Es war einmal ein kleiner Hase, der saß den ganzen Tag im Grase. Den ganzen lieben langen Tag kaute er die grüne Saat.
Bis sie ihm aus den Ohren quoll, sein Magen war schon propervoll. Da keimte plötzlich in ihm auf, dass etwas nahm den falschen Lauf. Immer nur das gleiche Heu, und er empfand nichts mehr dabei! „Wir sind halt eben alle Hasen, und Hasen müssen nun mal grasen!“, sagten seine Nag-Kollegen „So ist nun mal ein Hasenleben!“
Unsinn! – War des Hasen Meinung, und ein Gedanke neu in Keimung. Denn der Hase war beflissen – ins Gras wurd früh genug gebissen! Es musste etwas andres geben für jenes triste Hasenleben. Einen neuen Nagerkick, und so auch neues Hasenglück.
Drum schlug der Has die Zeitung auf, und fand dort – neben Schlussverkauf – doch echt ein tolles Angebot! Es stach heraus, war feuerrot! Ein Bärtiger mit Mantel stand auf jenem Bild vor einem Strand. Sankt Niklaus wollte Urlaub machen, was waren das denn nun für Sachen? Tatsächlich suchte man recht dringend, einen Ersatz, der kurz einspringend und die Geschenke schnell verteilte, während Niklaus dort verweite, wo Rentiere ins Schwitzen kamen, um einzufangen Sonnenstrahlen.
Bewerbung los, die Hoffnung stieg. Nach kurzer Zeit kam schon der Sieg! Der Hase machte glatt das Rennen, durft‘ sich nun Weihnachtshase nennen.
Glückerfüllt war seine Reise, er sah auf diese schöne Weise den Winter von ganz andrer Seite, genoss so Lämpchen, Schnee und Weite. Bald jedoch war es vorbei, zu Ende schon die Schenkerei. Der Hase, wieder arbeitslos, und fragte sich „Was mach ich bloß?“ Bald kam die zündende Idee. „Ich gründe eine Ich-AG! Beschenke alle lieben Leut mit Buntem in der Weihnachtszeit!“ „Moment!“, sagte der Weihnachtsmann. „Du fängst mir damit gar nicht an! Es herrscht doch immer noch sehr wohl das Weihnachtsmännermonopol! Du Hase kämst mir grade recht, verpfuschtest mir glatt mein Geschäft!“
So wurde es nichts aus jenem Spaße, des Armen, vormals Weihnachtshasen! Er dürfte sich so nicht mehr nennen. Der Hase ließ die Ohren hängen. Doch stellten sie sich in die Höh, als in ihm wuchs eine Idee. Man musste nicht zur Weihnachtszeit Geschenke bringen, weit und breit. Auch in den andren Jahreszeiten konnte man viel Glück bereiten, wenn man Schönes nett verhüllte, somit Farbendürste stillte. So machte er sich bald bereit als Schenker in der Osterzeit.
Der Weihnachtsmann würd schon noch sehen, was er sich ließ dadurch entgehen, als er den armen kleinen Hasen zurückschickte zum dürren Rasen. Konkurrenz würd er ihm machen, mit vielen bunten, schönen Sachen.
Doch musste er sich distanzieren, damit sich Leute interessierten für die Geschenke jener Feier, nicht immer nur dieselbe Leier! Er grübelte ganz wild umher, und er wog ab. Es war schon schwer. Es musste neuer sein als neuer, erfreuen Friese und auch Bayer und nicht nur diesen, sondern allen, sollte ihr Präsent gefallen.
Sollte er Blumen nur verschenken? – Nein, daran wollt er gar nicht denken! Steine oder Hölzer sammeln, sie schwarz färben mit heißen Flammen? Ein derart hässliches Präsent, würde niemandem geschenkt! Doch was denn bitteschön zum Geier, schenkte man zur Osterfeier? So ging der Hase durch die Welt, und fragte sich, ist es das Geld, das er nun verschenken sollte, war es das, was man nur wollte? Geld allein brachte kein Glück, drum zog der Has den Plan zurück. Was schenken andre Tag für Tag, das war für ihn die große Frag. Der Storch, er schenkte Kinderlein, das Glück schenkte des Glückes Schwein, man schenkte sich Aufmerksamkeit, ein andrer schenkte gar die Zeit.
