Kikota, Sockensack und der Niemand – Gelebte Nachhaltigkeit in einer Großfamilie
Geneigte Leserschaft,
Sie kennen keine Blutsuppe, den Sockensack, und der Niemand ist Ihnen auch noch nicht begegnet? Dann kennen Sie uns noch nicht, eine Großfamilie mitten in Deutschland.
Wir haben uns, wie viele andere Familien auch, das Leben nach unseren Bedürfnissen eingerichtet. Nur müssen wir auf einige Persönlichkeiten mehr Rücksicht nehmen und diese, je nach dem jeweiligen Gemütszustand und dem Stand der individuellen Entwicklung der Kinder, in den Lebensplan mit einbauen. Das ist Herausforderung und Befriedigung gleichermaßen, denn es gelang und gelingt uns erstaunlich gut. Die Zahnräder des Lebens laufen nahezu störungsfrei. Die größte Hürde, welche wir immer wieder nehmen müssen, stellt die fehlende gesellschaftliche Anerkennung dar. Dies wird wohl unsere Dauerbaustelle bleiben, mit der wir uns arrangieren mussten, und es für unsere Kinder auch in Zukunft tun werden. Denn Glück ist auch immer eine Entscheidungsfrage.
Aber wie gelingt das Zusammenleben in einer großen Familie? Es ist nicht wesentlich anders als in anderen sozialen Gemeinschaften, nämlich mit Vertrauen und Offenheit… und der Bewältigung riesiger Wäscheberge.
Wenn bei Ihnen die Waschmaschine Socken frisst, so ist es bei uns ein Zeitgenosse, der sich schleichend in unsere Familie eingenistet hat, der Niemand, welcher immer die Schuld trägt. Er wird wahrscheinlich solange unser unsichtbares, und doch immer präsentes Familienmitglied bleiben bis die Kinder eines Tages groß sind und Ihre eigene Wohnung beziehen. Ich hoffe der Niemand zieht dann mit aus.
Für das Überleben von Sockenpaaren hat sich bei uns der Sockensack sehr bewährt. Er beherbergt alle Einzelteile bis wir, in Ermangelung an Fußbekleidung, gemeinsam alle Singles wieder zu Paaren zusammenfügen. Hierbei wird auch ein Sockenkönig gekürt. Dieser Posten ist bei unseren Kindern sehr begehrt, steht ihm doch eine süße Belohnung zu.
Kleidung, wie Pullover und Hosen, werden bei uns regelmäßig ersteigert. Das spart Geld und hat den Vorteil, dass Rückstände aus der Produktion bereits heraus-gewaschen worden sind.
Ein weiterer Schwerpunkt in unserem Haushalt ist das Essen. Hier kommen 2-3 mal monatlich große Pakete per Post.
Unser Lebenskonzept lautet: “Keinem anderen und sich selbst schaden und alle so behandeln, wie man selbst auch behandelt werden möchte“. Diese Regel einmal verinnerlicht, macht viele andere strenge Regeln für das Zusammenleben überflüssig.
Gemäß unserem Konzept liegt uns eine artgerechte Haltung unserer Nutztiere am Herzen, sodass unsere Fleischprodukte von wirklich glücklichen Tieren zu uns auf den Tisch kommen. Die Wahrnehmung vieler Verbraucher ist, dass Bio-Produkte oft viel zu teuer sind. Für uns muss nicht jedes Produkt mit allen erdenklichen Siegeln geschmückt sein. Eine Mischform aus Bio-, Nachhaltigkeit, und Erzeugnissen von kleinen Metzgerei-Betrieben, beispielsweise, ist definitiv besser als in dieser Hinsicht resignieren und seine Vorstellungen von nachhaltiger Ernährung über Bord zu werfen. Auch unsere Familie praktiziert seit Jahren solch eine Mischform und unterstützt hierbei Familienbetriebe, welche sich durch Muttertier- und Weidehaltung, sowie Körner-Fütterung auszeichnen.
Hier ist der prophylaktische Einsatz von Medikamenten nicht nötig, da die Tiere ihrer Art entsprechend gehalten werden. Somit ist das Fleisch zwar nicht Bio- zertifiziert, hat aber die gleichen positiven Auswirkungen auf Tier, Mensch und Umwelt. Unser Gemüse erhalten wir einmal wöchentlich mit der „ Biokiste“. Beim Ausräumen der Pakete helfen die Kinder mit, sodass sie viel über die Nahrungsmittel und Mengen lernen.
Aus diesen frischen und gesunden Zutaten wird nun jeden Abend ein leckeres Essen zubereitet. Immer wieder sonntags ist dann KIKOTA, am welchem sich abwechselnd immer zwei Kinder eigene Gerichte ausdenken, am Vortag den Einkauf organisieren und sich, unter mütterlicher Hilfe, um die Zubereitung kümmern. Das Kochwasser unseres Gemüses verwende ich stets weiter. Sie bieten eine hervorragende Basis für Suppen und Soßen. Hierbei hat sich der Spargel als besonders nachhaltig erwiesen. Das Wasser der ausgekochten Schalen dient als Grundlage für eine Hühner-Nudel-Suppe und verleiht ihr den Geschmack von Frikassee. Kinder, wie unsere, welche dieses königliche Gemüse nicht besonders schätzen, lassen sich mit einem „ Marinierten Erdbeer-Spargel-Salat“, bei dem der Spargel karamelisiert wird, überzeugen.
Da ich, als Mutter, an Produktstudien teilnehme und als Produkt-Pionierin und Botschafterin im Internet „unterwegs“ bin, werden wir mehrmals im Monat mit Köstlichkeiten, wie Kekse oder Chips, überrascht. Das kommt unseren Kindern, besonders den älteren für ihren monatlichen „Jungsabend“ sehr entgegen.
Dies alles sind keine starren Vorgaben, vielmehr ist das Gefüge, mit der fortschreitenden Reife der Eltern in Punkto Nachhaltigkeit und der Entwicklung der Kinder, beliebig ausbaufähig.
Was ich persönlich verbessern kann? Ich schreibe meine Texte noch immer erst auf Papier!
Mit nachhal(l)tigen Grüßen
accabadora
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