Haben Sie sie auch bereits gelesen? Die Horrormeldung der letzten Wochen – ach was, die Horrormeldung des bisherigen Jahres?
Der Kaffee wird knapp!!!
Panik macht sich breit. Noch ist er da, bald ist er weg. Oder zumindest knapp. Ich stelle mir schon die Szenen im Büro in der Kaffeeküche vor. Wie Untote laufen Menschen mit dicken, roten Augen, schwarzen Rändern darunter und zitternden Händen durch die Gegend. Die Morgenmuffel und Kaffee-Junkies würden für jede Bohne einen Mord begehen. Mit Tackern bewaffnet sitzen sie heckenschützengleich auf den Stühlen in der Kaffeeküche und verteidigen den letzten Rest… Alle Tassen haben sie vernichtet, nur die eigenen halten sie fest, als seien sie eine Kostbarkeit aus Gold. Der letzte Rest Kaffeesatz wird nun schon das fünfte Mal überbrüht. Er schmeckt zunächst widerlich und irgendwann ist da nur noch ein sanfter Hauch von Kaffee-Aroma im Wasser. Doch das ist zweitrangig. Hauptsache ein klein wenig Kaffee. Ein düsterer Ausblick? Kaffeesatzleserei?Nein, dies ist das erschreckende Resultat einer Studie… Letzte Woche wurde sie veröffentlicht, in Form des UN-Klimaberichts! Verbreitet durch die Boulevardpresse mach sich Endzeitstimmung breit, Hamsterkäufe, Menschen horten kiloweise ganze Bohnen, weil die länger halten. Um noch ein wenig länger den Koffein-Spiegel oben halten und den Arbeitstag überleben zu können. Ein Überlebensinstinkt… Erst die Finanzkrise, dann die Krim-Krise – und nun stürzt die Welt bald in eine Kaffee-Krise. Die Klimaerwärmung sorgt dafür, dass in Brasilien gut 2/3 der Kaffeeplantagen keinen Ertrag mehr bringen werden. Gerade Edel-Kaffee-Sorten wird es nicht mehr lange geben. Das Ende der Menschheit scheint nahe, die Apokalypse steht vor der Tür… Dass der Klimawandel Milliarden Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat zwingen wird, weil der Meeresspiegel um einige Meter ansteigt, scheint vor dem Hintergrund der Kaffee-Apokalypse gänzlich unwichtig. Andere Nutzpflanzen, wie beispielsweise so unnütze Gräser wie Weizen, Hafer, Roggen oder auch Obst und Gemüse werden auch von der Klimaerwärmung und den Wetterextremen betroffen sein. Doch wen interessiert das bekanntlich schon, wenn in China ein Sack Reis umfällt? Den interessiert es genauso wenig, ob dieser Sack Reis überhaupt vorher produziert werden konnte. Doch wenn eine Tasse Kaffee umfällt – eine Katastrophe! Und ob tropische Krankheiten Menschen in Mitteleuropa heimsuchen… – Ebola, Malaria, Gelbfieber & Co. sind nichts gegen die Symptome drohenden Kaffee-Entzugs. Dass bis zu zweidrittel aller Tier- und Pflanzenarten infolge des Klimawandels aussterben könnten, ist zweitrangig. Hauptsache der gute Arabica-Kaffee bleibt erhalten. Ganz ehrlich: Da fragt man sich doch manchmal, ob das gute Porzellan noch heil ist, es einen gehörigen Sprung hat oder sich doch die eine oder andere Tasse gar nicht mehr im Schrank befindet. Gut, dass die Menschheit keine anderen Probleme hat, als sich Gedanken über die Knappheit des Kaffees zu machen! Realitätsverlust in der öffentlichen Berichterstattung, fehlender Bezug zur Natur, kein kritisches Hinterfragen… Das sind die Probleme, die sich einmal mehr offenbaren, wenn man die Schlagzeilen zur bevorstehenden Klima-Katastrophe liest. Die Gletscher schmelzen, die Meere steigen, es wird mehr Dürren, Wirbelstürme, Überflutungen und andere Wetterextreme geben. Und worüber macht sich Boulevardpresse Gedanken? Dass der Kaffee knapp wird! Eigentlich wäre diese Schlagzeile an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten und gute Grundlage eines Sketches. Vorausgesetzt, die Lage wäre nicht so ernst.