Na dann – prosit Neujahr !!!!
Wieder beginnt ein neues Jahr und wie es scheint, wird vieles teurer. Die PKW-Maut – jenes ökologisch sinnfreie Modell – wird uns alle wohl sehr bald beglücken. Die Lebensmittelpreise werden steigen, ebenso die Mietkosten und die Energiekosten. Wie oft werde ich dann wieder an der Tankstelle in meinem Wohnort vorbeifahren und dort massenhaft Autos stehen sehen, die den Verkehr aufhalten, weil hier das Benzin nur 1,47 € kostet, während es rundherum zwei Cent teurer ist. 2 Cent pro Liter, das macht für eine Tankfüllung von 40 Litern stolze 80 Cent! Für jene Ersparnis fährt man natürlich gerne die zwei Kilometer mehr, um zu tanken und stellt sich in eine nicht enden wollende Autoschlange, hält durch den Rückstau auch noch andere Autofahrer auf, die gar nicht tanken wollten, nun aber trotzdem an der Tankstelle zum Stehen gekommen sind… 80 Cent sind 80 Cent – und Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist.
115 Millionen Euro sind mehr als Kleinvieh. Doch laut dem Verband der Pyrotechnischen Industrie wurde im Jahr 2012 so viel Geld in Raketen, Böller, Heuler und Raketen-Batterien in Deutschland investiert. In wenigen Minuten werden dabei pro Otto-Normal-Bürger locker 100 Euro abgefackelt. Einige Male rumst es, dann heult es, dann zischen Raketen in die Höhe, die derjenige, der sie abgeschossen hat, von seiner Position ohnehin nicht in ihrer Pracht erkennen kann. Und dann war’s das. In 10 Minuten 100 Euro verpulvern ist doch mal ein guter Schnitt. Und zwar verpulvern im wahrsten Sinne des
Wortes. In den Feuerwerksartikeln steckt einiges drin. Während man das ganze Jahr über in den Städten nach jedem Mikrogramm Feinstaub Ausschau hält, Drucker und Kopierer mit Filtern ausstattet, Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden erteilt, werden an Silvester Tonnen an Feinstaub und Gift in die Atmosphäre geblasen. Die bunten Farben des Feuerwerks können nicht darüber hinweg täuschen, dass in dem Feinstaub keine gesunden Farbstoffe drin stecken, sondern Schwermetalle und andere Giftstoffe. Das ganze Jahr über wird zu Recht der Klimaschutz vorangetrieben, um dann am letzten Tag des Jahres noch mal schön etwas abzulassen. Mir ist keine Statistik bekannt, doch sicherlich sind es auch Tonnen an Treibhausgasen, die durch die Verbrennung hier in die Luft geblasen werden. Kurz gesagt, was hier stattfindet, ist ökologisch wie ökonomisch zumindest recht fragwürdig.
Ganz davon abgesehen… Haben Sie sich einmal gefragt, wie sich eine schlafende Schwarzamsel fühlt, wenn ihr mitten in der Nacht plötzlich die Silvesterrakete „Funkenregen 3000“ um die Federn fliegt? Sie reagiert schockiert, fliegt panisch im Dunkeln davon, obwohl sie ja in der Dunkelheit eigentlich nichts sieht. Überall blitzt und knallt es. Sie fliegt in Richtung des großen Walnussbaumes, den sie kennt, versucht sich zu orientieren, als direkt neben ihr eine knallende und heulende Feuerkugel auftaucht und sie wieder zum Richtungswechsel zwingt. Doch egal in welche Richtung sie fliegt. Überall kommen diese Feuerkugeln angeflogen, heult und stinkt es. Sie sieht den Handy-Sendemast zu spät und kollidiert in vollem Flug mit ihm, stürzt in die Tiefe. Und somit ist das neue Jahr für sie schon gelaufen…
Doch nicht nur Vögel durchleben die Hölle, während wir Menschen das neue Jahr feiern. Auch andere Wildtiere. Rehe, Hasen, Marder & Co. rennen panisch davon, wenn es plötzlich kracht, zischt pfeift und blitzt. Das Schlimme ist, dass auch sie nicht mal im Feld sicher sind vor Kanonenschlägen und Heulern. Folge davon ist, dass sie orientierungslos und panisch durch die Gegend laufen.Kollisionen mit einem Auto sind keine Seltenheit. Aber auch ohne, dass ein Auto involviert wäre, können sich Tiere böse verletzen.
