Kennen Sie das auch? Am Abend läuft ein Fußball-Spiel oder ein Krimi. Sie sind schon gespannt. Und was passt zu einem solch spannenden Abend? Vielleicht ein gutes Bier, in jedem Fall eine Tüte Chips.
Sie setzen sich also vor den Fernseher, öffnen die Tüte und kosten die frittierten Kartoffelscheiben. Heute haben Sie extra zur Feier des Tages eine neue Sorte gekauft. Der erste Chip schmeckt doch sehr gewohnheitsbedürftig. Doch ein zweiter kann nicht schaden. Der schmeckt schon besser. Beim Dritten sind die geschmacklichen Bedenken verschwunden. Mehr noch! Sie bekommen Lust auf den vierten, fünften und sechsten Chip… Doch Sie haben sich auch vorgenommen, nicht so viel zu essen, sich einzuteilen. Also werden Sie gleich die Chipstüte schließen und für den nächsten Tag aufheben. Nur noch eins, zwei Chips und das wars dann… Oder? Vielleicht noch ein paar. Die Hälfte der Tüte könnte man ja doch essen…
Als das Fußballspiel in die Verlängerung geht, stellen Sie fest, dass die Tüte nun doch nicht mehr halb voll ist, sondern nur noch zu ein Viertel gefüllt…
Der gute Vorsatz war da – der Geist war willig, doch das Fleisch war schwach, könnte man nun sagen…Doch ganz so unbeteiligt waren auch die Chips nicht. Denn zunächst einmal schmeckten sie ja anfangs doch recht gewohnheitsbedürftig. Nach dem dritten Bissen waren sie jedoch plötzlich gut. So gut, dass man gar nicht mehr aufhören konnte, sie zu essen. Das Verlangen danach stieg immer mehr, bis mehr als die Hälfte der Tüte leer gefuttert war.
Was bringt uns dazu, Dinge, die uns anfangs überhaupt nicht sonderlich gut schmecken, nach einigen Bissen als so gut zu empfinden, dass wir gar nicht mehr aufhören können, sie in uns hinein zu stopfen?
Die Antwort besteht aus der Geheimwaffe der Lebensmittelindustrie. Sie lautet: Geschmacksverstärker. Wir schauen auf die Chips-Tüte und was lesen wir? Mononatriumglutamat!
Was ist das? Glutamat ist ein gewöhnlicher Eiweißbaustein, der in vielen unserer Lebensmittel natürlich vorkommt. Wir benötigen ihn, er ist für unseren Stoffwechsel existentiell wichtig. Er beeinflusst unter anderem unser Gehirn und den Appetit.
Genau damit arbeiten natürlich auch die Lebensmittelkonzerne. Ihnen ist es recht, wenn sie unseren Appetit positiv beeinflussen können. Denn je mehr dieser steigt, je weniger unser Sättigungsgefühl einsetzt, desto mehr können wir essen und konsumieren. So steckt in vielen Fertigprodukten des täglichen Lebens eine Form des Glutamats. Manchmal lesen wir auf der Zutatenliste ganz offen jenes „Mononatriumglutamat“, manchmal steht dort auch nur ein „E624“. Doch man ist dazu übergegangen, Begriffe wie aus dem Chemielabor zu meiden und spricht lieber vom „Hefeextrakt“. Das klingt harmlos, ist aber auch ein Geschmacksverstärker.
Nun ist zunächst einmal nichts gegen diesen Stoff an sich einzuwenden. Doch wie so oft macht es die Menge, die negative Folgen hat. Gerade wenn man sich mit Fertiggerichten, Tütensuppen, Pizzen, Chips und anderen Knabbereien ernährt, bekommt man schnell eine hohe tägliche Dosis. Auch wenn man selbst kocht und Zutaten, wie Gemüsebrühe, Soßenwürfel oder Würzmittel verwendet, kommt man oftmals in den Genuss des Geschmacksverstärkers.
Die Folge ist, dass unser Appetit positiv beeinflusst wird und wir eben über unser Sättigungsgefühl hinaus essen. Wir essen auch Dinge, die uns eigentlich beim ersten Bissen gar nicht so gut schmecken. Sie werden uns mit den Folgebissen dann jedoch schmackhaft gemacht. Folge für die Industrie ist, dass man uns minderwertigen Geschmack und geringe Qualität möglichst günstig herstellen und anbieten kann. Und, dass man uns letztlich ein Stück weit abhängig machen kann von den Produkten. Denn die Geschmacksrichtung des Glutamats „Umami“ wird von unseren Geschmacksknospen auf der Zunge als eigenständiges Aroma wahrgenommen. Und unser Gehirn interpretiert den Geschmack als besonders eiweißreich und damit als besonders nahrhaft.
Eine Folge für unsere Gesundheit ist, dass unser Appetit angeregt wird. Dadurch nehmen wir mehr Nahrung zu uns, die dann oft auch – wie bei den Chips – sehr kalorienreich ist. Dadurch steigt die Anzahl derer, die an teils extremem Übergewicht leiden. Mit allen Folgen für die Gesundheit. Weiterhin steht Glutamat auch im Verdacht Migräne auszulösen. Das so genannte China-Restaurant-Syndrom ist medizinisch bekannt. Die asiatische Küche nutzt besonders viele Geschmacksverstärker, was zur Folge hat, dass ein Besuch zu Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Herzrasen und Atemnot führen kann. Da es sich beim Glutamat auch um ein Nervenzellgift handelt, stellt sich die Frage, ob sein hoher Konsum eventuell auch für den Anstieg von neurologischen Krankheiten, wie Parkinson oder Multipler Sklerose verantwortlich sein könnte.
