Verspielte Chancen: Emissionshandel in Europa am Boden

Die Idee, Emissionsrechte in Europa oder sogar weltweit per Zertifikat zu handeln, ist eigentlich recht gut.

Luftverschmutzung in Indien
Luftverschmutzung in Indien

Viele theoretische Studien stellen heraus, dass ein richtig aufgesetzter Emissionshandel wirtschaftlich sinnvoll und politisch machbar ist. Soweit die Theorie. Diese sieht vor, dass politisch definiert wird, wie viele CO2-Emissionen in die Luft gepustet werden dürfen. Die Kunst, die erlaubte Menge zu definieren, liegt nun darin, dass diese Menge geringer sein sollte, als von den Unternehmen gewünscht. So wird nämlich eine künstliche Knappheit für das Recht auf CO2-Ausstoß erzeugt. Und was knapp ist, hat einen Preis. Je knapper etwas wird, umso teurer ist es.

Unternehmen können sich nun entscheiden, ob sie CO2-Emissionen ausstoßen möchten und dementsprechend den Preis dafür zu bezahlen oder ob es für sie wirtschaftlicher ist, zum Beispiel in bestimmte Filtertechnologien zu investieren. Man hat ausgerechnet, dass die Schwelle ab der Unternehmen beginnen, in Filter zu investieren bei rund 25 Euro für eine Tonne CO2-Ausstoß liegt.

In der Praxis sind viel zu viele Zertifikate auf dem Markt, es gibt quasi eine Zertifikate-Inflation. Und so kostet eine Tonne schon seit langem nicht mehr als fünf Euro. Das heißt: Unternehmen können CO2 ausstoßen, so viel sie wollen. Der Preis, den sie dafür bezahlen müssen, schmerzt nicht genug, um sie dazu zu bringen, Alternativen zum CO2-Ausstoß zu entwickeln.

Münzen
wenns ums Geld geht …

Damit ist der Zertifikatehandel nicht mehr mehr als ein Feigenblatt der Politik: Man signalisiert Bereitschaft, etwas gegen die Emissionen zu unternehmen; in Wirklichkeit unternimmt man dann aber doch nichts. Klimaschutzziele werden auf diese Weise jedenfalls nicht erreicht, denn es ist weiterhin billiger ein schmutziges Kohlekraftwerk zu betreiben als ein relativ sauberes und energieeffizientes Gaskraftwerk. Lenkungswirkung, die eigentlich von einem volkswirtschaftlichen Instrument wie dem Zertifikatehandel ausgehen sollte, wird so jedenfalls nicht erzielt.

Nun wäre es ja möglich, Zertifikate vom Markt zu nehmen. 900 Millionen sollten ursprünglich mal verschwinden. Daraus wird wohl nichts. Zu viele politische Interessen werden höher bewertet als der Klimaschutz. Dann könnte man den Zertifikatehandel leider auch gleich ganz sein lassen. Zur Zielerreichung taugt er in seiner aktuellen Ausgestaltung jedenfalls gar nicht. So sehen verspielte Chancen aus.

Dass das Kind Emissionshandel derzeit tief im Brunnen liegt, darüber ist man sich wohl im Klaren. Derzeit kursiert allen Ernstes die Idee, den Emissionshandel bis 2020 mehr oder weniger komplett auf Eis zu legen, um sich dann für 2020 bis 2030 neue, dann aber auch wirklich ernst gemeinte Klimaziele zu stecken.

Wer glaubt denn noch, dass das gelingen kann?

Christiane Loch
Author: Christiane Loch


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