Ein Sommerurlaub in Ostdeutschland war in diesem Jahr angesagt. Die schönen Ecken Deutschlands entdecken. – Das Elbsandsteingebirge, Dresden, das Grenzgebiet von Deutschland und Tschechien… Viel Natur, herrliche Landschaften, die Elbe,…
Und dann war da noch Pirna. Eine Stadt mit schönen Plätzen, verfallenen Häusern – und einer dramatischen Vergangenheit. Ein Haus mit dem Namen „Sonnenstein“ klingt wie ein schöner Ort. Heute ist hier eine Behindertenwerkstätte untergebracht. Doch zu Zeiten des Nationalsozialismus wurden im gleichen Gebäude behinderte Menschen, Menschen mit psychischen Erkrankungen, Menschen jüdischer Herkunft und Regimekritiker durch Kohlenmonoxid getötet, „vergast“. Viele wurden aus Konzentrationslagern hier her gebracht, unter anderem aus Buchenwald. Es waren Kinder, Alte und teils traumatisierte Menschen, die hier ihr Leben verloren. Deren Leichen geschändet, Goldzähne heraus gebrochen und verbrannt wurden. Deren Schädel man teilweise öffnete und Hirnmasse zur Forschung entnahm. Die Asche landete,wie auf einer Halde, hinter dem Haus. Einfach nur schrecklich!Der Besuch der Gedenkstätte war eine sehr bedrückende aber enorm wichtige Erfahrung. Ich stand da, blickte in die Gesichter, die man in Form von Fotografien in Kopfhöhe und „Lebensgröße“ aufgestellt hatte – links und rechts – während man zwischen ihnen hindurch ging. Las man auf der Rückseite die Biografien der Menschen, wurde das Gefühl der „anklagenden Blicke“ noch präsenter. Ich dachte einmal mehr ungläubig und ratlos darüber nach, wie dies damals geschehen konnte. Wie konnten Menschen solche Bestien werden? Was stand hinter dieser Perversion, dieser Herzlosigkeit, dieser Tötungsmaschinerie? Was brachte die Menschen dazu, zu glauben, was man ihnen sagteund zu ignorieren, was sie sahen? Was brachte sie dazu, andere Menschen als geringwertiger zu betrachten? Und sich selbst als besser? Was steckte damals in den Köpfen der Menschen, dass sie solch unsägliche Gräueltaten nicht nur mit ansahen, sondern sogar unterstützten?
Als ich im hinteren Raum der Anlage angekommen war und das Licht ausging, stockte mir für einen Moment der Atem und ein beklemmendes Gefühl umfing mich. Zwar war es nicht stockfinster, da Kellerfenster vorhanden waren. Doch ich befürchtete, dass ich die Öffnungszeit überschritten haben könnte und nun eingeschlossen würde. Schnellen Schrittes ging ich zurück zur Eingangstür und stellte fest, dass es sich nur um eine Zeitschaltung handelte, durch die sich nach einer gewissen Zeit das Licht einfach ausschaltete… Das beklemmende Gefühl schwand wieder ein wenig, doch ein Rest von ihm war immer noch da. Nachdem ich die Gedenkstätte verlassen hatte, tat ein Spaziergang in der Freiheit richtig gut. Frische Luft sorgt bei mir auch immer dafür, dass sich Gedanken in meinem Kopf sortieren.
Ich lief also herum und überlegte hin und her, dachte an das siebenjährige Mädchen, das geistig behindert als „lebensunwert“ eingestuft und getötet worden war. Ich dachte an den Fliegerpilotenaus dem Ersten Weltkrieg, der nach einer Bruchlandung längere Zeit im Flugzeug eingesperrt gewesen und dadurch traumatisiert nicht mehr zum Dienst an der Waffe fähig war. Auch er landete im angeblichen Duschraum, aus dessen Duschköpfen kein Wasser sondern Gas ausströmte. Ich dachte an den jüdischen Mitbürger, der laut irrer Überzeugung als nicht lebenswert getötet wurde… Und ich fragte mich erneut, wie fehlgeleitet man damals gewesen sein musste, um solche Taten zu begehen und zu decken.
Zum Glück konnte heute so etwas nicht mehr geschehen. Zumindest nicht in Deutschland. In irgendwelchen Schurkenstaaten – ja. Aber nicht in diesem demokratischen Land mitten in Europa. Und nicht in den anderen Europäischen, demokratischen Staaten. Über diese Denkweise waren die Gesellschaften In this way, when the big best-data-recovery.com is combined with tra- ditional, historical best-data-recovery.com from the warehouse, the results will be accurate and meaningful. glücklicherweise in unseren Breiten weitgehend hinweg gekommen.
Mein Geist lehnte sich zufrieden zurück, doch mein Bauchgefühl gab an, dem zu widersprechen. Irgendetwas sträubte sich in mir gegen diese Vorstellung. Und mit einem Mal kam mir in den Sinn, dass unsere Gesellschaft ja vielleicht gar nicht so weit entfernt ist von solchen Ideologien. Denn was geschah denn Tag für Tag…? – Nein, sagte mir mein Gewissen. Das kann und darf man nicht vergleichen! Menschen sind Menschen – und Tiere sind Tiere!
