Mord and Moor – (dies ist ein Kurzkrimi 😉 ohne Bilder …)
Rumpelnd fuhren die Reifen eines Kombis den schmalen, mit Gras bewachsenen Weg entlang. Es wirkte beinahe wie ein Trommelwirbel, doch der Fahrer wollte sicherlich keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nicht bei dem, was er im Kofferraum verborgen hatte.
Er war auf dem Weg hin zu seinem Gartengrundstück. Hier würde er es vergraben, das Opfer. Hier würde es seine letzte Ruhe finden. Keiner würde wissen, woher es kam. Keiner würde Notiz von ihm nehmen, würde erfahren, wer hier vergraben wurde.
Der Wagen hielt an und der Gärtner – oder sollte man ihn passend eher Totengräber nennen? – stieg aus dem Fahrzeug. Er ging nach hinten, öffnete die Heckklappe seines Kombis und ergriff den Spaten. Dann packte der den Plastiksack, in dem das Opfer lag. Zerstückelt und ausgetrocknet lag es darin. Man hatte somit dafür gesorgt, dass man seine Herkunft nicht mehr identifizieren konnte.
Der Angekommene schleppte den Sack hinter sich her, begab sich zum Tomatenbeet. Hier würde die Leiche gut ruhen, hier konnte er sie vergraben. Keiner würde davon Notiz nehmen, außer die Tomaten, die von den freigesetzten Nährstoffen sicher einen guten Wachstumsschub erhielten.
So griff er nach dem Messer, öffnete den Plastiksack mit der Aufschrift „TORF“.Was wie ein Krimi beginnt, ist leider die Realität!
Denn haben Sie sich auch schon mal gefragt, woher eigentlich der Hochmoortorf in den Pflanz- und Blumenerden stammt, der jedes Jahr in den Gärten ausgestreut wird?
Er stammt aus den Moorgebieten und diese beherbergen unzählige Tier- und Pflanzenarten. Zugleich braucht ein Moor zur Entstehung eine sehr lange Zeit, da er sich durch bestimmte Zersetzungsvorgänge nur sehr langsam entwickelt.
Seit vielen Jahrzehnten weichen die Moore in ganz Europa – und mit ihm seine Bewohner. Man verbrannte den Torf, nutzt ihn seit langem als Dünger und Bodenverbesserer und zerstört auch Moorflächen, indem man ganze Feuchtgebiete trocken legt. Etwa um Flächen landwirtschaftlich zu nutzen oder Wohnhäuser zu errichten.
Resultat ist, dass es immer weniger solcher Lebensräume gibt. Mit ihrem Schwinden werden auch die Bewohner massiv zurückgedrängt und teils an den Rand des Aussterbens gebracht. Der Blaue Moorfrosch zum Beispiel, dessen Männchen sich zur Paarungszeit blau färben. Oder aber die Wasserspinne.
Nun könnte der Gärtner sagen, besser dicke rote Tomaten als dicke, blaue Moorfrösche. Die passen ohnehin farblich eher zum Basilikum. – Vom Geschmacklichen ganz zu schweigen… Wer braucht außerdem die giftige Wasserspinne, die tatsächlich auch in mitteleuropäischen Moorgebieten anzutreffen ist und deren Gift einem Menschen gefährlich werden kann? Da gönnt sich der Gärtner doch lieber eine dicke Zucchini als eine dicke Wasserspinne.
Wie immer ist auch hier der genaue Blick zu empfehlen und wenn man sich alleine die Tatsache anschaut, dass die Wasserspinne ein wunderbares Wesen ist, wird klar, dass man sie schützen sollte. Denn dieses Tier baut seine Nester unter die Wasseroberfläche. Mehr noch. Es schließt mit seinen Weben einzeln nach unten gebrachte Luftblasen ein, erschafft sich dort selbst eine atembare Umgebung und kann somit unter Wasser überleben. Auch der blaue Moorfrosch hat seinen Zweck. Und blaue Frösche sind auch etwas fürs Auge, sieht man sie in unseren Breiten doch sehr selten.
