Ostern – das Fest der Wiederauferstehung, zugleich Startschuss für die neue Existenz, die jedes Frühjahr hervor bringt. Zeit auch, im Garten wieder einiges zu tun. Warum beides eigentlich nicht vereinen? Warum nicht die Wiedergeburt der Natur im Garten mit den eigenen Anbaumethoden verbinden?
Die Permakultur ist ein Beispiel dafür, wie man Natur und Kulturpflanzen miteinander verknüpfen kann. Wenn man sich so umschaut, könnte man heutzutage meinen, die Natur sei der Feind des Menschen und des Gärtners. Da werden Horden von Schnecken mit Schneckenkorn ausgelöscht, Ameisenhaufen werden mit Giftködern bestückt. Man packt die Chemiekeule aus, um Blattläusen, so genannten Unkräutern & Co. den Garaus zu machen. Die Natur ist der Feind und der Fachhandel hat die geeigneten Waffen dagegen.
Doch dabei geht eines vollkommen vergessen: Wir sind Teil der Natur. Jedes Tröpfchen Unkraut-Ex und jede chemische Keule gegen Blattläuse kommen zurück wie ein Bumerang. Sicher sind es keine tödlichen oder direkt gesundheitsschädlichen Mengen, die im Boden oder dem Grundwasser landen, wenn man mal wieder Gras und Brennnesseln mit Hilfe eines Giftcocktails vernichtet hat. Doch steter Tropfen höhlt den Stein – ein steter Tropfen Gift führt irgendwann auch zur Vergiftung und somit zu gesundheitlichen Folgen für den Konsumenten von selbst angebautem Gemüse oder Obst. Ganz zu schweigen von den Folgen, die durch die Gifte in der Natur entstehen.
Warum also die Natur bekämpfen, genau das, was uns entstehen ließ und was uns am Leben erhält? Die Natur ist ein guter Freund und man sollte eben nur wissen, wie man sie behandeln und ihre Eigenschaften nutzen kann. Das kann nur mit Respekt vor der Natur geschehen und mit dem Wissen, wie eigentlich die Natur funktioniert.
Kompost ist das Gold des Gärtners und es ist der erste Bestandteil der Permakultur. Und damit ist nicht nur die Rede vom Kompost aus irgendeinem Kompostwerk. Vielmehr wirft ein Garten ja immer Grünabfälle ab. Gemähtes Gras, Unkräuter, Laub im Herbst, überschüssige Früchte oder abgeerntete Pflanzen.
Alles zusammen landet im besten Fall auf einem kleinen Komposthaufen. Dieser sollte sich nicht in praller Sonne befinden, sodass er nicht austrocknet. Und es sollte genügend Regenwasser auf den Komposthaufen fallen. Das genügt schon, wenn die Mischung stimmt. Frisches und grünes Material passt zusammen mit grobem und trockenem Material. Die richtige Mischung macht’s, ein wenig zu Experimentieren ist hierbei sinnvoll. Wenn die Mischung stimmt, bekommt man binnen eines Jahres guten und nährstoffreichen Kompost. Zu beachten ist einzig, dass man keine von Krankheiten befallenen Stiele (z.B. Schwarzfäule an Tomaten), keine Samen oder Wurzeln von Unkräutern (z.B. Disteln oder Giersch) und keine schwer verrottenden Materialien (z.B. Blätter der Walnuss) mit auf den Kompost packt.
Doch nicht nur mit Hilfe des Komposts kann man die Nährstoffe aus dem Garten in einer Art Kreislauf im Garten halten. Eine weitere Möglichkeit ist es, eine Mulchdecke unterhalb von Pflanzen aufzubringen.
So gedeihen beispielsweise Himbeeren sehr gut, wenn man eine etwa 2-3 Zentimeter dicke Mulchdecke unterhalb ihrer Ruthen aufbringt. Diese kann aus Rasenschnitt und anderen Grünabfällen bestehen. So stellt sich mit der Zeit ein Kreislauf ein, wie er auch in den Wäldern seit Jahrmillionen so stattfindet. Laub fällt zu Boden, zersetzt sich, Nährstoffe werden freigesetzt, wieder von den Bäumen aufgenommen, die Bäume bilden neues Laub, es fällt wieder im Herbst ab und der Kreislauf beginnt von vorn. Warum dieses Prinzip nicht nutzen? Es kann nicht so falsch sein, wenn es seit Jahrmillionen auf dieser Erde einwandfrei funktioniert. Ein weiterer Vorteil, neben der Nährstoffversorgung, ist außerdem die Feuchthaltung des Bodens. Es muss deutlich seltener gegossen werden. Außerdem entwickeln sich keine oder nur wenige Unkräuter, weshalb das Jäten wegfällt. Und man hat einen weiteren Vorteil. Der Boden wird mit der Zeit derart locker, dass ein Umgraben gar nicht mehr nötig ist.
