Der Mai ist gekommen… von Weinbergschnecken und anderen Ärgernissen

Der Mai ist gekommen…mit ihm Weinbergschnecken und andere Ärgernisse

…und mit ihm der Herbst, so könnte man meinen. Dauernd Regen, Temperaturen um 10°C am Tag, nachts sinken sie erschreckend in Richtung der Frostgrenze. Dabei sind die Eisheiligen längst vorüber. Oder sie sollten es zumindest sein, haben sich offenbar verspätet. Vielleicht sind sie ja mit der Bahn angereist…?

 

Weinbergschnecke
Der Salatkiller im Garten 🙁

 

Jedenfalls stehe ich in meinem Garten, blicke besorgt auf die teils leicht gelb werdenden Blätter der Tomatenpflanzen. Zwar habe ich ihnen schon vor Jahren eine Überdachung gebaut, damit sie an feuchten Spätsommertagen nicht gleich von der Schwarzfäule dahingerafft werden. Das ist ein Pilz und es ist ja allgemein bekannt: Pilze mögen’s feucht.
Doch die Kälte hält das Dach eben auch nicht zurück. Ich nehme einige dünne Metallstäbe, stecke ein Quadrat um jede Pflanze ab und stülpe je eine durchsichtige Plastiktüte mit ausreichender Höhe, oben und unten aufgeschnitten, darüber. So entsteht ein Schutz vor den kühlen Winden. Die Kunststoffflaschen, die ich zuvor zum Schutz vor der Kälte über die Pflanzen gestülpt hatte, musste ich Tage zuvor entfernen, da die Tomaten einfach zu breit und hoch geworden waren. Ich hoffe, dass der Schutz ihnen nun ausreicht.
Ich gehe weiter zu den Bohnen und Kürbispflanzen. Und ich stehe vor einem Gemetzel. Nur noch die Blattrippen stehen bei einem Baby Bear-Kürbis da, der Rest ist einem Eindringling zum Opfer gefallen. Jenem Invasor ist es nicht krumm zu nehmen. Er muss ja auch was fressen und dass er in Heerscharen auftritt, ist auch nicht seine Schuld. Schließlich hat man ihn vor Jahrzehnten aus Spanien geholt, wenn auch nicht mit Absicht. Er wurde einfach verschleppt wie viele andere eingeschleppte Arten. Und seitdem breitet er sich aus, treibt sein Unwesen und manchen Hobbygärtner auf die Palme. – Vorausgesetzt, er hat diese nicht auch schon zuvor abgefressen.
Orangefarben schleimt sich das Wesen durch die Gegend und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Die Rede ist von der Spanischen Wegschnecke, nicht zu verwechseln mit der einheimischen braunen Variante dieser hauslosen Schnecke. Tausende Eier legt sie ab, vermehrt sich wie wild, frisst nicht nur die Blätter von Kürbis & Co, sondern ernährt sich auch von den Eiern einheimischer Schnecken. Nun könnte man denken, was interessieren mich die Eier von einheimischen Schnecken? Schließlich sind das alles Schädlinge und da ist es doch gut, dass die Spanische Wegschnecke wenigstens auch noch neben dem Gemüse ein paar Schneckeneier vertilgt.
Allerdings ist die Weinbergschnecke zum Beispiel alles andere als ein Kürbisblattfresser. Auch Salat gehört nicht zu ihrer Leibspeise. Vielmehr vertilgt sie … Unkraut! Und sie vertilgt auch abgestorbene Pflanzenreste. Gleiches gilt für die Hain Bänderschnecke sowie die gelben und rosafarbenen Gehäuseschnecken. Daher sollte man diese sogar schützen!
Allerdings nimmt die Anzahl der Spanischen Wegschnecke immer weiter zu, die der Gehäuseschnecken oftmals eher ab. Und das hat auch einen einfachen Grund. Das Tier ist einfach zu schleimig, die Haut zu ledrig und die Tiere schmecken so vielen heimischen Schneckenvertilgern schlicht und ergreifend nicht. Igel und Co. verschmähen somit meist die orangefarbenen Schleimer.
