Eine Wandertour ist eine nachhaltige Art, die Welt hautnah zu erleben und zu entdecken. Es gibt so vieles zu erkunden in unserer heimischen Natur, dass man nicht mal in die Ferne schweifen muss. In Deutschland existiert ein über 200.000 Kilometer langes Wanderwegenetz.
Ob in den Alpen, den Mittelgebirgen, an Flussläufen, in den Hochmoorgebieten oder an Küsten und Seen: Überall gibt es viel zu sehen, lassen sich die tierischen und pflanzlichen Bewohner der verschiedenen Ökosysteme bewundern und beobachten.
Ein Gang durch die Natur erdet auch ein Stück weit, schafft einen klaren Geist und Ruhe. Es ist ungemein entspannend, dem Rauschen der Meereswellen zu lauschen, wenn sie an den Küsten branden, die Möwen kreischen und der Wind rauscht. Oder durch den Wald zu gehen, an einem plätschernden Wildbach entlang und den Vögeln beim Singen zuzuhören. Geht man mit gleichmäßigen Schritten und versucht, bewusst im Moment zu sein, wirkt das sogar meditativ.
Plagegeister
Während man dann so läuft, die Ruhe genießt und an nichts Böses denkt, brennt es plötzlich am Hals. Es war eine Bremse, die einem zugesetzt hat. Ein Weibchen, denn die brauchen das Blut zur Entwicklung des Nachwuchses. Männchen saugen nur Pflanzensäfte. Ein Schlag setzt dieser blutsaugenden Bremse ein jähes Ende. Doch wer einmal von einer Bremse gebissen worden ist, weiß, dass sich oft große Quaddeln um die Stelle bilden, die schmerzhaft sind und sich entzünden. Das hängt auch damit zusammen, dass die Tiere eben nicht stechen, sondern ein Loch in die Haut reißen, um daraus dann Blut und Lymphflüssigkeit zu saugen. Die Tiere gelten, neben der Zecke und dem Holzbock, auch als Überträger der Lyme-Borreliose.
Jetzt ist es mit der Entspannung erst mal vorbei, denn der Biss beginnt zu jucken und zu brennen. Was kann man mitten in der Natur tun, damit die Quaddel nicht allzu groß wird?
Es gibt eine einfache Lösung. Sie heißt:Spitzwegerich! Halten Sie Ausschau nach diesem Wildkraut. Es ist auf Wiesen und an Wegrändern anzutreffen. Erkennbar ist es an seinen spitzen, lanzenartig zulaufenden Blättern, die von 3-7 parallel verlaufenden Blattnerven an der Blattunterseite durchzogen sind. Von Mai bis September blüht der Spitzwegerich an langen Stielen mit walzenartigen Blütenähren. Nehmen Sie nun ein sauberes Blatt und knüllen Sie es zwischen Daumen und Zeigefinger so stark zusammen, dass der Pflanzensaft austritt. Nun tupfen oder reiben Sie mit dem zerknüllten Blatt vorsichtig über die Bissstelle. Der Juckreiz wird sofort nachlassen. Sobald es wieder zu jucken beginnt, wiederholen Sie die Prozedur. Bereits in der Steinzeit war der Spitzwegerich als Heilmittel bei Wunden bekannt. Auch im Mittelalter wurde er als Arznei selbst bei entzündeten Wunden eingesetzt, ebenso in den Weltkriegen als erstes Hilfsmittel auf den Schlachtfeldern.
Das mit gutem Grund. Denn der Spitzwegerich hat eine ähnlich starke antibiotische Wirkung wie Penicillin! Nutzen Sie ihn also ruhig, wenn die Bremse zugebissen oder die Stechmücke Sie erwischt hat. Wenn Sie wollen, können Sie die Wirkung des Krauts noch verstärken, indem Sie ein wenig Speichel auf die Stelle aufbringen. Denn auch der wirkt antiseptisch. Tiere kennen diese Eigenschaft des Speichels noch und lecken sich als erstes, wenn sie sich verletzt haben.
Wenn die Sonne brennt…
Gerade bei Spaziergängen am Meer oder an Seen spürt man oft die Intensität der Sonneneinstrahlung nicht. Schnell hat man sich verkalkuliert und sich einen Sonnenbrand geholt. Dies sollte man tunlichst vermeiden, da jeder Sonnenbrand das Hautkrebsrisiko erhöht. Eine Sonnenschutzcreme kann vorbeugend aufgebracht werden, doch verlängert sich dadurch nicht zwingend die Zeit, die man in der Sonne verbringen kann. Zudem enthalten viele Sonnencremes einen bedenklichen Chemie-Cocktail. Teilweise stehen Stoffe, die in herkömmlichen Sonnencremes enthalten sind, sogar im Verdacht Hautkrebs auszulösen! Daher sollte man entweder Naturkosmetik nutzen. Oder man verwendet gleich pflanzliche Öle. Dazu zählt das Sesamöl, das einen Teil der UV-Strahlen abblockt und vor freien Radikalen schützt. Ebenso sind Kokosöl, Jojobaöl und Avocadoöl geeignet, einen niedrigen Schutzfaktor zu bieten. Zugleich sollte man sich einfach auch nur begrenzt der Sonne aussetzen, öfters den Schatten suchen, eine passende und luftdurchlässige Kopfbedeckung tragen.
Haben die Schutzmaßnahmen nicht ausgereicht und man spürt, dass man sich verbrannt hat, gilt als Erste Hilfe-Maßnahme das Aufbringen von kühlenden Umschlägen. Tauchen Sie dazu ein Tuch in kaltes, klares Wasser: In mitgebrachtes Mineralwasser oder in das Wasser eines Bachs, eines Sees oder Meeres. Legen Sie das Tuch dann auf die betreffende Stelle und kühlen Sie sie. Bei einem Sonnenbrand steckt wie bei jeder Verbrennung die Hitze weiterhin in der Haut. Dadurch schreitet die Schädigung noch fort, wenn Sie längst im Schatten sitzen. Ein Herunterkühlen stoppt oder dämpft zumindest diesen Prozess. Schauen Sie sich dann um, ob Sie irgendwo eine Eiche sehen. Entfernen Sie ein wenig Rinde und nehmen Sie sie mit. Ansonsten tut es auch der Spitzwegerich, die Kamille, die Malve oder die Pfefferminze. Im Zweifel können Sie sich die Kräuter natürlich auch in der Apotheke besorgen. Nun stellen Sie aus einem dieser Kräuter oder der Eichenrinde einen Tee her, lassen ihn abkühlen und bringen ihn wieder mit eingeweichten Tüchern auf die betroffene Hautstelle auf. Ist die erste Hitze der Haut verschwunden, können Sie die betroffenen Stellen auch noch mit Ringelblumensalbe behandeln und somit eine schnelle Heilung sicherstellen.
Die Natur bietet also nicht nur eine seelische Kraftquelle, sondern auch eine physische und ganz praktische. Sie hat allerlei Arzneien in Petto, die unsere Vorfahren kannten und nutzten. Nutzen auch wir sie!
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