Alexandra-H._pixelio.de[/caption] Shoppen um zu schenken. Sicher ist daran gar nichts Verwerfliches. Den Lieben etwas Schönes zu schenken und ihnen damit eine Freude zu machen, ist eine gute Sache. Und ein bisschen Konsum schadet auch der Wirtschaft nicht. Er sichert Arbeitsplätze oder schafft gar neue. – Wenn auch eventuell solche „prekäre Beschäftigungen“. Das sind jene Jobs, in denen Arbeitslose eine „Chance“ bekommen, Geld zu verdienen. Der Verdienst ist jedoch niedriger als die Grenze, ab der ein Mensch als Geringverdiener gilt. Und so geht der ursprüngliche Arbeitslose buckeln, arbeitet 8 Stunden, kann von diesem Verdienst jedoch nicht leben und muss wiederum zum Amt gehen, um sich die Differenz bis zum Existenzminimum auszahlen zu lassen. Verkehrte Welt… [caption id="attachment_2805" align="alignleft" width="300"] Lupo_pixelio.de[/caption] Genauso verkehrt ist die Welt, wenn man sich mal näher mit dem Thema „ Weihnachten “ beschäftigt. Was ist denn das genau für ein Fest? Vermehrt kommt es einem so vor, als handele es sich um etwas, das durch den Einzelhandel entwickelt wurde, um möglichst viele potentielle Käufer in die Geschäfte zu locken. Weihnachten wird unglaublich kommerzialisiert. Über 270 Euro, so habe ich kürzlich gelesen, plant der Durchschnittsdeutsche für Geschenke auszugeben. Und hier scheint eine Aufwärtsspirale in Gang gesetzt worden zu sein. Auch dabei ist nichts Verwerfliches. Man liebt eben den Nächsten immer mehr… Oder? Wie ist das? Ist die Nächstenliebe an den Ausgaben für Weihnachtsgeschenke messbar? Die Werbung will es uns suggerieren, doch macht es wirklich glücklich, möglichst viel Geld für Weihnachtsgeschenke auszugeben? Und möglichst teure Weihnachtsgeschenke zu erhalten? Mir scheint, die Werbestrategien gehen auf und die Menschen folgen jener Vorgabe der Konsum-Maschinerie. Und alle werden glücklich…? Nicht nur in neuen Elektrogeräten stecken Kinderarbeit, moderne Sklaverei, blutig errungene Bodenschätze und Ungerechtigkeiten. Auch für Textilien haben Menschen gelitten, sie wurden vergiftet und arbeiteten für einen Hungerlohn. Jenen Menschen hat man mit dem Kauf sicherlich keinen guten Dienst erwiesen. Auch die Natur leidet unter dem Konsum- und Wegwerfwahn. Unglaubliche Mengen Elektroschrott und anderer Müll landen jedes Jahr auf Deponien. Das Schlimme dabei ist: Oftmals funktionieren die Geräte noch einwandfrei oder ihre Funktionsfähigkeit wäre mit einfachen Mitteln wieder herzustellen. Mit der Adventszeit kommt auch der Winter in mitteleuropäische Breiten. Mit ihm kommt die Kälte und hunderttausende Obdachlose alleine in Deutschland frieren und leiden unter der Witterung. Was denken sie wohl über den Konsum-Wahn? Was denken die Menschen, die aus Afrika oder aus anderen armen Ländern versuchen, nach Mitteleuropa zu gelangen und abgewiesen werden? Wir werfen Milliarden Tonnen Lebensmittel weg, kaufen uns nach kurzer Zeit neue Handys, während die alten im Müll landen. Und gleichzeitig sagen wird: „Ihr kommt hier nicht rein und bekommt erstrecht keine umfassende Hilfe!