Wir hatten ja bereits über crowdfunding im Zusammnenhang mit innovativen Energieprojekten berichtet. Letzte Woche sorgte nun ein neues super mega innovatives Projekt für Aufsehen auf Facebook und in der Presse.
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Die Idee des „original unverpackt“ – verpackungsfreien Supermarkts
hat in meinen Augen eingeschlagen, wie eine Bombe. Vor dem Hintergrund, dass jeder von uns ca. 250 kg Müll im Jahr durch sein Kaufverhalten produziert, sind die beiden Gründerinnen Sara Wolf und Milena Glimbovski auf die Idee gekommen. Seit November 2012 arbeiten Sie nun an der Verwirklichung ihres Projekts und haben vor wenigen Tagen eine crowdfundingkampagne gestartet. Ich beobachte derartige Kampagnen auf Startnext, wo original unverpackt ihre Finanzlücke von 20.000 € füllen möchten, schon seit Längerem.
Und ich kann Euch sagen, dass manch Einer sein Fundingziel von 5000 € nicht erreicht. Warum ich Euch das alles erzähle; die Kampagne der beiden mutigen Mädels hat so eingeschlagen, dass sie bereits nach 2 Tagen ihr Fundingziel von 20.000 € erreicht haben und nach reichlich einer Woche schon über 80000 € zusammen haben.Das ist in meinen Augen der Beweis – gute Ideen werden auch belohnt. Und diese Idee ist nicht nur gut, sie ist visionär!!!
Ich habe noch ein paar weitere interessante Projekte entdeckt, die ich Euch gerne ans Herz legen möchte. Das nächste benötigt noch viel mehr Eure Unterstützung, da sie ihr Fundingziel noch nicht erreicht hat.
Die intolerante Isi
Isabella Hehner versteckt sich hinter dieser Idee.. „Die intolerante Isi“ wird ein mobiles Verkaufsfahrzeug, dessen Angebot vor allem für alle mit Lebensmittelintoleranzen gestaltet ist. Es werden leckere, frisch zubereitete Speisen und Getränke angeboten, die z.B. weizenfrei, glutenfrei, milchfrei, fructosearm oder histaminarm sind. Das heißt aber nicht, dass jemand ohne Unverträglichkeiten die Produkte nicht essen kann oder darf.
Blümchenfutter
GreenLab Berlin UG ist ein junges Berliner Start-Up, das aus regionalen Abfällen der Kakaoverarbeitung (Kakaoschalen) einen veganen, biologischen Dünger „Blümchenfutter“ entwickelt hat. Dabei fällt bei dessen Produktion kein weiterer Abfall an. Dieser Dünger eignet sich für den Anbau von Obst, Gemüse und Zierpflanzen auf dem Balkon und richtet sich an alle Stadtgärtner, die Wert auf gesundes Gärtnern legen. Mit der Crowdfundingkampagne haben die erste Charge des Düngers erfolgreich finanziert.
Zum Thema crowdfunding
Für die meisten von uns ist die Bedeutung des Worts crowdfunding ein Buch mit sieben Siegeln, die anderen verstehen es völlig falsch, den nächsten ists einfach egal. Für die letzteren ist folgender Abschnitt also nicht gedacht 😉
Ilona Orthwein, Unternehmensberaterin und Finanzierungsexpertin aus Berlin und die Gründerin des der Netzwerkplattform Unternehmerinnenabends Unternehmerinnen.org hat sich mit diesem Thema seit mehreren Jahren eingehend befasst und ein Buch mit dem Titel „Crowdfunding –ein kritischer Überblick“ verfasst, das in Kürze als veröffentlicht in den nächsten Tagen ein eBook zum Thema in den Handel kommt. Sie hat für uns noch ein paar nützliche Informationen zum crowdfunding zusammen gestellt:.
Wie (Öko-)Crowdfunding gelingen kann
Die oben beschriebenen Beispiele zeigen, dass auf ökologische Nachhaltigkeit ausgerichtete innovative Projekte gerne von der Crowd, das ist die „Masse“ der Internetuser, gesponsert werden. „Gesponsert“ ist auch der korrekte Ausdruck, denn das, was bei uns in Deutschland landläufig „Crowdfunding“ genannt wird, ist eigentlich „Crowdsponsoring“, auch „reward-based crowdfunding“ genannt. Es handelt sich also keinesfalls um eine altruistische Spende oder eine Schenkung, sondern um einen Vertrag auf Gegenseitigkeit. Juristen gehen dabei von einem Kaufvertrag nach BGB aus, der, wie im Online-Handel über das Internet zustandekommt. Damit einher gehen folglich (steuer-)rechtliche Kosequenzen, insbesondere für den Geldnehmer. Wer Crowdfunding macht, sollte sich dessen bewusst sein. Er muss also das „geschenkte“ Geld ordentlich versteuern und selbstverständlich auch die in Aussicht gestellten Prämien den Geldgebern wie verabredet zur Verfügung stellen, was nach gelungenem Funding aktuell bei 70 % (!) der Projekte leider nicht klappt.
