Ausgebrannt – Burn out ! Das sind so viele Menschen heutzutage. Es klingt fast wie ein Modewort, doch ist es traurige Realität.
Es muss doch möglich sein, binnen X Minuten Y Dinge zu tun. Und es muss doch machbar sein, die Arbeit, die zuvor 8 Personen geschafft haben, zu sechst ebenso zu erledigen. Wenn man zwischendrin dann eben einen Kaffee weniger holt und nicht mit einem Kollegen in die Küche geht, zum Kaffee holen. Dann muss das doch möglich sein. Es muss doch auch mal möglich sein, bis 18 Uhr zu arbeiten und nicht nur bis 16 Uhr. Dann macht man eben mal eine oder zwei Überstunden. Das muss doch drin sein…
Ja, möglich ist vieles. Aber nicht alles, was möglich ist, ist auch erstrebenswert oder gar sinnvoll. Spätestens dann, wenn man sich auf der Arbeit vorkommt, als sei man auf der Flucht, stimmt etwas nicht. Wenn Denunzianten bei jedem Gang in die Küche eine gedankliche Strichliste führen und bei nächster Gelegenheit beim Chef die Hand heben und rufen „Chef, Chef! – Ich weiß was…!“ kommt einem zwangsläufig „STASI“ oder „NSA“ in den Sinn.
Man rackert und versucht, den Kritikern keine Chance zu geben, auch wenn sie immer wieder eine finden werden. Man läuft und läuft – immer schneller, hofft darauf, weiter zu kommen. Bis man bemerkt, dass man keinen festen Boden unter den Füßen hat, sondern nur ein Laufband. Man bewegt sich immer schneller, doch kommt man nicht voran. Die eigene Arbeit wird dezent als wertvoll tituliert – und zugleich als „einfache Tätigkeit“, für die es keiner Ausbildung bedarf. Diskussionen verlaufen fruchtlos, Argumente werden zerredet und mit fadenscheinigen Gegenargumenten nicht widerlegt sondern schlichtweg vom Tisch gewischt.
So läuft man weiter auf Hochtouren und denkt sich, man muss alles nur wollen, dann schafft man es auch. Doch muss man es wirklich wollen? Alleine das ist schließlich schon ein Widerspruch. Entweder man will etwas, oder man will es nicht. Wenn man etwas muss, hat man keine andere Wahl…
Was geschieht mit uns in der heutigen Zeit? Man drängt uns zu so vielen Dingen, zwingt uns förmlich ein Wollen auf. Und dies ist kein Wohlwollen. Es ist ein Mehrwollen. Wir sollen „Mehrwert“ werden für eine zunehmend industrialisierte Welt. Ein Faktor, der möglichst wenig will und möglichst viel wollen muss.
Die Folge ist klar, wie das Wörtchen Ausbeutung bereits offenbart. Der Begriff stammt aus dem Kriegswesen, später nutzte man ihn auch für das Ausnutzen von Naturschätzen. Und beides – Krieg und Raubbau – hinterlassen eines: Verbrannte Erde, Armut, ausgebrannte Häuser und Wälder.
Ausgebrannt – Burn out ! Das sind so viele Menschen heutzutage. Es klingt fast wie ein Modewort, doch ist es traurige Realität. Die Ausbeutung durch unser Wirtschaftssystem geht nicht nur zu Lasten von Natur und Menschen in der Dritten Welt. Sie geht auch zu Lasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Verödung unseres Gefühlslebens, die Überhitzung unserer Seele und das Ausbrennen unserer Existenz. Das sind die Folgen der industrialisierten Arbeitswelt.
Wir verurteilen die Diktatoren in Afrika und anderswo auf der Welt. Doch wie anders ist die Diktatur des Geldes? Als Zahlungsmittel einst eingeführt, wird es heute bei Privilegierten angehäuft, während andere nur noch die Krümel des Kuchens abbekommen. Die einen spekulieren mit Milliarden, während andere darüber spekulieren, ob sie morgen noch einen Job haben… Der Turbokapitalismus hat Deutschland längst erreicht und Einzug in unser Leben gehalten.
Es gilt ihm Einhalt zu gebieten. Zeit, gegen diesen Diktator aufzustehen und ihm seine Macht zu nehmen.
Die Fastenzeit steht vor der Tür. Viele Menschen essen in dieser Zeit weniger, verzichten auf Schokolade oder Fleisch. Doch wie wäre es, wenn wir einmal gezielt darauf verzichten, falschen Götzen hinterher zu laufen? Uns mal gezielt entschleunigen? Mehr Geld verdienen heißt, mehr konsumieren. Doch wenn wir uns ein Stück weit einschränken, ein Stück weit Abstand nehmen zur konsumgeilen Gesellschaft, können wir auch ein Stück weit Abstand vom Wert des Geldes nehmen. Und dann würde aus der Einschränkung am Ende vielleicht sogar eine Bereicherung.
Konsumieren heißt auch ein Stück weit die Freiheit verlieren. Wir rennen dem Geld hinterher, das wir ausgeben müssen, um Dinge zu erwerben, die wir am Ende vielleicht gar nicht brauchen. Ging es Ihnen nicht auch schon so, dass Sie sich etwas ganz stark gewünscht haben. Das neueste Handy oder ein supertolles Auto? Und wenn Sie es dann gekauft hatten, haben Sie festgestellt, dass man mit dem neuesten Handy am Ende auch nur telefonieren kann? Und dass man mit dem supertollen Auto auch im Stau steht? Dass sich das Geld nicht wirklich gelohnt hat. Schließlich ist das Geld auch immer ein Stück weit Lebenszeit, die wir investiert haben, um es zu verdienen. Und Lebenszeit ist das Kostbarste, was es gibt. Es gibt kein Sparkonto, auf das man sie einzahlen kann. Und man bekommt auch keinen Kredit. Wenn die Zeit vorüber ist, heißt es von allem Weltlichen Abschied zu nehmen. Das letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen… Es trägt nur die dunklen und hellen Farben in sich. Lassen wir nicht zu, dass es von dunklen Farben dominiert wird! Lassen wir nicht zu, dass die Seele zu Lebzeiten ausbrennt.
Das ist es nicht wert! Schützen wir unsere eigene kleine Welt, die tief in uns steckt. Nehmen wir Abstand vom Laufband und sagen Nein zur weiteren Beschleunigung! Was kann denn schon passieren? Außer, dass wir ein Stück mehr Freiheit erlangen.