Lebens-Wert – Neues vom Grünschreiber

Lieber Leser; dieser Artikel ist bewußt (fast) nicht bebildert. Wir möchten das Schreckliche nicht auch noch in Bildern zeigen. Schlimm genug, dass das, was es heut beim Grünschreiber zu lesen gibt die REALITÄT IST:-( (die Redaktion)

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Erschreckende Bilder erreichen uns aus dem Mittelmeer. Da begeben sich Menschen auf die Flucht, weil sie in ihrem Land nicht zwangsrekrutiert Menschen töten wollen. Weil sie in tiefer Armut leben und sich etwas Besseres erhoffen in dem Land, in dem Milch und Honig fließen. Dort, wo man Unmengen an Essbarem jeden Tag auf den Müll wirft. Dort wird man doch sicherlich noch etwas übrig haben für jene, die in ihrem Land alles verloren oder nie etwas besessen haben. Die Menschen ziehen unter lebensgefährlichen Bedingungen gen Norden in Richtung Mittelmeer, haben all ihr dürftiges Hab und Gut an Schleuserbanden gegeben, damit diese sie nach Europa bringen. Sie sitzen auf Booten, welche über Schleichwege die zunehmende Abschottung der ersten von der zweiten und dritten Welt umschiffen. Und dort geraten sie in Seenot. Fischer, die in Seenot geratene Flüchtlinge entdecken, müssen zunächst überlegen, ob sie sie denn überhaupt an Bord aufnehmen. – Machen sie sich doch gemäß Gesetzeslage schuldig an der illegalen Einwanderung. Und so ertrinken hunderte Menschen kurz vor dem Ziel. Männer, Frauen, Kinder…Die, die es an Land schaffen, leben oftmals als Geduldete in südlichen Ländern. Gerade in Spanien finden sich ganze Treibhauslandschaften, in denen billige und konventionell erzeugte Tomaten für den europäischen Markt angebaut werden. Hier werden die Flüchtlinge untergebracht – gegen Kost und Logis und teils unter skandalösen Arbeitsbedingungen. Die Menschen in Not hatten sich Europa sicherlich so nicht vorgestellt. Vom Regen in die Traufe sind sie geraten. Vom gesetzlosen Land in rechtloses Leben. Dabei ist das Europa, in dem sie Zuflucht suchen wollten, oftmals nicht unschuldig an den Konflikten in dem Land, aus dem die Menschen zuvor geflohen sind. Europa beutet in Afrika viele Menschen und ganze Staaten aus. Hier liegt die größte Uranmine der Welt, in der keine großen Sicherheitsstandards gelten. Anfallender Abfall beim Abbau von Uran wird kurzerhand auf Halden im Freien gelagert. Darin befindliche Gifte und radioaktive Partikel verseuchen das Grundwasser, die Landschaft und die Luft. In anderen Staaten baut man seltene Erden ab, die für den Bau von Handys und Computer benötigt werden. Die Bevölkerung hat wenig oder nichts von diesem Raubbau. – Außer die zerstörten Landschaften und die Krankheiten, die durch freigesetzte Gifte ausgelöst werden. Und eventuell einen Hungerlohn für einen Knochenjob. Mineralölkonzerne bohren nach Öl, pumpen das „Schwarze Gold“ durch undichte Pipelines und verseuchen somit ganze Landstriche, Flüsse, Felder – und auch Menschen. Die Globalisierung sorgt zudem dafür, dass europäische Produkte in Afrika verkauft werden. Fleisch und Gemüse werden dort auf den Märkten angeboten, subventioniert produziert von französischen, deutschen oder anderen Landwirten. Der Preis dieser europäischen Produkte wird durch die Subventionen extrem niedrig gehalten. So werden Produzenten vor Ort unter Preisdruck gesetzt, verdrängt und schließlich die Konkurrenz weitgehend beseitigt.
Welch eine Ungerechtigkeit!

