Neue Energie, der Solargrill ODER die Natur lebt nachhaltig
Haben Sie sich auch schon einmal überlegt, mit welcher Effizienz die Natur arbeitet? Sie nutzt die vorhandenen Ressourcen, beutet nicht aus, verschwendet nicht. Da gibt es keine Berge an Lebensmitteln, die vor einem Ameisenhaufen liegen bleiben und vergammeln. Eine Meise sammelt nicht haufenweise Raupen, um sie zu töten, sie dann aber irgendwo achtlos wegzuwerfen. Sie verschmäht auch kein Baumaterial für ihr Nest, wenn es ihr in irgendeiner Art und Weise als nützlich erscheint. Die Eierschalen der Brut frisst die Meise direkt wieder auf – selbstverständlich erst, nachdem der Nachwuchs ausgeschlüpft ist…
Selbst das Eichhörnchen, das ja bekanntlich massenweise Nüsse vergräbt, dafür aber nur einen Teil im Winter wieder ausgräbt, ist nicht verschwenderisch. Man sagt ihm nach, es fände die Nüsse nicht wieder. Doch mangels gemeinsamer Kommunikation hat man den Nager noch nie nach dem wahren Beweggrund fragen können. Vielleicht ist es nicht Zerstreutheit, die zum verschwenderischen Vergraben führt. Vielleicht ist es Intelligenz und die Sorge um die Zukunft? Ist es vielleicht das am Nachhaltigsten handelnde Tier überhaupt? Denn wenn man eine Nuss vergräbt, keimt diese mit hoher Wahrscheinlichkeit und wächst zu einem neuen Baum heran. Und wenn ein Eichhörnchen sich über etwas freut, dann ist das über einen weiteren Baum, auf dem neues Futter wächst…
Und was macht der Mensch? Er baut Zitronen in Monokultur an, transportiert diese dann über viele Kilometer in eine Fabrik, presst sie unter großem Energieaufwand aus. In einer anderen Fabrik stellt er aus einem erdölhaltigen Produkt – nämlich Kunststoff – unter Zusatz allerlei Weichmacher und Chemikalien, eine Verpackung her, die eine ähnliche Form und Farbe der Zitronenschale aufweist. Zitronensaft und Verpackung transportiert er dann unter neuerlichem Energieaufwand in eine Fabrik, wo Saft und Verpackung zusammenfinden. Diese künstlich verpackte Zitrone wird dann wiederum mittels LKW oder Schiff abgasintensiv zu Zentrallagern transportiert, von diesen beziehen die Supermärkte schließlich ihre Waren.
Wenn die Zitrone in der Kunststoffverpackung schließlich im Supermarktregal steht, hat sie also schon einen sehr weiten Weg hinter sich.
Der Verbraucher nutzt dann den Saft, wirft die Verpackung in den Müll und das war’s!
Warum also nicht gleich die echte Zitrone nutzen, die ja von der Natur mit einer sehr funktionalen Verpackungen versehen wurde…?
Verschwendung ist…die Zeitung zur Papiervermeidung.
Dieser Spruch geisterte mir auch durch den Kopf, während ich vor kurzem bei brütender Hitze dastand und mit einer Schleifmaschine versuchte, die Beschichtung einer alten Sattelitenschüssel zu entfernen. Dies war ein sehr schweißtreibendes und staubiges Unterfangen…
Ich hatte mir ja vorgenommen, im Sommerurlaub einen Solargrill zu konstruieren. Kaufen wollte ich ihn nicht, sondern aus alten Materialien, die sonst in den Müll gewandert wären, herstellen. Und dazu gehörte die sturmgeschädigte Parabolantenne definitiv.
Nachdem ich die Beschichtung nun entfernt hatte und darunter dann das verkratzte Metall zum Vorschein kam, wurde mir eines klar: Das funktioniert so nicht! Denn das Sonnenlicht wurde nicht gebündelt, sondern durch die Kratzer eher zerstreut. Und auch der Versuch, mit Nassschleifpapier die Kratzer etwas einzudämmen, schlug fehl. Im Brennpunkt wurde es bei weitem nicht heiß genug.
Eine Alternative musste her.