Auch Haustiere sind alles andere als glücklich über die plötzliche Flut an Lärm und Licht. Hunde fangen panisch an zu bellen und zu heulen. Katzen verkriechen sich unter dem Bett oder hinter dem Schrank – oder sie laufen panisch davon, wenn sie Freigänger sind, mit all den Risiken, denen auch die Wildtiere ausgesetzt sind. Silvester ist also auch für Haustiere absolut kein Zuckerschlecken.
Der Tag nach dem großen Geballer ist der Tag des Mülls. Tonnen an Böller-Resten liegen wieder in den Straßen, wo sie von Anwohnern oder der Straßenreinigung beseitigt werden müssen. Es landen aber auch Unmengen an Feuerwerks-Müll im Feld und in der Natur, welche keiner zusammenfegt. Somit können sie dort verrotten, ihre Giftstoffe ungehindert in den Boden abgeben und die Landschaft verschandeln.
Und es sind die Meldungen von abgerissenen Gliedmaßen aufgrund Billig-Böller aus dem Osten oder Verletzungen aufgrund falscher Handhabung, die die Stimmung nach dem großen Fest eintrüben. Meldungen über Brände, die aufgrund von Silvesterraketen ausgelöst wurden…
Die Tradition des Feuerwerks ist eine Tradition der Geistervertreibung. In Island brennen beispielsweise die Elfenfeuer – Böller und Raketen sind dort die Ausnahme.
Doch bei uns muss es knallen, stinken, blitzen und heulen.
Ist es das wirklich wert? Müssen wir wirklich die extrem lauten China-Kracher zünden, oder reicht auch nur ein normaler Knallfrosch? Müssen wir früh morgens, Stunden nach dem eigentlichen Feuerwerk, noch Böller in die Kanalisation werfen, damit es auch so richtig schön rumst und alle Leute in der näheren Umgebung geschockt aus dem Bett hochschrecken? Müssen es diese Unmengen an Böller und Raketen sein, oder reicht nicht auch nur eine Salve von 12 Raketen? Müssen wir uns gegenseitig tatsächlich stets überbieten im schwarzpulverträchtigen Arsenal?
Das ist nicht der Grund fürs Böllern? – Doch was genau ist der Grund? Ist es, weil es alle machen, weil man an Silvester eben ein Feuerwerk abbrennt?
Nun – müssen wir etwas so tun, weil es schon immer so getan wurde? Unsere Vorfahren waren Baumbewohner, haben sich dann aber auf die Erde gewagt und den aufrechten Gang erlernt. Veränderung kann ein großer Vorteil sein und Gutes mit sich bringen.
Vielleicht spielen wir lieber ein Gesellschaftsspiel, als Böller in die Luft zu jagen und Tiere zu erschrecken? Vielleicht machen wir ein Silvester-Grillen, lassen um Mitternacht Himmelslaternen aufsteigen, anstatt die Umwelt mit Schwermetallen zu vergiften? Wir stecken das Geld, das wir fürs Feuerwerk ausgegeben hätten besser in ein gutes Essen, erzeugen so ein Feuerwerk der Geschmacksnerven? Wir gehen tanzen und feiern so ins neue Jahr? Oder aber wir besuchen einfach eine der öffentlichen Silvesterfeiern, wo uns auch ein Feuerwerk geboten wird?
Vielleicht wäre das ein leicht umzusetzender Vorsatz fürs nächste Silvester?
Also dann: Prosit Neujahr – Uns allen ein glückliches und gesundes Jahr 2014!
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