Sendeschluss! aus der Reihe Neues vom Grünschreiber

OLYMPUS DIGITAL CAMERAHier werden temporäre Superstars generiert, dort läuft ein sinnloses Gemetzel, auf einem anderen Programmplatz eine so genannte „Reality Doku“, die in Wirklichkeit weder „Reality“ enthält, noch eine „Doku“ ist. – Mittelmäßige Schauspieler spielen nach einem schlechten Drehbuch oberflächliche Rollen mit irrwitzigen Handlungen.
Das TV-Programm bietet immer mehr Masse, den Sendeschluss kennt man schon lange nicht mehr. – Leider! Denn es wäre besser, man hätte ihn belassen und dafür mehr Qualität und weniger Quantität gewährleistet.
Also mache ich mir meinen persönlichen „Sendeschluss“. Die Glotze bleibt öfters mal aus. Das spart nicht nur Strom, sondern bietet erst die Möglichkeit, anderweitig „auf Empfang“ zu gehen. Denn es wartet eine Welt dort draußen, die es zu entdecken gilt!Die Natur bietet immer noch das beste Programm, ganz ohne Werbeunterbrechungen und ohne Pay-TV. Sie bietet eine Reality Doku, die ihren Namen auch verdient, die echte Schauspieler beinhaltet und deren Drehbuch das Leben und die Natur selbst geschrieben hat. Sie enthält Action-Szenen, Romanzen, Dramen, Komödien – und auch Science-Fiction-Fans kommen auf ihre Kosten bei der Reise in bisher unbekannte Welten…

Denn wenn man sich so umschaut und genau hinsieht, tut sich einem tatsächlich eine neue Welt auf.

[caption id="attachment_2201" align="alignright" width="300"]Admiral Foto: Grünschreiber Admiral
Foto: Grünschreiber[/caption]

So erlebte ich letztens eine besondere Vorstellung. Schauplatz war eine Malve, die in voller Blüte stand. Da kamen Honigbienen angesummt, Erdhummeln und andere Wildbienen gesellten sich dazu. Doch es waren keine gewöhnlichen Exemplare der Hautflügler. Vielmehr waren die Tierchen übersät vom Samen des Lebens, Pollen hatten sich in den behaarten Teilen ihrer Körper verfangen, um sich zu verbreiten. Die Bienen an sich sahen damit relativ albern aus. Doch das war ihnen egal, Hauptsache sie ergatterten den süßen Nektar.
Es war das pure Leben, das ich hier zu Gesicht bekam, die bunte, farbenprächtige Lebendigkeit. Auch ein Käfer saß mitten in der Blüte und genoss den süßen Saft des Lebens.
Neben ausgewachsenen Insekten hatte sich hier auch Nachwuchs eingefunden, der den Stängel der Malve empor kroch. Es war die Larve eines Marienkäfers, die bekanntlich massenweise Läuse vertilgt. Mein Herz schlug höher, als ich das sah, denn ganz in der Nähe der Malve steht ein Broccoli, der ein wenig unter dem Befall von Blattläusen zu leiden hat.
Die Marienkäfer-Larve würde vielleicht den Weg zum Broccoli finden und ihn von den Schädlingen befreien.
Die Rettung schien nahe. Alles schien perfekt!
Bis… – Ja, bis plötzlich inmitten des satten Grüns hinter dem Marienkäfer-Nachwuchs etwas auftauchte. Monsterartig betrat es die Bühne, war deutlich größer als die arme Larve. Auf acht langen, stelzenartigen Beinen war es den Stängel der Malve hinauf stolziert. Jenes Raubtier schien in Lauerstellung zu gehen und mir rutschte das Herz in die Hose. Sie würde doch nicht, diese Spinne…?
Die arme Larve und was würde dann aus meinem Broccoli?
Ich hielt meine Kamera auf den vermeintlichen Tatort und würde es in jedem Fall festhalten, sollte hier ein Mord geschehen. Einen Moment lang schien die Spinne wie eingefroren da zu stehen. Dann bewegte sich etwas. Doch es war nicht jene Spinne, sondern eine weitere ihrer Art. Sie kam ebenso anstolziert, positionierte sich auf der anderen Seite der vermeintlichen Beute.