Daher kramte ich einen alten Verbandskasten aus dem Schrank hervor, in dem eine Rettungsdecke enthalten war. Ich klebte diese auf die Schüssel, schnitt sie entsprechend grob auf die benötigte Größe zu und testete den Brennpunkt… Und wieder wurde es nicht heiß genug. Die Decke war faltig durch die Verpackung in der engen Tüte, diese Falten zerstreuten das Licht und ließen sich auch nicht durch Straffen entfernen.
Ich grübelte nach einer weiteren Möglichkeit. Und ich kam auf die Idee, eine kleine Umweltsünde einem nützlichen Zweck zuzuführen. Ich hatte noch ein wenig Alu-Folie im Schrank aufbewahrt. Genutzt hatte ich sie schon lange nicht mehr, weil sie weder gesund noch umweltfreundlich ist. So benetzte ich die Schüssel mit einem umweltfreundlichen Kleber, legte die Folie entsprechend aus und schnitt sie zu. Dann stellte ich die Schüssel in die Sonne, hielt die Hand dort hin, wo sich der Brennpunkt offenbarte – und verbrannte mir beinahe die Finger! Es hatte funktioniert. Ich testete die Intensität mit dem getrockneten Blütenstand von Schilf und dieser begann zu qualmen, wurde schwarz. Der Spiegel schien also zu funktionieren.
Und nun ging es um die Wurst! – Um die Grillwurst. Als weiteres Testobjekt spießte ich diese auf eine Gabel, die Gabel wiederum befestigte ich mit einer Klammer an einem provisorisch installierten Metallarm. Ich wartete einige Zeit, nach etwa 30 Minuten war die Wurst gar und ich ließ sie mir schmecken, mit Kartoffelsalat, grünem Forellenschuss-Salat aus dem Garten sowie einigen Kräutern. Es hatte also prinzipiell funktioniert. Grillen alleine durch die Kraft der Sonne. – Auch wenn die Leistung des Grills noch deutlich ausbaufähig war…
Leider war der Sommerurlaub schon vorüber, der Alltag hatte mich wieder. Und für die Tüfteleien würde ich nur an den Wochenenden Zeit finden. Daher nahm ich mir vor, das Projekt Stück für Stück fortzuführen. Ein Anfang war nun zumindest gemacht.
Doch der Spruch mit der Zeitung zur Papiervermeidung ging mir weiterhin durch den Kopf. Er kam mir in den Sinn, als ich einen Joghurtbecher in der Hand hielt. Mit ihm verhielt es sich zumindest ähnlich wie mit der Zitrone, auch wenn er nicht von Natur aus eingepackt war.
Wenn man sich mal überlegte… Dieser Becher wurde nur dafür hergestellt, damit man Joghurt darin füllen und es zum Verbraucher bringen konnte. Dieser aß das Joghurt und warf Becher wie Aluminiumdeckel in die Gelbe Tonne. Der Müll wurde wiederum von großen, Sprit fressenden Müllwagen abgeholt und zu einem entsprechenden Betrieb transportiert. Dort sortierte man den Müll maschinell, wofür wieder jede Menge Energie benötigt wurde und verarbeitete anderswo das Material entsprechend, damit es z.B. als Füllmaterial oder ähnliches eingesetzt werden konnte. Welch ein Irrsinn!
Die Umwelt wird belastet durch Einmal-Verpackungen, das Plastik landet eventuell auch in den Weltmeeren und dort in gewaltigen Müllstrudeln oder allgemein in der Natur. Der Verbraucher bekommt einen Joghurt, welcher neben rechtsdrehenden Bakterienkulturen auch noch magenumdrehende Weichmacher und andere Chemikalien enthält. – Zusätzlich so genannte „natürliche Aromen“, die aus Sägemehl, Mineralöl oder Schimmelpilzkulturen gewonnen werden…
Zugleich sah und sehe ich mich in meinem Garten einer Brombeer- und Kirschschwemme ausgesetzt und habe ohnehin Marmelade hergestellt.
Warum also nicht das Eine mit dem Anderen verbinden? Warum nicht selbst Frucht-Joghurt herstellen, um den Müll zu vermeiden und zu wissen, was im Joghurt so alles drin steckt?