Ein gänzlich anderes Thema… Der 04.10. ist jährlich Welttierschutztag. An diesem Tag finden sehr viele lobenswerte Aktionen statt. Doch zugleich stoppt die Industrie der Massentierhaltung keine Sekunde ihre Tötungsmaschinerie. Zugleich verzichten die wenigsten Menschen wenigstens an diesem Tag auf ihr tägliches Fleisch. Da nimmt eine Partei einen Veggie-Day als Vorschlag in ihr Programm auf. Und ein Sturm der Entrüstung geht durch die Gesellschaft. Fressen bis der Arzt kommt scheint noch immer das Ziel zu sein in den Köpfen vieler Menschen. Und dies in wörtlichem Sinn. Fleisch weckt nicht die Lebenskraft. Fleisch tötet Tiere und macht auch im Übermaß krank. Nun soll nicht jeder zum Vegetarier werden. Doch ist es wirklich nötig, täglich Fleisch zu essen? Und um sich dies leisten zu können, billige Massenware zu konsumieren? Tiere sind längst zur Ware geworden und Ware gesteht man keinerlei Rechte zu. Sicherlich gibt es zumindest in Deutschland das Tierschutzgesetz. Doch in einem Gesetz, das in etwa mit den Worten beginnt, Tiere sollten vermeidbare Leiden erspart werden, zeugt keinesfalls von echtem Tierschutzgedanken. Es ist eben nicht vermeidbar, Hühner tausendfach in engen Hallen ihr Dasein fristen zu lassen, ihnen kein Tageslicht zuzugestehen, sie zu mästen, damit sie möglichst schnell fett sind und maschinell geschlachtet werden können. Es ist nicht vermeidbar, dass Schweine in der Tötungsmaschinerie der industriellen Massentierhaltung eben auch mal versehentlich nicht richtig getötet werden, ehe man sie in siedendes Wasser wirft, damit sich die Borsten lösen und sie dadurch Höllenqualen durchleiden. Gleiches gilt für Rinder, bei denen der Bolzenschuss ins Gehirn nicht richtig gesetzt wurde und die bei lebendigem Leib den Bauch aufgeschnitten bekommen. Es ist auch nicht zu vermeiden, männliche unerwünschte Küken zu vergasen, da sie einfach nicht benötigt werden. All dies ist nicht zu verhindern, da die Massentierhaltung nun einmal von der Masse lebt und davon, dass alles innerhalb kürzester Zeit mit so wenig Aufwand wie möglich den größtmöglichen Gewinn abwirft. Denn die Verbraucher wünschen das tägliche Billigfleisch nun einmal und die Nachfrage bestimmt das Angebot. Der Verbraucher will die Massentierhaltung. Das Tiere leiden ist hier nun einmal nicht zu vermeiden.
Welch eine Ungerechtigkeit!

Zwei Themen…
Zum einen beschäftigte mich diese Woche das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer.
Zum anderen bewegten mich der Welttierschutztag und das Leid der Tiere.
Doch sind diese beiden Themen wirklich so unterschiedlich? Haben sie nicht gemeinsame Wurzeln? – Gier! Profitstreben! Egoismus! Abgestumpftheit!

Es gibt noch ein drittes Thema, das in der Tagespresse mehr eine Randnotiz war. In den USA hat sich ein Unternehmen das Recht patentieren lassen, Kinder auf Bestellung anzubieten. Das heißt, ein Ehepaar mit Elternwunsch kann auf das Unternehmen zugehen und diverse Eigenschaften wünschen. Haarfarbe, Körpergröße, athletische Anlagen, Intelligenz – und „Langlebigkeit“. Dieses Wort hat mich am meisten schockiert. Es klingt ein wenig, als spräche man vom neuen Smartphone, das man kaufen möchte und sich modulweise Zusatzfeatures und Apps installieren lassen möchte. Als Zugabe gibt es dann auch noch die „verlängerte Garantieleistung“ auf die besondere Langlebigkeit des Produkts. Doch es geht hier nicht um plumpe Technik. Es geht hier um ein Lebewesen, eines, das man sich optimiert zusammenstellen lassen kann. Sind wir so weit gekommen? Dass wir unsere Kinder im Labor erschaffen lassen? Dass wir ihnen keine Mängel mehr zugestehen, sondern alle Schwächen ausmerzen lassen, den Supermenschen erschaffen? Sind es nicht auch die Schwächen, die einen Menschen ausmachen, die sich im Laufe der Zeit auch in Stärken wandeln können? Mal ganz vom Recht abgesehen, Gott ins Handwerk zu pfuschen… Es offenbart sich hier etwas, das in unserer Gesellschaft immer weiter um sich greift. Das Streben, alles kontrollieren und manipulieren zu können. Und der Egoismus, möglichst viel Nutzen aus etwas zu ziehen. Ein athletisches Kind, das schlau wie Einstein und langlebig ist, ist im Sinne von egoistischen Eltern.