Ihm schenkte man nur müdes Lächeln, die Wut begann in ihm zu köcheln. Was dachte man sich nur dabei, ihn auszulachen – vogelfrei? Das war nun wirklich eine Schande, für jenen kleinen Meister Lampe.
Drum wanderte der Hase aus, suchte sich ein neues Haus. Sehr bald kam er zum Hühnerhof, wo alles grün und riesengroß. Das war doch mal eine Idee! Geschenke ohne Ach und Weh! Hier und da ein weißes Ei, braune waren auch dabei. Andre Farben gab es nicht! Und das war doch aus seiner Sicht die Steilvorlage gar schlechthin, das machte doch nun wirklich Sinn! Jene Eier zu verschenken, sie zuvor in Rot zu tränken. Grün, gelb, blau und andre Farben, konnten diese auch vertragen. Da das Leben sonst so trist, Farbe letztlich Leben ist, und Leben als das Glück der Welt, als Wichtigstes von allem zählt! So erklärte auch der Hase, die Geschäftsidee im Grase, jenem Hühnervogelhalter, der auch Hühnereiverwalter.
„Die Idee ist wirklich fein, komm doch erst mal mit mir rein!“ Der Bauer nahm ihn mit ins Haus – die Konkurrenz von Santa Claus!
Der Hase sah sich fragend um, es stand kein Huhn hier rundherum. „Sag, wo sind deine Hühner hin?“. „Die sind im Stall dort drüben drin!“, das gab der Bauer zu verstehen und ließ den Nager vor sich gehen. Er öffnete ihm flugs die Tür, und schloss sie hinter sich dafür. Das war ein wirklich dunkler Raum, der Hase glaubte es ja kaum, dass jener Zweibeiner hier lebte, weshalb er große Zweifel hegte. Rums, so schlug eine Tür ins Schloss, der Hase merkte grade noch, das der Mensch ihm nicht mehr folgte, nichts mehr wissen von ihm wollte.
Dicke Eisengitterstäbe standen nun dem Has im Wege. Und der Mensch direkt dahinter lachte kälter als der Winter.
„Warum steck ich jetzt im Knast?“, fragte unser Hase leis’. „Das ist die Kaninchenmast. Du hast viel Speck, das gibt `nen Preis.“ „Warum tust du mir das an? Denk doch an den Weihnachtsmann! Er fragt dich, warst du auch schön lieb? Und jetzt bist du ein Freiheitsdieb! Ich will dich bitten, Mensch bedenke, dann kriegst du keinerlei Geschenke!“ „Lieber Has, das sag ich dir, danken wird der Niklaus mir. Denn du warst die Konkurrenz, die jetzt durch Abwesenheit glänzt. Doch danke für den Ei-Einfall, werd ihn verbreiten überall. Der Osterhase rennt dann eben als ein Phantom durchs Menschenleben.“, sprach der Bauer und verschwand.
Seither war die Moral im Land. An Ostern kommt der Osterhase, als Festtagsbraten auf den Tisch, die Eier bringt der falsche Hase, die oftmals faul und gar nicht frisch! Bunte Farben können täuschen alle Augen dieser Welt, doch das Herz erkennt das Heucheln, wo Profit ausschließlich zählt. Das Ei des Leides wird gelegt, am Fest des neu erwachten Lebens. Die Farbe ist wie weggefegt, wenn jeder Hühnerschrei vergebens! Und wenn der Osterhase sitzt, in DIN-A-4-gequetschter Kiste, ohne, dass er einmal flitzt – auf den Tod wartend im Miste!
Bild: Bernd Kasper / pixelio.de
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