Am Wochenende wurden die Uhren zurückgestellt. Dies ist jedes Jahr ein untrügliches Zeichen, dass bald wieder die Advents- und Weihnachtszeit beginnt. So halten einige bereits Ausschau nach Geschenken, allmählich wachsen die ersten Lichterkerzenbäumchen an den Fenstern empor und bald werden auch die LED-Sterne aufgehen.
Weihnachtsgebäck steht gefühlt bereits seit August in den Supermarktregalen. 🙁
Dabei soll die Weihnachtszeit doch besinnlich sein. Eine Rückbesinnung zum wahren Hintergrund von Weihnachten täte unserer Gesellschaft sehr gut. Wir hätten weniger Stress bei der Geschenkesuche – und mehr Zeit, um sie mit unseren Lieben zu teilen. Wir könnten etliche Kilowattstunden Strom sparen, wenn wir auf einen Großteil der Weihnachtsdekoration verzichten würden – und stattdessen trotzdem ein Licht in die Welt tragen würden. Denn anstatt dem Ruf der Werbung zu folgen und uns kiloweise mit Spekulatius, Lebkuchen und Dominosteinen einzudecken, könnten wir beispielsweise Maß halten, und durch eine Spende Menschen mit den einfachsten Lebensmitteln versorgen.
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Fest der Nächstenliebe
Die biblische Weihnachtsgeschichte ist weit entfernt von all dem „X-Mas“ und „Santa Claus“, dem rotnäsigen Rentier und den blinkenden LED-Sternen. Und doch ist sie uns näher als je zuvor. Speziell dieses Jahr findet schließlich eine Abwandlung der Weihnachtsgeschichte direkt vor unserer Haustür statt…
Wenn wir uns an die biblische Geschichte zurück erinnern, tauchen sehr schnell Parallelen auf:
Es geschah zu der Zeit, als Kaiser Augustus einen neuen Stadthalter in die ProvinzSyria entsandte, in die das Königreich Judäa kurz zuvor eingegliedert worden war. Zu dieser Zeit sollte eine Volkszählung stattfinden und alle Menschen mussten in ihre Geburtsstädte zurückkehren. So brachen auch Josef und Maria mit dem ungeborenen Jesuskind auf. Da sie trotz der hochschwangeren Maria keine Herberge fanden, kam Jesus in einer Krippe in Bethlehem zur Welt. Ein Stern locktedie Menschen von nah und fern, er wies den Weg zur Krippe. Dieser Stern signalisierte ein großes Ereignis: Es sprach sich herum, dass der „König der Juden“ geboren worden sei. Dies erfuhr auch König Herodes. ErschickteSoldaten los, um alle männlichen Kleinkinder ermorden zu lassen. Denn er hatteAngst, unter ihnen könntesich tatsächlich dieser „König der Juden“ befinden, und der könnte ihm gefährlich werden, seine Macht untergraben. Josefwurde jedoch von Gott vor dem Kindermord gewarnt, flohmit Maria und dem Jesuskind nach Ägypten.
Versetzen wir uns mal in diese Zeit: Der Kindermord musste sich herumgesprochen haben, wie ein Lauffeuer. Wie viele Eltern flüchteten wohl ebenso vor den Gräueltaten? Josef und Maria hatten bereits zur Geburt ihres Kindes keine Herberge gefunden. Wie musste es ihnen wohl erst ergangen sein, als viele Menschen in Panik vor dem Befehl eines Kindermörders flohen?
Wenn wir einen realistischen Blick auf die Geschichte werfen, wurde der christliche Erlöser, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern und auf dem eine der Weltreligionen fußt, letztlich als Flüchtling geboren! Ein Flüchtling, wie sie nun zu hunderttausendennach Europa kommen, auch heute auf der Suche nach Schutz und Geborgenheit.