Was also tun gegen die Plage?
Der erste Einfall ist klar. – Vergiften! Schneckenkorn wird gern eingesetzt. Es sorgt dafür, dass die Tiere vertrocknen und verhungern, da sie keine Nahrung mehr aufnehmen können. Eine praktische Waffe also. Vorausgesetzt es befindet sich kein stehendes Gewässer in der Nähe.
Vor einigen Jahren verwandte ich noch Schneckenkorn, um meine Salatpflanzen zu retten. Eines Tages kam ich dann in den Garten und wunderte mich über eine Trübung des Wassers im Teich. Als ich dann genauer hinsah, erkannte ich eine größere Ansammlung von teils verendeten, teils stark geschwächten orangefarbenen Nacktschnecken im Uferbewuchs und innerhalb des flachen Wasserbereichs. Ein kurzer Blick auf die Packung und ins Internet offenbarte dann das nicht Offensichtliche. Das Schneckenkorn kann auf diese Art einen Teich schädigen und ihn sogar zum Umkippen bringen. Denn trotz der Tatsache, dass es hier relativ „umweltfreundliche“ Varianten gibt, bleibt das Schneckenkorn ein Gift.
Zum Glück konnte ich meinen Teich mit Hilfe von Teichtorf und einem Filter wieder retten, stellte dann jedoch unverzüglich die Schneckenkornattacken ein.
So war der Teich gerettet, nicht jedoch mein Salat. Es musste etwas anderes her.
Ich las schließlich von Bierfallen und stellte sie im Garten auf. Dazu nutzte ich einige alte Schraubgläser, versenkte sie im Boden und befüllte sie mit dem billigsten Gerstengebräu, das ich im Geschäft kaufen konnte. Der Erfolg stellte sich schnell ein. Zehn Schnecken in einer Falle an einem Tag waren keine Seltenheit. Sie schwammen im Bier und wehe, man leerte die Falle nicht nach spätestens zwei Tagen aus. Faule Eier sind nichts gegen den Geruch von Schneckenschleim und Gerstensaft…!
Massenhaft fanden sich Schnecken in den Fallen ein und es wurden von Tag zu Tag mehr Bierleichen. Irgendwann wurde ich dann skeptisch, denn so viele Tiere konnten doch gar nicht in meinem Garten leben. Schließlich erfuhr ich, dass eine Bierfalle scheinbar eine derartige Anziehungskraft auf die schleimigen Gesellen ausübt, dass sie aus teils hunderten Metern Entfernung angekrochen kommen. Kurz gesagt, ich hatte eine wahre Völkerwanderung ausgelöst und ein Ende war nicht abzusehen. Aus allen Gräben, Weinbergen, Nachbargärten, Gestrüppen und Löchern der Umgebung kamen sie gekrochen, um sich in meinem Garten einen hinter die Fühler zu kippen. Dem musste ich ein Ende setzen, zumal sich der Bierverbrauch von Tag zu Tag erhöhte. Und wenn ich die Fallen nicht regelmäßig neu befüllte, wandten sich die angelockten Schneckenscharen dann wieder vom Bier ab und dem Salat zu. Ich hatte dann etliche Gläser versenkt, einen täglichen Bierverbrauch von mindestens einem Liter, eine tägliche Aufgabe (Schneckenfallen leeren) – und dann trotzdem noch nicht mal mehr den Salat…
Ich grübelte nach, was ich tun konnte. Kurz keimte in mir die Idee auf, die gefräßigen Tierchen in einen anderen Garten zu locken, indem ich in einer Nacht- und Nebelaktion in jenem Garten einige Bierfallen versenkte und darauf hoffte, dass die Kriecher nach dem Bier die Salatbar jenes Gartens bevorzugen würden…
