Es ist unglaublich, wie wir Menschen uns immer und überall über die Natur hinwegsetzen. Anstatt mit ihr zusammen zu arbeiten, pressen wir Mutter Erde in unsere Vorstellungen und Überzeugungen. Ein schönes Beispiel dafür stellt der Flussbau dar. Bereits das Wort als solches zeugt davon, dass der Mensch die Erde industrialisiert: „Einen Fluss bauen“.
Als Fachgebiet der Wasserwirtschaft wird Flussbau an Universitäten und Hochschulen gelehrt. So wird von Generation zu Generation Wissen weitergeben, wie man ordentliche Staudämme, befestigte Uferböschungen und stauende Wehre baut. Von letzteren existieren allein in Deutschland über 60.000. Hinzukommen laut der Internationalen Kommission für große Talsperren circa 311 Talsperren und Stauseen, die vom Eingriff der Menschen in die Natur zeugen. Mit Stahl und Beton werden so die Flüsse seit Jahrzenten vom Menschen in Lauf, Fließgeschwindigkeit, Tiefe und anderen Kriterien reguliert. Hinzu kommt die Bebauung von Uferflächen und Flutbecken.
Und jetzt wundert sich noch jemand, warum die Überschwemmungen immer mehr zerstören und warum es immer wieder zu Hochwassern kommt? Die Flusslandschaft gleicht vielerorts einem Rohrleitungssystem. Hauptsache geradeaus und genügend Platz für den Schiffsverkehr!
Es geht auch anders: Naturnaher Flussbau…
Eine Alternative zum industriellen Flussbau stellt der natürliche Flussbau dar. Ähnlich wie ein Biber seinen Unterschlupft erschafft, können Ufer mit Lebendmaterialen und Erde befestigt werden. Mit ganz normalen großen Steinen können natürliche Flussrinnen entstehen, die das Ufer schonen und das Wasser sich natürlich bewegen lassen. Zudem ersetzen sogenannte Wasserrampen (auch Pendelrampen genannt) die Sperren der Wehre. Der ganz große Vorteil, der dabei entsteht: das Wasser fließt ursprünglicher und natürlicher. Durch die Verwirbelung des Wasser nimmt es mehr Sauerstoff auf und reinigt sich selbst. Und die Fische danken es uns mit mehr Nachwuchs und Artenreichtum, dass sie wieder Flussaufwärts schwimmen können. Denn so will es auch die EU, deren Wasserrahmenrichtlinie die Mitgliedsstaaten auffordert, dass alle Flüsse bis 2015 für Fische durchgängig gemacht werden.
… seit über 100 Jahren!
Die Idee, den Fluss natürlicher zu gestalten, existiert schon sehr lange. Der österreichische Naturforscher Viktor Schauberger verwies bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts darauf, dass die Verwirbelung die natürliche Bewegungsart des Wassers ist. Hierdurch reguliert und reinigt sich ein Fließgewässer von innen. Seine Ideen setzen heute bereits einige wenige Flussbauer im naturnahen Flussbau um. In der deutschen niederschlesischen Oberlausitz beispielsweise Flussbauer Gerd Stellmacher und in Österreich einer der großen Vorreiter, Gewässermeister Otmar Grober, über den ihr im folgenden Interview mehr erfahren könnt.
Otmar Grober und Gerd Stellmacher machen es uns vor, dass ein Blick in die Vergangenheit helfen kann, die Zukunft für uns schöner zu gestalten – ohne der Natur die Natürlichkeit rauben zu müssen!
Weiterführende Links:
Mehr zum natürlichen bzw. naturnahen Flussbau könnt ihr im Beitrag des ZDF „Die Flussflüsterer“ erfahren: ZDF Mediathek – Die Flussflüsterer
Wikipedia: Viktor Schauberger
„DENN, WIR MÜSSEN ZUERST EINMAL BEGREIFEN, DAS WIR EIGENTLICH DIE TRÄGER DES WASSERS SIND, MIT DEN PFLANZEN, MIT DER BELEBTEN WELT.“
Wow! Danke für diese Worte, Otmar Grober,, *
Flussbegradigung, Abholzung (Bewirtschaftung durch Monokultur) und die dadurch fehlende Bremswirkung kleinerer Flüsse und mangelnde Absorptionsfähigkeit großer Landstriche führt enorme Wassermassen in zu kurzer Zeit den Tälern zu und bedingt so – seit mehr als einem Jahrhundert – immer gravierendere Überschwemmungen.
Mehr dazu auch in meinem Artikel: https://wasserundgeometrie.wordpress.com/2013/06/05/instream-river-training-hochwasserschutz *
LG, D.
Hallo,
interessante und informative Beiträge hier, super. Habe längere Zeit als stiller Gast nur mitgelesen und mich jetzt mal angemeldet.
Ich würde mich freuen, wenn ihr bei Gelegenheit auch einmal auf meinem Blog zum Thema Textilreinigung vorbeischauen würdet.
Alles Liebe
Herbert
Grasflecken