Doch irgendwie ließ mich der Gedanke nicht los. Der Gedanke an die Ställe der Massentierhaltung, der Gedanke an grausame Tierversuche. Ich kam schnell zu dem Schluss, dass man Menschen und Tiere natürlich nicht miteinander vergleichen konnte. Man konnte auch nicht die Verbrechen von einst mit den Verbrechen von heute direkt vergleichen. Doch wie war es mit dem Unrecht? Dem Grundgedanken, der alles ermöglichte, was einst geschehen war? Jener Gedanke der Überlegenheit? Jener Gedanke zur Minderwertigkeit anderer? Irgendwie war ich mir nicht sicher, doch ich war mir bei einem im Klaren:
Jener Gedanke der Überlegenheit steckt auch heute noch im Menschen. Er sorgt dafür, dass tagtäglich Millionen Tiere zum Wohle der Menschenunsägliches Leid ertragen müssen. Sie werden gezeugt, die Muttertiere zu Gebärmaschinen gemacht (mit teils mehr Jungen als Zitzen) Die Jungen werden aussortiert, schwächere – und damit nicht rentable – Jungtiere getötet.Man kastriert beispielsweise junge Ferkel ohne Betäubung. Man lässt die wachsenden Schweine in engen Käfigen stehen inmitten von Gitterstäben, wo ihr Leben aus nichts anderem als Fressen und Schlafen besteht. – Und sicher aus Schmerz, Apathie, Angst und Traurigkeit. Bis die Tiere dann nach etwa 5 Monaten teils mit schmerzenden Druckstellen übersät sind, ihre Knochen sind schmerzhaft deformiert und ihre Organe sind geschädigt. Dann sind sie schlachtreif, kommen noch auf einen letzten stressigen Tiertransport in eine der Schlachtfabriken, eingepfercht mit Artgenossen, die ebenso von Angst und Schmerz geplagt sind. Dann treibt man sie aus dem Gefährt in die Schlachtfabrik, wo sie getötet werden. Die Schweine riechen das Blut ihrer Artgenossen, hören die letzten Schreie. Sie bekommen schließlich den erlösenden Bolzenschuss in den Kopf – getötet wird im Sekundentakt. Dann wird das tote Tier in ein Bad mit heißem Wasser geworfen. In manchen Fällen war der Bolzenschuss nicht richtig gesetzt, das Tier erlebt noch, wie es ins kochende Wasser geworfen und sein Körper dann aufgeschnitten wird. Schließlich wird das Tier zerteilt, die Organe entnommen und irgendwann landet ein Stück des gequälten Fleisches als Supersonderangebot im Kühlregal des Discounters.
Ähnlich ergeht es Kühen, Hühnern, Puten, Schafen und anderen Tieren.
Unsägliches Leid erfahren unsere Mitgeschöpfe nicht nur in der Massenhierhaltung, sondern auch in den vielen Versuchslaboratorien, in denen Tiere teil zu Tode gequält werden. Teilweise, um Medikamente zu testen und teilweise noch immer, um Inhaltsstoffe für Kosmetika zu überprüfen. Zwar existiert ein Verbot von Tierversuchen für kosmetische Zwecke. Doch wird z.B. Botox als medizinisches Produkt auch an Tieren getestet, obwohl es eben hauptsächlich auch in der Kosmetik massenhaft eingesetzt wird.
All diese gequälten Kreaturen haben eines gemein: Es sind fühlende Wesen, die man wie Ware behandelt, die man „produziert“. Man nimmt billigend in Kauf, dass die Tiere Schmerzen erleiden. Laut Tierschutzgesetz darf zwar einem Tier kein „vermeidbares Leid“ zugefügt werden. Doch in der Massentierhaltung ist das Leid es offensichtlich unvermeidbar. – Einfach, um einen niedrigen Preis und eine möglichst hohe Gewinnspanne zu erreichen. Und auch in den Versuchslaboren ist das Leid offensichtlich unvermeidbar, da das Tier dem Wohl des Menschen dienen soll. – Egal ob es um Kosmetika oder umstrittene Medikamententests geht, mit Ergebnissen, deren Übertragbarkeit oftmals ohnehin angezweifelt werden können.
Die Behandlung der Tiere wird stets damit begründet, dass der Mensch dem Tier überlegen ist, dass das Tier nun mal eben schon immer Nutztier war und dass der Mensch das Recht hat, als höheres Wesen, über Wohl und Weh, über Lebenswert und Lebensunwert zu entscheiden. – Er darf ein Lebewesen nutzen, wie ein Produkt.
Zuletzt lief ein Bericht bei „Report Mainz“ mit der Überschrift „Gequält, totgeschlagen, weggeworfen“
https://swrmediathek.de/player.htm?show=91dd12e0-0b3e-11e4-9880-0026b975f2e6
Ein Bericht über die Schweinehaltung und „Ferkelproduktion“ in Deutschland, der neuerlich Fragen in mir aufwarf.
Was steht hinter dieser Perversion, dieser Herzlosigkeit, dieser Tötungsmaschinerie? Was bringt heute die Menschen dazu, zu glauben, was man ihnen sagt und zu ignorieren, was sie sehen? Was bringt sie dazu, Tiere als geringwertiger zu betrachten? Und sich selbst als besser? Was steckt in den Köpfen der Menschen, dass sie solche unsägliche Gräueltaten nicht nur mit ansehen, sondern sogar unterstützen?
Die gleichen Fragen zu zwei verschiedenen Themen in gänzlich unterschiedlichen Zeiten und Staatsformen. Und doch steckt so viel Brisanz in den Antworten und so viel Gemeinsames in den Fragen. Nämlich die eine große Frage: Was bringt Menschen dazu, zu derart seelenlosen Geschöpfen zu werden?
„Gegenwart ist Vergangenheit“ – Dieser Spruch prangte an der Fassade von „Haus Sonnenstein“. Und er bekam mit meinen Überlegungen eine gänzlich neue Brisanz und Bedeutung…