Spekulationen auf Nahrungsmittel gehören sich nicht
Immer wieder treiben die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe. Mal ist es Getreide, mal ist es Mais, mal sind es andere Grundnahrungsmittel, die sich plötzlich weltweit massiv verteuern. Das ist allein durch Knappheitsfaktoren, etwa nach einer Missernte, kaum zu erklären. Die Preisexplosionen für Grundnahrungsmittel ist auf Spekulationen an den Terminbörsen in den USA, in Europa und in Asien zurück zu führen.
Vor allem Indexfonds und Hedge-Fonds haben in den vergangenen Jahren zunehmend Rohstoffe für sich entdeckt. Ein extremes Beispiel: 2010 wurde in London der komplette Kakaomarkt leer gekauft. Das trieb den Preis für den Rohstoff in die Höhe. Terminbörsen sind allerdings auch für Rohstoffe per se erst einmal nichts Schlechtes. Es gibt mittlerweile aber Zahlen, die zeigen, dass die Anzahl der Spekulanten in den vergangenen Jahr überproportional gestiegen ist. Für ein Funktionieren der Märkte wäre eine deutlich geringere Anzahl an Akteuren an den Rohstoffmärkten und Terminbörsen ausreichend.
Die Preise für Rohstoffe, die an den Terminbörsen erzielt werden, dienen als Referenzwerte für den gesamten Handel. Das heißt: Was an den Terminbörsen geschieht, bleibt auf den physischen Börsen nicht folgenlos. Vereinfacht ausgedrückt: Erwartet ein Händler heute schon, dass die Preise morgen steigen, ist er heute schon bereit, höhere Preise zu bezahlen, wenn diese voraussichtlich niedriger sind als die Preise morgen. Damit kommt eine Spirale in Gang, die letztlich auch beim Endverbraucher ankommt. Das hat auch zur Folge, dass Preisänderungen für Lebensmittel immer weniger im direkten Zusammenhang mit Erntezahlen oder Wetterereignissen stehen.
Spekulationen auf Lebensmittel haben auch zur Folge, dass sich viele Menschen in vielen Ländern manche Lebensmittel einfach nicht bezahlen können. Und das ist das eigentlich Fatale: Viele Menschen hungern, weil wenige andere Menschen Wetten auf Lebensmittel abschließen. Dagegen wehren sich viele Organisationen und soziale Gewerke.
Auf den Seiten von WEED wird das Thema Spekulation auf Rohstoffe bei aller eindeutiger Haltung doch recht neutral und informativ aufbereitet. Dort wird auch zusammen gefasst, was alles geschehen muss, damit die Rohstoffterminmärkte reguliert werden, was einer Spekulation mit Grundnahrungsmitteln entgegen wirken könnte:
• Handel auf Börsen oder über
• Für außerbörslichen (OTC) Handel hohe Sicherheitsleistungen
• Berichtspflicht mit öffentlichen Berichten
• Preisaufsicht und Preislimits
• Verhinderung exzessiver Spekulation und Positionslimits
• Verbot für Handel von Investmentfonds und von Eigenhandel
• Kontrolle der Spekulation der multinationalen Agrarkonzerne
• Transaktionssteuer auf Rohstoffterminhandel
Das Alles wird auch nachvollziehbar, wenn man sich dieses Video zum Thema anschaut:
Danach wird klar: Spekulationen auf Nahrungsmittel gehören sich nicht.
Lieber Schreiber, mir fällt dazu nicht viel ein, außer der Satz der US-amerikanischen Ultraliberalen – der immer wieder gerne zur scheinbaren Legitimation freier Marktmechanismen herangezogen wird: „Niemand kann das Recht haben, auf Kosten eines anderen zu leben.“ Dabei geschieht ja genau das, wenn man dem Finanzmarkt keine staatlichen Schranken setzt. Die Spekulanten leben auf Kosten anderer. Sie sind Sozialschmarotzer, die gesellschaftlich geächtet werden müssen. (Und nicht die Hartz4-Bittsteller, die uns die Medien zum Feindbild erklären.) Grüne Grüße – A.
Hallo A.Ronia,
wie ich immer sage, mit dem wasich heute kaufe, mache ich Politik und entscheide, wie morgen meine Welt aussieht. Geht keiner mehr im „Billigsupermarkt“ einkaufen, wo es „produzierte Nahrungsmittel“ gibt, dann wird es schwer sein, drauf zu spekulieren 😉
Danke für Deinen Kommentar.
Lieben Gruß Christiane
Ich denke es wird noch etwas länger dauern, bis evtl. solche Spekulationen vom Markt verschwinden. Doch aktuell gibt es noch keine im grossen ernst zu nehmenden Probleme mit den steigenden Preisen, zumindest hält der Grossteil der Menschheit noch still.
Wenn sich das ändern sollte, dann könnte das Umdenken beginnen. Oder wir kaufen mehr auf Märkten und direkt beim Erzeuger, dann entgeht man diesen Börsenpreisen dabei und die Erzeuger kommen besser mit Ihren Produkten über die Runden. Wenn man dann noch mehr Lebensmittel selber herstellt als fertig oder vorbereitet zu kaufen, dann kann man im täglichen Versuchen diesem Phänomen so gut als möglich aus dem Weg zu gehen. Ob das was hilft …
Gruss,
Jens
Ja genau Jens. Supermakt adé und Bauer ums Eck olé …
Das empfehle ich jedem, der die Möglichkeit hat … nicht jedr Städter kann zum Bauern fahren, klar … aber zum Glück kommt der Bauer ja auch in die Stadt …
Nicht nur auf die Wochenmärkte – ich sag nur „Ökokiste“ und mein persönlicher Lieblingslieferant (München) ist der Dachauer Biobauerndienst, Spitzenqualität zum super Preis … (www.biobauerndienst.de)