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Kein Kompromiss zur falschen Zeit erspart manch Unannehmlichkeit!
So könnte man es dichterisch auf den Punkt bringen, wenn man sich den faulen Klimakompromiss anschaut, den vor kurzem die EU und die „Klima-Kanzlerin“ geschlossen haben. Als einen Erfolg feiern ihn die Einen, als ein Desaster strafen ihn die anderen ab. In jedem Fall ist er eines: Ein Kompromiss in einer Situation, in der eigentlich gar keine Zeit mehr ist für einen Kompromiss.
Faul ist er also, der Kompromiss! Ob daran auch die Kirschessigfliege Schuld trägt?
Sie befällt schließlich auch Pflaumen. Und haben wir nicht ein Zunehmen solcher Früchtchen in entscheidenden Positionen zu beklagen?! Vielleicht war sie ja beteiligt und deshalb waren die Pflaumen zu faul,um für unsere Zukunftkämpfen zu können?Und mit dieser Faulheit hat sich schließlich auch der Kompromiss infiziert…?
Darüber lässt sich nur mutmaßen. Viel deutlicher ist das Werk der Fliege in den Wein- und Obstanbauregionen zu sehen, zu riechen und zu fühlen. Faule Trauben werden noch vor der Lese zu Essig und die Existenzangst der Winzer ist deutlich zu spüren. Es gibt teilweise erhebliche Ernteeinbußen – nicht nur bei den Winzern. Die Fliege fliegt außerdem auf Süßkirschen, Äpfel, Birnen, Heidelbeeren, Himbeeren, Erdbeeren – und eben die besagten Pflaumen. Und offensichtlich ist sie sehr anpassungsfähig, was vermuten lässt, dass sie ihren Speiseplan erweitern wird.
Doch was ist das eigentlich für ein Wesen, das da sein Unwesen treibt?
Es ist ein so genanntes Neozoon, also ein eingewanderter Exot. Die Kirschessigfliege stammt aus Asien und ist 2011 erstmals in Italien und Frankreich aufgetaucht. Sie sieht unseren einheimischen Essigfliegen ähnlich, doch hat sie rote Augen. Das Männchen hat zudem einen deutlichen dunklen Fleck nahe der Spitze seiner Flügel. Klein ist sie, mit ihren bis zu dreieinhalb Millimetern Körperlänge und bis zu sechseinhalb Millimetern Spannweite. Doch groß wird ihre Population. Bis zu 400 Eier legt ein Weibchen ab, verteilt auf viele Früchte. Die Eiablage erfolgt kurz vor der Reife der Frucht und binnen 14 Tagen entwickeln sich aus den Eiern Maden und letztlich fertige Insekten. Wenn das Insekt seine Entwicklung abgeschlossen hat, ist nicht mehr viel übrig von der Frucht. Sie fällt in sich zusammen und das Fruchtfleisch wird ungenießbar. Zudem ritzen die Weibchen die Haut der Früchte auf, wodurch große Wunden entstehen. Dadurch dringen Bakterien und Pilze in die Frucht, lassen sie verderben, wandeln sie schließlich zu Essig.
Das ist für Obstbauern und Winzer eine Katastrophe. Denn befallenes Obst können sie natürlich nicht mehr verkaufen. Befallene Trauben, die sich bereits zu Essig gewandelt haben, stinken nicht nur bestialisch in den Weinbergen. Vor allem haben sie im Wein nichts zu suchen. Die Ernte erfolgt heute meist per Lesemaschine, befallene Trauben können somit nicht heraus sortiert werden. Sie landen dann im Zweifel in der Kelter, im Saft und schon hat der Winzer einen Saft mit Essig-Stich, der nicht zu Wein verarbeitet werden kann und darf. Er muss vernichtet werden.
Doch nicht nur Winzer und Obstbauern sind betroffen. Beim Imker spricht man vom Kirschsaft, der im Honig zu finden ist. Das klingt erst mal lecker und nach einer neuen Honigsorte. Doch tatsächlich kann ein solcher Honig ebenso nicht in den Verkehr gebracht werden. Er ist leicht verderblich und wird allenfalls noch zu Honigwein. Der Kirschsaft landet über Umwege im Honigvorrat des Volkes. Die Kirschessigfliege ritzt die Haut von Kirschen und anderen Früchten auf. Die Bienen leiden unter Futternot, da ihnen immer weniger Nektarpflanzen in immer geringerer Vielfalt zur Verfügung stehen. Man füttert sie in der konventionellen Imkerei im Winter zudem mit Zuckerwasser, damit man den gesamten Honigvorrat des Volkes verkaufen kann. Also kennen die Bienen den süßen Saft sehr gut als Futterquelle. Sie sammeln somit mangels Angebot weniger Nektar und bedienen sich dafür an dem reichen Angebot vom Fruchtsaft aufgeschlitzter, vergorener Kirschen und anderem Obst… Und die Kirschessigfliege tischt der Biene praktisch ein Fruchtsaft-Schlaraffenland auf.
Alles in Allem kann man also festhalten, dass die Kirschessigfliege an einigem Schuld trägt und ein Schädling ist, den man nur sehr schwer bekämpfen kann. Man kann ihn mit Hilfe von Lockfallen einfangen. Den Befall der Früchte kann man mit den viel gerühmten Insektiziden nicht verhindern. Denn man kann nur sehr wenige chemische Keulen an Früchten einsetzen, die in kürze geerntet werden, ohne das Risiko einzugehen, den späteren Konsumenten damit ebenso ins Jenseits zu befördern. Also sucht man nach einer Lösung gegen die sehr anpassungsfähigen Schädlinge.
Dabei wäre es so einfach: Ein kalter Winter würde die Population zumindest eindämmen. Doch der Klimaerwärmung sei Dank, ist im letzten Jahr beispielsweise der Winter in vielen Regionen Deutschlands komplett ausgefallen und die Winzer frohlockten über die kommenden, herrlichen Jahrgänge, über das beste Weinbauklima aller Zeiten in Mitteleuropa. Und heute gießen sie den besten Essig in die Kanalisation!
Sicher trägt nicht nur der Klimawandel zu dieser Entwicklung bei. Auch der globalisierte Handel, der die Kirschessigfliege erst nach Europa gebracht hat, hat seinen Beitrag geleistet. Der Kirschsaft kommt nicht nur aufgrund der aufgeschlitzten Früchte in den Honig. Er kommt auch deshalb hinein, weil man den Bienen immer weniger Nektarpflanzen bietet. Und weil man sie artwidrig im Winter mit Zuckerwasser anstatt mit ihrem gesammelten Honig füttert.
Kurz gesagt:
Sicher ist die Kirschessigfliege eine Katastrophe für die Landwirtschaft, ein Auslöser, und zugleich Symptom einer gewaltigen Fehlentwicklung. Aber sie ist eben nicht an allem Schuld. Auch und speziell nicht an faulen Pflaumen und faulen Kompromissen in der Politik!
Bilder:
Wolfgang Pfensig / pixelio.de
Erich Keppler / pixelio.de
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