“ Das würde ja Geld kosten. Geld, das wir angeblich nicht haben… Fragt man nach Gründen für den Hass vieler Menschen gegen den Westen, so hat man hier einen triftigen gefunden. [caption id="attachment_2803" align="alignleft" width="300"] Joujou_pixelio.de[/caption] Nicht nur die Geschenke für das Weihnachtsfest haben oftmals einen faden Beigeschmack. Auch die Apfelsinen, Clementinen und Mandarinen haben wieder Hochsaison. Sie landen als ganze Frucht in unseren Einkaufswagen, aber auch in Form von Saft. Möglichst billig und süß sollen sie sein. Und möglichst schön sollen sie aussehen. Doch all das zusammen geht nur, wenn man als Produzent Abstriche macht. Das heißt, der Produzent selbst macht gar keine Abstriche, sondern überlässt dies den Angestellten. Die schuften dann für einen Hungerlohn, bekommen bei ihrer täglichen Arbeit die Dosis Pflanzenschutzmittel mit, werden unfruchtbar oder krank. Was noch unter dem Wohl der Angestellten steht, ist das Wohl der Natur. Diese wird vergiftet und verarmt aufgrund riesiger monokulturell angebauter Zitruspflanzen. Die Früchte werden nach der Ernte zudem auf einen langen Weg durch Europa geschickt, wodurch das Klima durch Abgase belastet wird. Resultat sind billige, süße Früchte – mit bitterem Hintergrund und giftigem Kern. Bei Mandeln ist es ähnlich. Diese werden vorwiegend in den USA angebaut, monokulturell bewirtschaftet und massenhaft mit Giften behandelt. Das Ergebnis dieser weiten Mandel-Plantagen ist ein völliges Verschwinden von vielen Insekten inklusive der Honigbiene. [caption id="attachment_2804" align="alignright" width="300"] by_Helene-Souza_pixelio.de[/caption] Beim Weihnachtsfest landet die Gans auf dem Teller, oder die Pute. Beide Tiere werden bei der konventionellen Massenhierhaltung unglaublichen Qualen ausgesetzt. Dass man ausgerechnet die Gans zum Fest der Liebe verspeist und ihr durch die Geiz-Mentalität zuvor einen Gang durch die Hölle beschert hat, ist ein weiterer Beweis dafür, dass man den Sinn des Weihnachtsfestes nicht verstanden oder aus den Augen verloren hat. Denn dieser Sinn heißt „Nächstenliebe“. Er heißt nicht „Konsumieren“ und auch nicht „Geiz-ist-geil“. Weihnachten ist ja zugleich das Fest der Besinnlichkeit. Besinnung – ja, das bräuchte unsere Zivilisation. Sie müsste zur Besinnung kommen. Müsste erkennen, dass der Weg zum Glück nicht heißen kann, alles besitzen zu wollen. Sondern der Weg zum Glück heißt, mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Sind es nicht auch die kleinen Dinge im Leben, die kleinen Geschenke, die einem wirklich glücklich machen? Und macht es wiederum nicht glücklich, den anderen glücklich zu machen? Packen wir doch lieber etwas weniger unter den Weihnachtsbaum und dann aber, wenn möglich, Geschenke, deren Produzenten auch glücklich werden konnten. Geben wir der Obdachlosenhilfe in der Umgebung ein paar Pakete mit Lebensmitteln und Kleidungsstücken darin, die Menschen in Not an Heiligabend ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Verzichten wir völlig auf Zitrusfrüchte aus konventionellem Anbau. Und kaufen wir besser einige wenige Orangen aus biologischem Anbau, die wir dann auch genießen können. Wir brauchen nicht Masse, sondern Klasse. Lassen wir die Gans leben und verzichten auf sie als Weihnachtsbraten. Dafür schmeckt ein rein vegetarischer Linsenbraten beispielsweise hervorragend mit einer leckeren, selbst gemachten Gorgonzola-Käse-Soße. Und wenn wir doch auf den Braten nicht verzichten wollen, so sind wir mit einer Gans aus ökologischer Haltung deutlich besser bedient. Kein Antibiotikum, keine Hormone und vor allem das Wissen, dass das Tier zuvor ein gutes Leben auf dem Hof gehabt hat. – Und keinen Gang durch die Hölle durchlebte. Ich wünsche uns allen eine besinnliche Adventszeit. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Besinnung auf das, was wirklich wichtig ist – und ein Ende des Götzen „Konsum“.