Für ein gelungenes Crowdfunding aller Art gibt es aus meiner Sicht vier Eckpfeiler, welche ich „die 4 K“ nenne:
KONZEPT
Grundvoraussetzung ist immer ein die Crowd überzeugendes Konzept. Eine gute Idee alleine genügt nicht. Die konzeptionelle Umsetzung muss realistisch sein. Unternehmerische Vorhaben brauchen zudem ein wirtschaftlich belastbares Konzept.
KALKULATION
Zum Konzept gehört selbstverständlich die Finanzplanung. Beim Crowdfunding hat sie Auswirkung auf das Fundingziel, d.h.die Mindestsumme, die es in einem festgesetzten Zeitraum einzuwerben gilt. Die muss richtig kalkuliert sein, damit sie ausreicht, den versprochenen Zweck zu erfüllen. Kosten für die Portale, Prämien und Werbeaufwendungen müssen selbstverständlich berücksichtigt werden.
KOMMUNIKATION
Wer Geld von der Crowd will, muss mit ihr kommunizieren! Es handelt sich um klassische Web 2.0- Kommunikation; das heißt ein ständiger, multilateraler Dialog. Nicht nur vor und während des Fundings muss über die sozialen Medien mit der Crowd kommuniziert werden. Wer nachhaltiges Crowdfunding machen will, muss unbedingt auch nach gelungenem Funding „am Ball bleiben“ und regelmäßig über Projektfortschritte berichten, Und wenn etwas nicht so klappt wie geplant? Schweigen aus in Krisensituationen ist fehl am Platze. Die Crowd hat viele Potenziale und kann durchaus bei Problemen Hilfestellungen bieten.
KONTAKTE
Wer erfolgreich Crowdfunding machen will, kann sich nicht auf die Plattformen und die Plattformbesucher verlassen, hier sin neben Eigeninitiative viele Kontakte zu internetaffinen Unterstützern gefragt. Inhalte „viral“ über die sozialen Medien an möglichst viele Interessierte in der Crowd zu teilen, ist Basis des Erfolgs.
Wenn das „zarte Pflänzchen“ Crowdfunding als kollektive Alternativfinanzierungsmethode, sich zu einem „großen Baum mit starken Ästen“ entwickeln soll, muss sich der Fokus also auf mehr als nur auf die Vereinnahmung des Geldes richten.
(Ilona Orthwein)
Über Ilona Orthwein
Ilona Orthwein ist ausgebildete Kauffrau und Sozialwissenschaftlerin (M.A. FU 1990), sie zwölf Jahre im internationalen Bankgeschäft tätig, ehe sie 2003 „Orthwein Unternehmens- und Organisations-beratung“ gründete. Mittelständische Unternehmen und soziale Organisationen werden zu Finanzierungsfragen, Marketing und Organisations-entwicklung beraten. Dabei verfolgt die Beraterin einen systemischen Ansatz.
Im Juni 2005 ging mit Unternehmerinnen.org eine von Ilona Orthwein konzipierte soziale Internetplattform für selbständige Frauen in Deutschland ans Netz. Seither leitet sie das Projekt, das 2012 von der Initiative Mittelstand mit dem Innovationspreis-IT in der Kategorie „Web 2.0 und Social Media“ ausgezeichnet wurde.
Ilona Orthwein schreibt und referiert zu Themen wie Marketing 2.0, Crowdfunding, Unternehmer/innen und das Web, sowie zu wirtschaftsethischen Fragen und der Rolle von Frauen in der Wirtschaft.
Liebe Frau Orthwein,
das ist toll, was die Mädels von Original Unverpackt machen und angehen und dann auch in die Tat umsetzen werden…davon sollte es noch viel mehr geben. Allerdings ist diese Idee nicht so innovativ, wie Sie schreiben, da es schon viele unverpackt Läden gibt (Unverpackt Kiel, Freikost Deinert Bonn, Dr. Pogo Berlin, Biospähre Berlin etc.).
Beste Grüße Franka Eisenschenk vom Kizeladen Blank
Hallo Frau Eisenschenk,
dieser Teil des dess Artikels geht auf „oekoblogs“ Konto 😉
Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Natürlich gibts die Idee schon. Ich glaube nicht, dass es irgendeine Idee gibt, die es noch nicht gibt – mein Fokus liegt hier eher darauf, dass die Veröffentlichung der Idee über eine crowdfunding Kampagne ganz klar aufzeigt, wie sehr die Verbraucher so etwas wünschen. Und ich finde es ganz toll, dass es aus dem Erfolg dieser Kampagne auch so deutlich heraus zu lesen ist.
Herzlichen Gruß
Christiane vom ökoblog