All diese drei Dinge zusammen ergeben für mich ein erschreckendes Bild. Die Kommerzialisierung und Idealisierung von allem ist keine Zukunftsmusik mehr. Sie schleicht sich mehr und mehr in unser Dasein. So lange sie vor dem ungeborenen Leben nicht Halt macht, so lange sie Menschen – ganze Völker – in Existenznot bringt, so lange wird sich auch der Stellenwert der Tiere nicht ändern. So lange der Mensch nicht einmal davor zurück schreckt, seine eigenen Nachkommen derart zu manipulieren und zu produzieren, so lange wird auch die Nahrungsproduktion in Form der industriellen Massentierhaltung nicht enden.

Alles erscheint mir relativ festgefahren und die Hoffnung auf eine Verbesserung scheint allmählich der Verschlechterung zu weichen. Was soll auch der Einzelne tun angesichts der riesigen Ausmaße, der Lobbygruppen und der gewaltigen Wirtschaftsinteressen?

Nun, er sollte auf sein tägliches Fleisch verzichten und nur einmal in der Woche leckeres Fleisch vom Biobauern kaufen. Oder gleich zum Vegetarier werden.
Er sollte durch sein geändertes Konsumverhalten eine Ausbeutung der Menschen in der Dritten Welt verhindern. Braucht er wirklich jedes Jahr ein neues Handy, für das wieder „Seltene Erden“ in Afrika unter katastrophalen Bedingungen gefördert werden müssen? Kann er nicht zum Ökostromanbieter wechseln und damit zusammen mit anderen dazu beitragen, dass weniger Uran abgebaut wird? Kann er nicht eine Patenschaft für ein Kind in Afrika übernehmen, gegen lecke Pipelines in Afrika und anderswo auf der Welt protestieren per Petition? Kann er bei Stammtischparolen gegen aufgenommene Flüchtlinge nicht auch etwas entgegensetzen?
Er sollte mit aller Macht gegen Vorurteile eintreten, für die Vielfalt innerhalb seiner Umwelt. Es gibt große und kleine Menschen, dicke und dünne, athletische und weniger sportliche, behinderte und nicht behinderte. Aber alle haben das gleiche Recht zu leben! Und alle haben Stärken und Schwächen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERADie Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und das Bild eines einzelnen Löwenzahns kommt mir hierbei in den Sinn, den ich vor einigen Jahren fotografiert hatte. Es war das zeitige Frühjahr und irgendwie wollte der Winter noch nicht so recht weichen. Es war kühl, inmitten der Weinberge rundherum blühte noch nichts. Bis auf diesen einen Löwenzahn. Er streckte seine Blüte empor, durchbrach die feste Erde, hob hindernde Äste einfach mit in die Höhe. Am Anfang stand er alleine da, bis er schließlich geblüht und Samen ausgebildet hatte. Er schickte die Samen in den Wind, der sie aussäte. Und bald kam der Löwenzahn im Rudel vor, alles erblühte in sattem Gelb und das Wunder des Lebens – der Hoffnung – hatte gesiegt.
Lassen Sie uns daher aufblühen und die Samen der Hoffnung in die Welt streuen. Es werden sich viele weiterer erheben, wenn sie erst mal sehen, wie schön gelb die Hoffnung blühen kann! Fangen wir direkt an für eine bessere Welt!<

Christiane Loch
Author: Christiane Loch