Wussten Sie, dass Honig aus Erbrochenem besteht?
Diese leckere, klebrige Substanz wird von Bienen dadurch hergestellt, indem sie Nektar aufnehmen und ihn in ihrem Körper so umwandeln, dass daraus Honig entsteht. Diesen würgen die Hautflügler wieder heraus und füllen damit die Vorratswaben ihres Volkes. Der Imker nimmt dann den Honig entgegen, füllt ihn in Gläser, damit wir Konsumenten dem leckeren Naturprodukt frönen können.
Allmählich beginnt die Zeit der Brummer und Summer wieder. Die Vögel beginnen ihre Konzerte, die Bäume blühen und die Bienen summen umher. Doch im letzten Jahr waren es deutlich weniger Europäische Honigbienen, die zur Produktion der süßen Nascherei beigetragen haben. Als Grund hierfür wurde eine Milbe ausgemacht. Dieser böse Schmarotzer setzt sich einfach auf den Rücken der Biene, saugt sich dort fest und entzieht dem Tier die Kraft, bis es schließlich zugrunde geht.
Da die Milbe natürlich auch über den Drang der Fortpflanzung verfügt, legt sie Eier, aus denen viele weitere Milben schlüpfen und sich an den Rücken weiterer Bienen des Volkes heften. Das Resultat kann der Tod eines ganzen Bienenvolkes von über 10.000 Tieren sein. Die Biene hat keine Möglichkeit, sich gegen diesen Feind zu wehren. Die Folge sind Ertragseinbußen beim Honig um bis zu 80 Prozent.
Dieses Teufelswerk der Evolution, dieser Schädling und Schmarotzer, nimmt so einfach dem harmlosen Genießer den Honig vom Brot. Hier zeigt sich mal wieder der ewige Kampf des Menschen mit der Natur und ihren Launen.
Und was ist daher auch die Antwort auf diese Milbe? Genau! – Töten wir sie mit der chemischen Keule! Das wäre ja noch schöner, wenn sich der Mensch den Honig streitig machen lassen würde von einer Milbe. Sich daran hindern ließe, sich die Erde Untertan zu machen. Wo käme man denn da hin?
Nun, ideal wäre es, man käme mal nach Asien. Denn von dort stammt jene Varroa-Milbe. Und sie lebt dort in einer Symbiose mit der Asiatischen Honigbiene, schadet ihr kein bisschen. Die Milbe hätte niemals eine Europäische Honigbiene zu Gesicht bekommen, wäre nicht irgendein Vertreter der Gattung Homo Idiotus auf die Idee gekommen, ein Volk der Asiatischen Honigbiene mit nach Europa zu bringen und dieses hatte im Huckepack eben jene Milbe. So kam die Milbe zum nicht kompatiblen Wirt, der an der Symbiose zugrunde geht.
Nun könnte die Idee aufkeimen, die manchen Zeitgenossen der gleichen Spezies des Homo Idiotus sicher bereits in den Sinn gekommen ist, dass man dann doch den Honig einfach aus Asien importieren könne und somit das Problem der Europäischen Honigbiene keines mehr wäre.
Ja, wenn da nicht die Sache mit der Bestäubung wäre… Stimmt! Da war ja die Sache mit den Bienchen und den Blümchen…
Der Apfel fällt nicht mehr weit und auch nicht mehr nah vom Stamm, wenn es keine Bienen mehr gibt. Viele weitere Obst- und auch Gemüsesorten sind von der Bestäubung durch Bienen abhängig. Fallen die Bienen weg, fallen auch die Früchte weg oder ihr Ertrag wird deutlich geringer.
Nun gibt es auch findige Zeitgenossen, die ja ohnehin die Äpfel im Supermarkt kaufen und dort jene direkt aus China stammenden Früchte bevorzugen. Doch ist der Bedarf nach Obst und Gemüse so nicht zu decken – mal ganz von der Klimabilanz eines chinesischen Apfels in deutschen Obstregalen abgesehen.
Von daher wird die Sache schwierig und der Gedanke scheint gar nicht mehr so abwegig, dass der Ein-Euro-Jobber in Zukunft nicht mehr mit dem Besen in der Stadt den Müll zusammen fegt, sondern künftig auf dem Land mit der Leiter in Obstbäumen umher klettert und mit Hilfe eines Pinsels die Blüten bestäubt.