[caption id="attachment_2202" align="alignright" width="300"]Sendeschluss Überlebenskampf?
Foto: Grünschreiber[/caption]

Was ging hier vor sich? Würde es nun zu einem Kampf um die Larve kommen? Oder würde eine Spinne das Feld räumen? Und was tat eigentlich die Larve des Marienkäfers? Die saß da, offenbar seelenruhig, völlig unbeeindruckt und steif. Oder war sie sehr wohl beeindruckt und bewegte sich deshalb nicht? Hatte sie die Lunte gerochen und stellte sich nun tot?
Es dauerte einen Moment, bis die zweite Spinne wieder von der Bildfläche verschwand. Die erste ging nun jedoch in Richtung der Larve… Sie näherte sich immer weiter und ich wartete auf den Biss, den Todesstoß, das Ende der Larve und somit des potentiellen Broccoli-Retters.
Die Spinne lief schnurstracks auf die Larve zu. – Und dann daran vorbei! Offenbar hatte sie entweder die Beute nicht bemerkt, oder sie wusste sehr genau, dass es sich um eine Marienkäfer-Larve handelte. Hatte sie vielleicht Respekt vor dem Tierchen? War es die rötliche Färbung auf dem Rücken und die stachelige Haut, die vielleicht signalisierte: „Achtung, ich bin giftig oder doch zumindest eklig!“? Ich weiß es nicht. Aber viele Tiere handeln so und retten sich dadurch mitunter den Hals. Gifttiere oder solche, die ungenießbar sind, tragen meist Signalfarben. Es gibt aber auch solche, die nur giftig oder ungenießbar wirken wollen. Schwebfliegen imitieren zum Beispiel das Aussehen von Wespen. Wer solche Streifen sieht, wird abgeschreckt. Wespen können stechen, sind giftig. Also lässt man als Räuber besser mal Schnauze oder Schnabel weg von allem, was gelb-schwarz gestreift ist. Auch wenn die Schwebfliege anders fliegt, als eine Wespe und sich auch in Größe und Körperform von der Wespe unterscheidet. Besser mal nichts riskiert und lieber etwas ohne Signalfarben erbeuten. Schwebfliegen können weder stechen, noch sind sie giftig. Das wissen viele Räuber aber nicht. Nur manche haben den Braten gerochen, können die echte von der falschen Wespe unterscheiden.