Eine weitere Möglichkeit, Pflanzen mit Nährstoffen zu versorgen, ist der Einsatz von Pflanzenjauche. Man befüllt zum Beispiel einen Eimer zu einem Drittel mit Brennnesseln. Dann füllt man zwei Drittel Wasser auf. Diese Brühe bleibt dann eine Woche stehen. Aus der Mischung bildet sich eine relativ streng riechende, aber sehr wirksame Jauche, für die beispielswiese Tomaten sehr dankbar sind, da ihnen dadurch ein Wachstumsschub beschert wird
Ein weiterer Bestandteil der Permakultur ist auch unter anderem die Ansiedlung von Nützlingen, die gegen Schadinsekten einiges bewirken können. Hat die Kohlmeise einen Nistkasten und zieht im Garten Junge auf, wird sie die Blattlauskolonien an den Bäumen beseitigen. Haben Ohrwürmer einen Unterschlupf, werden sie den Läusen ebenso den Garaus machen. Durch eine naturnahe Bewirtschaftung und genügend Unterschlupfmöglichkeiten, werden sich auch bald Florfliegen und Marienkäfer einstellen. Sie leisten in Sachen Schädlingsbekämpfung ebenso gute Dienste. Alle haben jedoch eins gemeinsam: Sie vertragen ebenso wenig das Pestizid, das man einsetzt, um die Blattläuse zu tilgen. Man tilgt mit dem Pestizid nicht nur die Schädlinge, sondern auch die Nützlinge. Daher ist eine natürliche Bewirtschaftung auch sehr viel nachhaltiger, als sich in regelmäßigen Abständen wieder ein teures Spritzmittel zu kaufen.
Auch Mischkulturen spielen bei der Permakultur eine Rolle. Man sollte darauf achten, welche Pflanze sich neben welchem Partner wohl fühlt. Oftmals gibt es sogar schützende Wirkungen. Möhren und Zwiebel halten sich beispielswiese gegenseitig die Fliegen vom Leibe. Bei Tomaten und Kohl ist es ähnlich.
Einem Gärtner, der gerne möglichst viel Gemüse anbauen möchte, fehlt oftmals auch der Platz. Und da muss er sich entscheiden, ob er nun sechs verschiedene Erdbeersorten pflanzt und den Platz für insgesamt 36 Erdbeeren nutzt, anstatt ihn noch für Him- oder Allackerbeeren zu verwenden. Das muss aber nicht unbedingt sein. Der Garten ist schließlich nicht zwei- sondern dreidimensional. Warum nicht auch nach oben die Flächen nutzen. In meiner neuen Erdbeer-Pyramide finden insgesamt genau jene 36 Erdbeerpflanzen Platz. Dabei handelt es sich um die Sorten Pegasus, Mieze Schindler, SengaSengana, Korona, Honeoye und VimaZanta. Wobei hier auch noch einzelne Kästchen frei geblieben sind, in denen die selbst gezogene Weiße Monatserdbeere ihren Platz finden wird. Dadurch habe ich nicht nur viel mehr Platz gewonnen. 36 Erdbeerpflanzen wachsen hier schließlich auf einer Fläche von 4 Quadratmetern. Vor allem wachsen die Pflanzen luftig, im Gegensatz zum Platz direkt auf der Erde. Dadurch bleibt ihnen vielleicht der eine oder andere Grauschimmel erspart. Auch vor Nacktschnecken sind die Früchte später zwar nicht gefeit, aber doch sicherer als direkt auf der Erde.
Denn meiner Erfahrung nach bleiben die Schnecken gerne auf der Erde und kriechen nur ungern ein Stück weit frei ersichtlich für Vögel & Co. auf dem Präsentierteller umher. Außerdem muss man sich beim Pflücken der Beeren nicht so bücken, behält eher einen Überblick. Ein weiterer Vorteil war in meinem Garten die Tatsache, dass ich den Boden durch die Pyramiden-Lösung nicht umgraben musste. Der Boden ist an dem jetzigen Standort sehr feucht aber auch sehr klebrig und lehmig…
Für die Allackerbeeren – die Urform der Himbeere, die als Bodendecker wächst – bleibt dadurch auch noch ein schönes Plätzchen und auch für zwei weitere Himbeerpflanzen.
Doch nicht nur Erdbeeren lassen sich auf diese Art anbauen.
Hochbeete sind allgemein eine gute Möglichkeit, die dritte Dimension auszunutzen und Platz zu sparen. Ein Hochbeet, hergestellt aus Einwegpaletten die nach einmaliger Nutzung ohnehin im Müll gelandet wären, wird in Kürze mit Kompost aus dem Kompostwerk befüllt. Und darin werden dann Highland Burgundy Red wachsen – Rote Kartoffeln, die ursprünglich aus Schottland stammen. In den Zwischenräumen der Paletten werden einige Salatpflanzen ihr Plätzchen finden, ebenso die Kapuzinerkresse, die als natürliches Abwehrmittel gegen den Kartoffelkäfer gilt. Vorteile finden sich auch hier. Das Hochbeet heizt sich eher auf, als ein Beet im Boden. Eine Bearbeitung des Bodens ist außerdem für den Anbau von Kartoffeln auch hier nicht nötig.
Kurzum: Es gibt sehr viele Vorteile, die eine vertikale Anbaumethode mit sich bringt. Der Kreativität sind dabei nur sehr wenige Grenzen gesetzt. Und auch hier gilt es, zu experimentieren. Wie die Natur, die im Laufe der Evolution die richtigen Methoden gefunden hat. Lernen wir von ihr, denken wir nachhaltig und langfristig. Und somit wird die Natur, der man heute oftmals so feindlich gegenüber steht, zu einem verlässlichen und helfenden Partner.
Wir sind Teil der Natur, die in Jahrmillionen Evolution so viel unterschiedliches Leben und Lebensräume hervor gebracht hat. Hören wir ihr einfach zu, schauen wir sie uns an. Lassen wir sie im Garten wieder auferstehen. Denn wir können sehr viel von ihr lernen.