Was bewiesen ist, ist die Wirkung auf den Appetit. Man setzt den Stoff gerne auch ein, um Tiere in der Massentierhaltung möglichst schnell zum Schlachtgewicht zu bringen.
Doch nicht nur Glutamat ist ein Stoff, aus dem die Träume der Lebensmittelindustriellen bestehen. Ein ganz anderer und harmlos erscheinender Stoff sorgt für einen gewissen Suchtfaktor. Die Rede ist vom Zucker. Man findet ihn in unterschiedlichsten Lebensmitteln. Und dies auch in hoher Konzentration. Es handelt sich dabei um den raffinierten, als industriell hergestellten, weißen Zucker. Es finden auch helle Mehle Vorzug vor den dunklen. All dies sorgt dafür, dass der Verbraucher mehr konsumiert.
Dies hängt hauptsächlich mit dem Stoffwechsel zusammen. Isst man hellen, raffinierten Industriezucker, gelangt dieser relativ schnell ins Blut. Die Bauchspeicheldrüse gibt daraufhin Insulin ab, damit die Zellen den Zucker als Energielieferant aufnehmen können. Dadurch, dass heller Zucker den Blutzucker relativ schnell in die Höhe treibt, dieser aber dann auch schnell wieder sinkt, kommt ein Hungergefühl auf, da ein Unterzucker entsteht. Wir greifen heißhungrig zum nächsten Stück und das Spiel beginnt von vorn… Ähnlich wirken auch Weizenmehl sowie alle hellen Kohlenhydrate – wie heller Reis oder Kartoffeln. Der Zuckerspiegel steigt rasant, die Bauspeicheldrüse schüttet eine größere Menge Insulin aus, der Blutzucker fällt rasant, es entsteht ein neues Hungergefühl…
Folge des Ganzen ist, dass wir mehr essen, als wir eigentlich bräuchten. Wir nehmen zu.
Die Körperzellen werden zudem immer unempfindlicher gegenüber dem Insulin, das die Bauchspeicheldrüse nun in immer größeren Mengen abgeben muss. Dadurch wird die Bauchspeicheldrüse auf Dauer erschöpft, sie entzündet sich oder stellt ihre Arbeit irgendwann teilweise oder ganz ein. Die Folge ist ein Diabetes Mellitus.
Die Industrie bietet uns Alternativen an, in Form von künstlichen Süßstoffen. Diese haben keine Kalorien. Also kein Grund, die Produkte zu meiden! Wir können sie konsumieren, ohne dadurch zuzunehmen! – So die Botschaft.
Doch warum bitteschön wird Süßstoff im Allgemeinen auch in der Schweinemast eingesetzt? Sicherlich nicht, damit die Tiere schön schlank bleiben… Nein, der Süßstoff gaukelt dem Körper etwas vor, was er nicht ist. Dadurch schüttet die Bauchspeicheldrüse zu viel Insulin aus, der Zuckerspiegel fällt, der Heißhunger kommt, und eine weitere, vermeintlich „kalorienarme“ Süßigkeit landet in unserem Magen. Schön für die Industrie, schlecht für unsere Figur. Denn wir nehmen dadurch letztlich nicht ab, sondern auf Dauer zu! Es tauchen auch immer wieder Studien auf, wonach gerade Aspartamim Tierversuch Nieren- und Blasenkrebs auslösen oder begünstigen könnte. Natürlich erscheinen hier auch immer wieder Gegendarstellungen, dass jene Tierversuche gar nicht auf den Menschen übertragbar seien… Die Frage lautet dann aber, warum man die Tierversuche überhaupt durchführt. Es scheint so zu sein, dass die Wirtschaftsinteressen hier eine Art von Zensur begünstigen und Studien entweder mit allen Mitteln entkräftet oder gar nicht veröffentlicht werden sollen.
Kurz gesagt: Die Lebensmittelindustrie ist das, was sie ist: Eine Industrie! Sie rechnet in Stückzahlen und in Gewinn – nicht in Gesundheit. Auch wenn man das uns stets vorgaukeln möchte. Die gesunde Portion Milch oder die fruchtige, kalorienreduzierte Joghurt-Alternative mit links oder rechts drehenden mikrobiellen Kulturen sind dann doch nur Werbebotschaften, hinter denen oft massenhaft Zucker, Süßstoffe oder Geschmacksverstärker stecken.
Der Hintergedanke ist es, uns abhängig von einem Produkt zu machen, uns zu dessen dauerhaften und möglichst massenhaften Konsum zu verführen. Man hat längst die Ebene der Überzeugung verlassen, die Ebene der passiven und aktiven Beeinflussung betreten. Um uns dann allerhand auftischen zu können, was die Industrie nicht viel kostet und dadurch möglichst zum Gewinn beiträgt.
Niedrige Kosten für die Hersteller– auf Kosten unserer Gesundheit…
Es steckt so einiges in unseren Lebensmitteln, was nicht hinein gehört und krank machen kann.
Dazu mehr in nächsten Teil des Ernährungs-Specials.