Ich begebe mich nach diesem spannenden Treiben zum Schmetterlingsflieder ganz in der Nähe. Er ist Anziehungspunkt für unzählige Falter, auch den Schwalbenschwanz. Der flattert umher, zusammen mit dem Admiral. Letzterer ist ein Wanderfalter. Er zieht im Herbst in den Süden, kehrt im Frühjahr über die Alpen wieder zurück in nördlichere Gefilde. Denn der Admiral kommt mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nur schwer klar. Wogegen der Zitronenfalter – anders als die Frucht, nach der er benannt wurde – absolut winterfest ist. Er besitzt eine Art biochemisches Frostschutzmittel, mit dem er sich gegen Minusgrade gut wappnen kann.
Während ich weiter das Treiben am Flieder beobachtet und später mein Gemüse gegossen habe, geht die Sonne schließlich unter. Der Himmel glüht in seinen schönsten Orange-Tönen und die Dämmerung bricht schließlich über die Welt herein.
Die Nachtfalter wechseln die Tagfalter ab, gefühlte zehntausend Blutsauger – Vampire – kommen mit einem nervtötenden Surren aus den Hecken und Bäumen geflogen, um sich am Muncie Community british boarding schools ’s performance of this agreement is subject to existing laws and legal process, and nothing contained in this agreement is in derogation of Muncie Community british boarding schools ’s right to comply with governmental, court and law enforcement requests or requirements relating to your use of the Muncie Community british boarding schools Web Site or information provided to or gathered by Muncie Community british boarding schools with respect to such use. Blut ihrer Opfer zu laben. Da hilft auch der Knoblauch nichts, der ganz in der Nähe wächst. Aber vielleicht die Tomatenblätter, deren Duft die Stechmücken ein wenig vertreibt? – Nein, es sind einfach zu viele und offenbar sind sie auch noch nasengeschädigt.
Allen Widrigkeiten zum Trotz habe ich mir vorgenommen, mir heute die Spätvorstellung anzuschauen und anzuhören. Dazu habe ich tatsächlich einen speziellen Empfänger benötigt, da hier meine Ohren nicht ausreichen. Ich habe mir ein paar Kopfhörer aufgesetzt und stehe nun da, lausche in die hereinbrechende Dunkelheit. Vor einer dreiviertel Stunde ist die Sonne untergegangen und allmählich müsste die Vorstellung beginnen… Während man im Theater darauf wartet, bis sich der Vorhang öffnet, warte ich hier draußen, bis sich der Vorhang schließt und nur noch sehr wenig Licht die Landschaft erhellt.
Schließlich kann ich ihn hören, jenen „Schrecken der Nacht“, der sich mit einem für menschliche Ohren unhörbaren Geräusch nähert. Glücklicherweise trage ich ja den Übersetzer auf den Ohren, der mir ein eindeutiges Platschen und Klackern offenbart. Was zunächst die akustischen Signale ankündigten, sehen nun auch meine Augen. Es klingt fast, als wäre ein Wesen aus einer anderen Welt gelandet.
Aus dem Geäst der Fichten kommen sie nach und nach heraus geflattert, rasen dicht über meinen Kopf hinweg und gehen auf die Jagd. Viel zu schnell für die Kamera. – Fledermäuse! Sie sind auf der Suche nach einem leckeren Proteinhappen. Nacht- und dämmerungsaktive Insekten – Nachtfalter, Käfer und Mücken – stehen auf ihrem Speiseplan.
In ihrer Wochenstube werden im August die Jungtiere geboren und wachsen bis in den Herbst soweit heran, dass sich die Tiere im Winterquartier niederlassen können. – In einem Keller, einem Speicher oder anderen, frostfreien aber auch nicht zu warmen Gebäuden. Dort hängen sie den ganzen Winter ab, um im Frühling wieder in ihre Sommerquartiere umzuziehen.
Leider gibt es immer weniger Quartiere für den Sommer und vor allem den Winter. Das ist die Kehrseite vom Klimaschutz und der damit verbundenen Hausdämmung. Viele Unterschlupfe werden zugedämmt. Dabei gibt es auch Möglichkeiten, einen Spaltkasten als Sommerquartier oder sogar einen „Höhlenstein“ für den Winter in eine Hausdämmung zu integrieren. Oder man kann den Tieren mit Hilfe von Spaltkästen in Bäumen eine Sommer-Unterkunft bieten.
Doch Fledermäuse haben immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen. Viele bringen die Tiere bewusst oder unbewusst mit Vampiren in Verbindung. Dabei haben sie mir ihnen nur sehr wenig gemein, saugen kein Blut!
Blutsauger gehören vielmehr zu ihrem Beutespektrum. Denn Fledermäuse sind nicht nur sehr interessant, sondern auch nützlich. Sie erbeuten auch Stechmücken!

Apropos Blutsauger… Während ich so da stehe, wild um mich schlagend und die unzähligen Stiche kratzend, hoffe ich, dass sich noch mehr der Fledertiere hier ansiedeln mögen. Kost und Logis wären gratis, ich würde mir auch besondere Mühe mit dem Sommerquartier geben – einem weiteren Fledermaus-Spaltkasten aus gutem Holz und mit Lack auf Leinölbasis gestrichen…

Christiane Loch
Author: Christiane Loch