Sie sagen, das ist Irrsinn? Solch ein Irrsinn findet gerade in China statt, wo man durch Umweltgifte und Umweltzerstörung ganze Landstriche bienenfrei gemacht hat und nun tatsächlich die Blüten mit Pinseln bestäuben muss. Vielleicht sogar die der Apfelbäume, deren Früchte im mitteleuropäischen Supermarktregal landen. Auch in den USA findet ein ähnlicher Wahnsinn statt. Hier hat man den Bienen jegliche natürliche Futterpflanzen genommen, ihre Lebensräume mit Pestiziden vergiftet. Und nun fährt mit großen Trucks jährlich vom Süden in den Norden, transportiert auf den Ladeflächen ganze Bienenvölker, die die großen monokulturell angelegten Obstplantagen bestäuben und dabei tausende Kilometer zurücklegen. Da bekommt der Begriff der Völkerwanderung eine ganz neuzeitliche Bedeutung.
Um solche Zustände in unseren Breiten zu vermeiden, müsste man tatsächlich die Bienen schützen. Nur wie kann man das erreichen?
Knüppel aus dem Sack und immer feste drauf? Die chemische Keule wird’s richten?
Nun, ob sie es wirklich richten wird? – Angerichtet hat sie jedenfalls schon eine Menge. Denn der Bienen Tod ist nicht zuletzt ihr Verdienst!
Fünf verschiedene Farben soll das Obst haben, das wir Menschen täglich essen. Möglichst vielfältig soll die Ernährung sein, denn das hält gesund.
In Nachbars Garten wächst nur Rasen, mit dem Lineal gemessen, der kleinen Nagelschere geschnitten und im Vorgarten wächst die Brasilianische Sumpfdotterblume mit gefüllten Blüten, die kein Tröpfchen Nektar abgeben können. Aber schön akkurat sieht es allemal aus. Was die anderen tun kann ja nicht schlecht sein und man will ja auch nicht gegen den Strom schwimmen. Auch wenn der Strom in den Abgrund führt…
Also grabe ich mein Gärtchen um, säe eine Rasenwüste, die ich jede Woche mähe, dünge, sie im Sommer mit Unmengen Wasser beriesle – und aus der ich jegliche Pflanzen, die geometrisch nicht wie ein Grashalm geformt sind, augenblicklich entferne. Zwischen einigen Exoten im Blumenbeet werden alle keimenden Wildpflanzen unverzüglich vergiftet, den Herbiziden sei Dank. Mein Apfelbaum wird regelmäßig einer Behandlung gegen Wurmbefall und gegen Blattläuse unterzogen. Das machen die anderen auch.
Und nun kommt eine Biene angesummt, nennen wir sie mal Biene M., und das einzige, was sie zu tun hat, ist meinen Apfelbaum zu bestäuben und den Apfelbaum vom Nachbarn. Also hat sie das gefälligst zu tun! Anderswo findet jene Biene dann einen Pflaumenbaum zum Bestäuben, auch noch einen Birnbaum und von einer Rose darf sie naschen. Sie hat sich also nicht zu beschweren! Sie bekommt schließlich Futterpflanzen angeboten.
Dass dieses Mahl jedoch für sie in etwa so gesund ist, als hätte ein Mensch einen Granny Smith, einen Pink Lady und einen Golden Delicious zur ausgewogenen Ernährung zur Verfügung, sowie ein Stück Rhabarber – ansonsten nichts – ist bei der ganzen Sache nicht relevant. Und dass der Honig, der ihrem Volk im Winter als Nahrung dienen sollte, vom konventionellen Imker entfernt, verkauft und komplett durch Zuckerwasser ersetzt wird, trägt auch sicher nicht zu einer gesunden Ernährung bei. All dies ist jedoch zweitrangig. Der Honig ist lecker, Apfel, Birne und Pflaume wurden bestäubt und das ist das Wichtigste.
Und Biene M. summt davon, der Abendsonne entgegen. Mangelernährt und pestizidbelastet fällt sie einer der anderen Krankheiten zum Opfer, die zusätzlich zur Varroa-Milbe die Bienenschaft bedrohen. Vor ihrem Ableben kehrt sie in ihren Bienenstock zurück, würgt noch ein wenig Honig in die Vorratswaben, durchsetzt mit einem kleinen Pestizidmix und Pollen einiger genetisch veränderter Pflanzen. Honig, der später lecker auf dem Brot landet.
Dass es jener Biene vor ihrem Tod noch zum Erbrechen zumute ist, verwundert hierbei kaum. Der Honigkonsument würde es ihr sicher gleichtun, wüsste er, was so alles drin steckt, in jenem schmutzig süßen Gold.