Grillzeit – Müllzeit [caption id="attachment_2139" align="alignleft" width="300"] Grillzeit – Müllzeit[/caption] Schon lang ist die Zeit gekommen, in der man wieder schön gemütlich draußen im Garten sitzen, grillen und sich unterhalten kann. Während man über Gott und die Welt spricht, ertönt in der Ferne ein Grollen. Und das, obwohl kein Wölkchen den Himmel trübt. Das heißt, keine dunkle Wolke. Hoch oben ist eindeutig ein Schleier zu erkennen. Er erscheint ein wenig wie eine Dunstglocke. Das Grollen wird lauter und man muss synchron die Lautstärke der eigenen Stimme erhöhen, damit das Gegenüber auch noch etwas versteht. Immer näher kommt die Lärmquelle und führt schließlich dazu, dass man kurz das Gespräch unterbrechen und abwarten muss, bis sich jenes Donnerwetter wieder entfernt.Der Blick zum Himmel offenbart es. – Es ist der Kranich und nicht die Lerche. Und natürlich ist das kein gefiederter Freund, der evolutionär einen Düsenantrieb entwickelt hat, um schneller in den Süden zu gelangen, sondern der Kranich als Symbol einer Fluggesellschaft. Deren Maschine donnert vierstrahlig über den Himmel. Ihr Ziel ist demnach auch nicht der Süden, sondern der Airport in Frankfurt am Main. Seit die neue Landebahn im letzten Jahr eröffnet wurde und einige Flugrouten umgestellt wurden, düsen teils im Minutentakt große A380-Maschinen über Rheinhessen. Da steigt schon mal neben dem Lärmpegel auch der Blutdruck, die Luft wird mit Feinstaub aus größerer Höhe berieselt. Und dabei erscheint die Umweltplakette, die für Mainz und Wiesbaden für PKW eingeführt wurde, irgendwie wie eine Steilvorlage für die nächste Karnevalssaison und die Büttenredner. Doch wir können uns trotzdem glücklich schätzen hier in Rheinhessen. Während uns die Maschinen nur Lärm und Feinstaub um die Ohren schleudern, fliegen den Anwohnern im näheren Umfeld des Flughafens schon mal die Dachziegel um die Ohren. – Bedingt durch tiefen Überflug und entstehende Luftverwirbelungen. Es existiert ein Nachtflugverbot von 23 bis 5 Uhr, den Anwohnern werden also ganze 6 Stunden Nachtruhe zugesprochen. Ansonsten ist wenig Rücksicht auf die Bewohner zu spüren. Da kommen schon mal manche Entscheidungsträger auf die Idee, den Anwohnern mitzuteilen, dass sie ja keiner zwinge, hier wohnen zu bleiben. Man könne ja auch einfach weg ziehen. – Sagt man zu Menschen, deren Familien bereits im 17. Jahrhundert hier wohnten! Wie gnädig… Der Kranich fliegt weiter und ich kann mich wieder unterhalten. Bis zum nächsten Donnergrollen. Es kommt die Sprache auf den Urlaub und die Urlaubsflieger am Himmel erscheinen mir sehr bedenklich. Da werden Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen, um Menschen von A nach B zu bringen, während sie auch mit der Bahn hätten fahren können. Man sagt ja, wenn man bis zu 700 Kilometer verreist, ist die Bahn die klimafreundlichere Alternative. Wenn auch nicht die zuverlässigste oder schnellste. Erst bei Strecken, die 700 Kilometer überschreiten, kann man auch fliegen. So gehe ich auch vor und dieses Jahr geht’s in den Schwarzwald, ich verzichte auf Flüge, wann immer es geht, bin bisher erst zwei Mal geflogen. Und ich wundere mich, wie leichtfertig viele Menschen noch lieber das Flugzeug nutzen, als die Bahn. Auch für kurze Strecken. Der Klimawandel ist schließlich nicht zu leugnen. Ein wenig Rauch steigt aus meinem Grill auf und zieht mit einem Mal die Aufmerksamkeit auf sich. Die Holzkohle kommt zur Sprache! Die ist nicht gerade klimafreundlich. Wer weiß, woher dieses Holz stammt? Vielleicht aus einem russischen Urwald, vielleicht sogar irgendwo aus den Tropen? Mit einem Mal hat der letzte Bissen einen bitteren Nachgeschmack. Ich schaue auf die Verpackung der Kohle, doch diese