Deutschland auf der Flucht
Weltweit sind momentan knapp 60 Millionen Menschen auf der Flucht. (Quelle UNHCR) Das sind fast so viele Menschen, wie Deutschland Einwohner hat! Die Ursachen sind unterschiedlich. Oft stecken Konflikte, Verfolgung und Versorgungsengpässe dahinter. Aber auch Menschen, die in einem Staat ohne wirtschaftliche Perspektive am unteren Existenzminimum leben müssen, fliehen irgendwann und suchen nach einem besseren Leben. Sie brechen dann beispielsweise nach Europa auf, wo man ihnen Stacheldraht, Zäune, Tränengas und Soldaten entgegenstellt. Wo man sie in Erstaufnahmelager steckt und in so genannten „Transitzonen“ abfertigen möchte. Sie kommen, weil sie um Leib und Leben fürchteten, vor Mördern und Kriegern flohen. Dann landen sie in Erstaufnahmeeinrichtungen, wo sie für eine Registrierung tagelang im Freien übernachten müssen. Und dies bei niedrigen Temperaturen, bei feuchtem Wetter und ohnehin bereits angeschlagener Gesundheit. Haben sie endlich eine Unterkunft in einer völlig überfüllten Halle gefunden, müssen sie fürchten, dass man diese in Brand steckt. – Weil manche Menschen behaupten, die Flüchtlinge kämen nur nach Deutschland, um Geld zu erhalten und zu schmarotzen.
Welch ein Wahnsinn! Da bezichtigt man Menschen, die alles verloren haben – ihren Job, ihr Haus, Angehörige, ihre Heimat und ihre Gesundheit – nach Deutschland zu kommen, um abzukassieren. In jenes Land, in dem jährlich tonnenweise Lebensmittel im Müll landen – aber angeblich doch nicht genug für alle da ist. In dem noch immer eines der umfangreichsten Sozialsysteme der Welt die Not der Menschen abfängt – einige aber doch nichts von diesem Kuchen abgeben möchten.
Helfen
Ein Stück vom Kuchen abgeben, eine Herberge bieten, die Not lindern. All das ist möglich!
Und so ziemlich das Einzige, was man durch Teilen vermehren kann, ist das Glück.
Seien wir glücklich, dass wir seit 70 Jahren in einem friedlichen Land existieren, dass wir uns relativ sicher und reich schätzen können, so wie wir existieren. Und geben wir von diesem Glück einfach ein Stück ab. Folgen wir der wahren Botschaft des Weihnachtsfestes, die inmitten von Geschenkverpackung, Festtagsbraten, Ho-Ho-Ho, rotnäsigen Rentieren, Blinklichtern und Einkaufsstress untergegangen ist: Diese Botschaft derNächstenliebe.
Die Organisation Oxfam unterstützt beispielsweise Flüchtlinge, die übers Mittelmeer nach
Italien gelangt sind. Sie sorgt dafür, dass sie dort ein Dach über dem Kopf haben, genug Essen und Trinken bekommen, psychologisch betreut und beraten werden. Auch in Serbien ist Oxfam aktiv, verteilt Hygieneartikel und Winterkleidung. Zugleich setzt Oxfam auch an der Wurzel des Problems an, engagiert sich vor Ort in Krisenregionen für eine Lösung von Konflikten, leistet humanitäre Hilfe, damit Menschen erst gar nicht ihre Heimat verlassen müssen.
Jetzt Oxfams Arbeit unterstützen
Aber ist denn heut schon Weihnachten? Bis dahin ist schließlich noch Zeit.
Das stimmt, doch wenn wir es zulassen, regiert der Geist des Weihnachtsfests das ganze Jahr über. Und die Welt wird dadurch ein Stück weit besser.
Für den Schenkenden wie den Beschenkten: Das Glück vermehrt sich, wenn man es teilt.
Genau wie Du geschrieben hast, sollte das ganze Jahr über dieser Gedanke der (weihnachtlichen) Nächstenliebe nicht aus unseren Köpfen verschwinden. Momentan gibt es leider immernoch zu wenige Menschen, die hier vor Ort guten Willen zeigen und den Flüchtlingen helfen wollen. Andererseits sind es noch zu viele, die sich wie die Menschen, die Maria und Josef ihre Hilfe untersagten, verhalten und sich den Flüchtlingen gegenüber verschließen. Wir sind alle Menschen und sollten uns gegenseitig helfen, egal aus welchem Land man kommt. Vielen Dank für diesen Artikel. Ich hoffe, dass Nächstenliebe in Zukunft wieder größer geschrieben wird.