Ich kaufte mir also einen Joghurtbereiter und füllte einmalig zwei Esslöffel Bio-Natur-Joghurt aus dem Supermarkt in den Bereiter, dazu noch die entsprechende Menge Bio-Milch. Der Bereiter lief über Nacht, erhitzte den Inhalt auf etwa 40°C und am nächsten Morgen lieferte er mir einen köstlichen Joghurt. Zwei Esslöffel des neu entstandenen Joghurts füllte ich wieder in den Joghurtbereiter, dazu wieder Milch und schaltete ihn ein, damit ich auch am nächsten Tag wieder Joghurt essen konnte. In den restlichen Joghurt mischte ich noch ein wenig Kirsch-Minze-Marmelade und muss sagen, er stand dem gekauften Joghurt in nichts nach.
Meine Geschmacksnerven waren begeistert, ebenso mein Umweltbewusstsein. Was konnte man nicht alles selbst machen, Verpackungen und Transportwege sparen. Man wusste außerdem, was im Essen enthalten war, konnte variieren, war nicht mehr auf den Mainstream und den Einheitsgeschmack angewiesen, den einen die Lebensmittelindustrie aufzwingen wollte. Geschmacksverstärker ade!
Es dauerte nicht lange und es lag mal wieder ein selbst gebackenes Brennnesselbrot auf dem Tisch. Und auch das Rezept für einen selbst hergestellten Mozzarella werde ich in kürze ausprobieren. Ein selbst gebackener Kuchen ist deutlich besser, als abgepackte Schokoriegel. Keine Verpackung, man kann Bio-Zutaten und ggf. auch Früchte aus dem eigenen Garten für einen Früchtekuchen verwenden. Und es ist nicht wirklich viel Arbeit.
Zur Krönung jener Gedankengänge gab die Waschmaschine vor kurzem ihren Geist auf. Das ist an sich ärgerlich, da ja ein Neukauf nötig war.
Doch die alte Maschine hatte es ja immer noch in sich. – Das Material, aus dem die Träume sind. Träume eines zweiten Lebens, einer Existenz vor dem Recycling.
Letztes Wochenende fand ich Zeit, ein wenig an meinem Solargrill weiter zu arbeiten. Ich benötigte einen stabileren Metallarm, da der Arm des Prototyps etwas zu instabil war. Also schraubte ich die alte Waschmaschine auf und was kam mir praktisch entgegen gefallen? Der neue Arm für meinen Grill! Entsprechend verbogen und so gerichtet, wie er benötigt wurde, fand er nun schon seinen neuen Platz. Das Rad an der Waschtrommel, auf dem der Keilriemen auflag und somit die Trommel mit dem Motor verband, wird nun als Abstellvorrichtung für den Topf fungieren. Das Glas der Waschmaschinentür wird, über den Topf gestülpt, wahrscheinlich für eine Art Treibhauseffekt sorgen. Die Hitze wird somit beim Grillgut gehalten, kann nicht entweichen. Und ein Stück Blech der Maschinenrückverkleidung wird zudem wahrscheinlich als Reflektor der Sonnenstrahlen dienen, die ansonsten vom Parabolspiegel reflektiert am Topf vorbei gehen. Somit wird das Koch- und Grillgefäß von beiden Seiten angestrahlt. Die Waschmaschine wird somit zumindest teilweise eine neue Verwendung finden.
Während ich an der Maschine herum schraubte, kam mir zudem die Idee, im nächsten Jahr ein kleines Windrad zu konstruieren und den Motor der Waschmaschine als Stromgenerator zu nutzen. Von altem Schrott zu neuer Energie…
Warum also verschwenden und recyceln, anstatt zu vermeiden?
Energieknappheit und das Schwinden der Ressourcen. – Die Antwort darauf darf nicht die Ausbeutung der Bodenschätze am Meeresgrund der Arktis sein, sobald das Eis geschmolzen ist. Auch nicht das Abholzen der letzten Urwälder oder die Ökonomisierung der gesamten Welt.
Schauen wir auf die Natur, auf ihre nachhaltige Wirtschaftsweise. Sie macht es uns vor, wie man über Milliarden von Jahren existieren und den größten Widrigkeiten trotzen kann. Die Natur offenbart uns sehr viel Weisheit und Wissen. Wir können sehr viel von ihr lernen! Wir müssen sie nur beobachten, müssen offen sein für Neues, uns von alten Dogmen lösen, müssen endlich vom hohen Ross als „Krone der Schöpfung“ absteigen und uns eines klar machen:
Wir sind ein Teil der Natur! Und Nachhaltigkeit ein evolutionäres Erfolgsrezept.
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