offenbart nicht, woher der Inhalt stammt. Aber selbst wenn er aus heimischen Wäldern entspringt. – So richtig klimafreundlich ist das nicht. Zwar verbrennt man Holz als nachwachsenden Rohstoff und nur das CO2, das in dem Baum gespeichert wurde, wird auch wieder freigesetzt. Somit erscheint das Verbrennen von Holz relativ CO2-neutral. Doch wenn man die Abgase einrechnet, die beim Transport entstehen, ist die Neutralität dahin. Auch ist die Frage, ob wieder aufgeforstet wird und ganz nebenbei kann es nicht das Ziel sein, Bäume zu fällen, da dies klimaneutral ist. Ziel muss es sein, neue Bäume zu pflanzen, um das Klima tatsächlich zu entlasten. Gas ist auch keine Alternative beim Grillen. Ganz im Gegenteil – es ist ja ein fossiler Brennstoff. Das schlechte Gewissen plagt mich ein wenig. Ich grille stets Bio-Produkte und sogar teils solche, die ich direkt in meinem Garten erzeugt habe, nutze niemals diese unsäglichen Einweg-Grills. Ich benutze dauerhaft nutzbare Grillschalen und keine Alu-Folie oder Alu-Schalen. Papp- und Plastikteller sowie Plastik-Geschirr sind ebenso tabu. Mein Radio läuft mit Hilfe eines Wechselrichters, der an einen Akku angeschlossen ist. Und dieser wird wiederum von einer Solarzelle geladen, die ich im Garten installiert habe. Bei alledem achte ich also auf die Umwelt, nur um dann potentielles Tropenholz in Form von Holzkohle zu verbrennen!? Das erscheint mir mit einem Mal absolut absurd! Der Grillmittag wird noch einige Male von donnernden Kranichen und anderen komischen Vögeln unterbrochen und trotz alledem verläuft er sehr schön. Doch der Gedankenkeim lässt mich nicht mehr in Frieden. Wie könnte ich grillen, ohne die Umwelt zu belasten? Mein Gedanke kreist um die Solarzelle. Könnte man mit ihr vielleicht einen Elektrogrill betreiben? Nein – keine Chance! Die benötigte Wattanzahl könnte mit dieser Anlage nie und nimmer erreicht werden. Auch ist deren Leistung ohnehin nur bei vollem Sonnenschein für das Radio ausreichend. – Von einem Strom fressenden Grill ganz zu schweigen… Welche Möglichkeit gäbe es noch? Vielleicht könnte ich selbst geschlagenes Holz aus der Umgebung nutzen? Doch irgendwie erscheint mir das immer noch wie ein Kompromiss. Mein Blick wandert zur untergehenden Sonne und mit einem Mal fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Die Sonne ist die Lösung! Ich suche nach einer umweltfreundlichen Energiequelle fürs Grillen und da ist unser Zentralgestirn doch geradezu prädestiniert. [caption id="attachment_2124" align="alignright" width="300"] fangen wir die Sonnenstrahlen ein[/caption] Wenn man die Sonnenstrahlen einfängt und sie mit Hilfe eines Hohlspiegels auf einen Punkt bündelt, kann man eine hohe Wärmeenergie nutzen. Warum dieses Prinzip nicht auch zum Grillen anwenden? Im Handel gibt es einige Modelle zu kaufen – das offenbart mir das Internet. Doch neben dem Preis schreckt mich auch die Lust des Tüftelns davon ab, ein solches Modell zu kaufen. Wieso nicht selbst einen Hohlspiegel bauen? Wieso es nicht einfach mal ausprobieren? Drei Wochen Urlaub stehen vor der Tür, eine Woche davon ist reserviert für einen Wanderurlaub im Schwarzwald. Die restlichen Tage sind unverplant. Zeit, einen Solargrill zu konstruieren. Die Idee steht! Es wird zwar einige Zeit in Anspruch nehmen, diesen Grill selbst zu bauen. Doch hier erscheint es mir ähnlich, wie beim Verreisen mit der Bahn. Auch das dauert oftmals länger und mit dem Flugzeug wäre man deutlich schneller am Ziel gewesen. Doch manchmal ist der Weg auch ein Stück weit das Ziel oder zumindest ein Teil davon. Auf der Bahnfahrt sieht man unweigerlich mehr von der Welt als im Flugzeug. Warum also nicht die Zeit nehmen und den Weg ein Stück weit als Vorfreude genießen?