Ich entschied mich dann jedoch für eine andere Methode. Ich hatte fürs Erste genug der schleimigen Wesen auf dem Gewissen. Nun war es an der Zeit, den Tierchen Grenzen aufzuzeigen. Grenzen in Form eines Schneckenzaunes. Und mit ihm hatte ich eine nachhaltige Lösung gefunden. Ein solcher Zaun besteht aus einem etwa 20 Zentimeter hohen und 50 Zentimeter langen Blechstreifen, der an der Oberseite nach außen und unten gebogen ist. So entsteht ein Knick, den die Schnecken nicht überwinden können. Vier solcher Blechstreifen werden mit Eckteilen zu einem quadratischen Schneckenzaun verbunden, in dessen Inneren sämtliche Pflanzen vor Schneckenfraß sicher sind. Vorausgesetzt natürlich, man hat das Beet nicht mit Kompost aufgefüllt, in dem sich Schneckeneier befinden… Was es auch zu beachten gilt ist die Entfernung von Grashalmen, Stängeln oder Ästen rund um den Schneckenzaun, denn wenn es um leckere, zarte Gemüseblätter geht, sind Schnecken sehr erfinderisch und auch akrobatisch.
Es sind außerdem für einzelne Pflanzen Pflanzkringel erhältlich, die aus Kunststoff bestehen und ebenso einen schneckenresistenten Rand haben. Zusätzlich gibt es auch noch die Variante mit durchsichtiger Abdeckung, sodass der Anti-Schnecken-Kringel auch noch eine Art Frühbeetfunktion erfüllt.
Was Schnecken auch nicht mögen ist Kaffeesatz. Bringt man einen einige Zentimeter breiten Streifen frischen Kaffeesatzes rund um eine Salatpflanze aus, kann man davon ausgehen, dass sie verschont bleibt. Das hängt mit dem enthaltenen Koffein zusammen, welches für Schnecken sogar giftig ist. Auch trockenen Sand meiden sie. Allerdings liegt hier die Betonung auf dem „Trockenen“ Und trocken muss der Sand auch bleiben. Sobald er einmal feucht wird, hat die Schnecke ein leichtes Spiel.
Legt man Holzstücke aus, setzen sich an deren Unterseite auch meist einige der Tiere ab, nutzen sie als Unterschlupf. Auf diese Art kann man sie absammeln. Und es gibt Zeitgenossen, die die Tiere dann mit einem Spaten oder gar einer Schere zerteilen. Auch ich gehörte anfangs zu diesen Schneckentötern, nachdem ich mal wieder meine mühsam vorgezogenen Paprikapflanzen an die gefräßigen Biester verloren hatte.
Allerdings, so musste ich feststellen, kann diese Variante auch ein Schuss in den Ofen sein, ähnlich wie mit den Bierfallen. Denn eine tote Schnecke zieht Artgenossen magisch an, die sich dann an den Überresten ihrer Artverwandten laben. Und daher nahm ich bald wieder Abstand von dieser Methode.
Eine weitere und effektive Möglichkeit, der Spanischen Wegschnecke im Garten den Garaus zu machen, ist der Einsatz von Laufenten. Diese verspeisen auch die nicht so leckeren orangefarbenen Tierchen. Allerdings verschonen sie auch die Salatpflanzen nicht. Diese müsste man dann wiederum vor den Enten in Sicherheit bringen. Auch sind die scharfen Krallen an ihren Füßen alles andere als harmlos für die Folie eines Gartenteiches, in dem sie sich sicherlich gerne aufhalten würden. Ganz zu schweigen davon, dass die Enten den Bewuchs des Teiches zerstören würden.

Von daher hat sich bei mir die Variante bewährt, die Schnecken einfach vom Salat fern zu halten. Das ist die nachhaltigste Methode, man braucht weder Schneckenkorn, noch braucht man mit dem Spaten auf die Jagd zu gehen. Wenn man die Schnecken einfach auf Abstand hält, ist das am Effektivsten.
Getreu dem Motto: Ist die Schneck erst im Salat, frisst sie ihn ganz ohne Frag.

Christiane Loch
Author: Christiane Loch