd wie einleuchtend: Pferdefleisch war viermal günstiger als Rindfleisch. Lebensmittelindustrie eben. Normales Marktverhalten nennt man dies in der Wirtschaft. Entweder du hebst den Preis oder du senkst die Kosten, um den Gewinn zu erhöhen. Übrigens, eine Tiefkühl-Lasagne kostet im Schnitt 2,79 Euro

Alles halb so wild, oder hast du schon einmal auf die Zusatzstoffe geachtet?

Es wird getäuscht, geblendet und getrickst. Der Erdbeerjoghurt schmeckt erdbeeriger als die Erdbeere am Strauch und das Pferdefleisch findet neben der Tiefkühl-Lasagne außerdem im Tortenboden der Schwarzwälder Kirschtorte und im zu 85% in der Ochsenschwanzsuppe Niederschlag (www.welt.de). Wichtig ist halt, dass es schmeckt. Was drin steckt, sieht man mit viel Glück auf der Kenntlichmachung durch den Hersteller.

E-Stoffe – die kleingedruckten Unbekannten

Mal weg vom Pferdefleisch, auf dem ich nicht weiter „herumreiten“ möchte. Habt ihr euch schon einmal gefragt, wo der Geschmack vieler Fertiggerichte herkommt? Man nennt diese Zusätze Lebensmittelzusatzstoffe. Auch bekannt als E-Stoffe. Lebensmittelzusatzstoffe sind Verbindungen, die eingesetzt werden, „um Struktur, Geschmack, Farbe, chemische und mikrobiologische Haltbarkeit verarbeiteter Lebensmittel, also ihren Gebrauchs- und Nährwert zu regulieren bzw. zu stabilisieren sowie die störungsfreie Produktion der Lebensmittel sicherzustellen.“ (Wikipedia). Klingt erschreckend, oder? Naja, aber wir greifen sehr oft darauf zurück… Tiefkühl-Lasagne, Maggi und Knorr, und was weiß ich, was in euren Kühlschränken, Gewürzschränken und Lebensmittellagern so schlummert. Selbst Restaurants greifen darauf zurück…

Ein spontaner Blick in den Kühlschrank

Das erinnert mich an meinen Kühlschrank, hatte ich mir doch vor kurzem russischen Zupfkuchen von Dr. Oetker gekauft. Mal schauen was drin ist:
An erster Stelle steht Zucker. Damit ist dieser Stoff am häufigsten vorhanden. Auf drei folgt Hühnervollei. Ob das aus Käfighaltung stammt oder nicht, weiß man nicht. Auf der fünf nochmal Hühnereieiweiß. Nun kommen die Lebensmittelzusatzstoffe: Modifizierte Stärke, synthetisch hergestellt, da besser als natürliche Stärke. Säureregulatoren, Emulgatoren, Aromen und weitere. Hmm, lecker! Oder findet ihr nicht?

Lebensmittelzusatzstoffe im russischen Zupfkuchen von Dr Oetker
Russischer Zupfkuchen von Dr. Oetker ist exemplarisch für Lebensmittelzusatzstoffe in Fertiggerichten

Ist wirklich drin, was drauf steht? Mehr dazu im oekoblog.info

Sicherlich geht es euch gerade wie mir: Von was schreibt der überhaupt? Und was zum Teufel ist so schlimm an diesen Stoffen? Genau so habe ich auch gedacht und bin gewillt, den kleinen unbekannten E-Stoffen nachzugehen. Denn es kann nur eine Antwort geben: Man muss informiert sein, um sich bewusst entscheiden zu können. Und die bewusste Kaufentscheidung ist heutzutage immer noch die beste Alternative, um der Lebensmittelindustrie die Front zu bieten!

Weiterführende Links:
Übersicht der vom Pferdefleischskandal-betroffenen Produkte und Lebensmittelhändler auf Tagesschau.de

Christiane Loch
Author: Christiane Loch


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