Wer ganz von blauen Amphibien einmal abgesehen jemals ein Moorgebiet besucht und die biologische Vielfalt dort erlebt hat, wird dafür schwärmen und keinen Sack Hochmoortorf mehr in die Hand nehmen.
Vor allem aber ist es auch der Gesamtzusammenhang, den man sich anschauen sollte. Das erschreckende Hochwasser dieser Tage im Norden und Osten zeigt einmal mehr, dass der Klimawandel eigentlich von keinem mehr zu bestreiten ist und dass es gilt, Speicher von Treibhausgasen zu erhalten. Das Moor hat z.B. solch eine Funktion, speichert in sich Treibhausgase. Wenn man es trocken legt, geht der Speicher dauerhaft verloren und die Gase treten aus, gelangen direkt in die Atmosphäre.
Andererseits geht’s hier ja auch wieder um die Wurst – die gärtnerische. Oder besser gesagt, es geht um die Zucchini, die Tomaten und Kartoffeln. Die wollen ja auch ihre Nährstoffe haben und torfhaltige Pflanzerde tut ihnen eben einfach gut!
Oder? – Das tut sie ihnen doch?
Nun, wer sich zum Beispiel Tomaten selbst auf der Fensterbank vorzieht und torfhaltige Aussaaterde bereits benutzt hat, wird vielleicht etwas festgestellt haben. Nach cirka einer Woche an der Fensterbank, zieht sich die Pflanzerde dank des Torfs zusammen, wenn man sie einmal ein wenig abtrocknen lässt. Es entsteht nach einiger Zeit eine Art von Pellet. Und wenn man den nun gießt, perlt das Wasser ab und fließt nach unten in den Untersetzer. Dort kann man dann das Wasser stehen lassen, sodass sich der Pellet wieder voll saugt, was er bei weitem nicht so tut, wie er soll. Zudem riskiert man dann nicht nur, dass die Tomatenwurzel einen Wasserschaden abbekommt. Vor allem kommen dann sehr bald auch die kleinen Trauermückchen, denn sie lieben stehendes Wasser. All dies schadet dann auch irgendwann den jungen Pflanzen, Pilze & Co. fühlen sich auch sehr wohl bei diesem feuchten Untersetzer.
Außerdem werden durch das Zusammenziehen der torfhaltigen Erde die feinen Würzelchen bedrängt und die Pflanze in ihrem Wachstum behindert.
Kurz gesagt: Torf ist nicht die Lösung, er ist oftmals auch das Problem. Daher sollte die erste Wahl bei Anzuchterden jene sein, auf torfhaltige zu verzichten. Draußen im Garten gibt es ohnehin so viele Ersatzmöglichkeiten.
Dieses Jahr habe ich mich entschieden, im Garten sechs verschiedene Kartoffelsorten anzubauen. Und ich war auf der Suche nach der geeigneten Pflanzerde. Zwar hatte ich den Komposter mit den Küchenabfällen komplett geplündert und dessen Inhalt in das Kartoffelbeet eingearbeitet. Aber das reichte nicht aus.
Zunächst war nun meine Überlegung, einige Säcke Pflanzerde ohne Torf zu kaufen. Kostenpunkt: 7,95 € pro 40-Liter-Sack. Die Erde stammte irgendwo her, hatte wahrscheinlich einen weiten Transportweg hinter sich und war auch noch verpackt in Plastik. Von diesen Säcken hätte ich mir dann mindestens zehn kaufen müssen, was auch gut ins Geld gegangen wäre.
Dann kam mir ein Gedanke. Es gibt hier ganz in der Nähe eine Biogas-Anlage, die den Biomüll der Region verarbeitet. Und dort, so hatte ich gehört, war es auch möglich, Kompost zu beziehen.
Also ging die Fahrt mit dem PKW-Anhänger direkt dort hin und ein Frontlader kippte schließlich über 500 kg Kompost auf die Ladefläche.
Kostenpunkt hier: 13,95 €. Die Abfälle stammten aus der Umgebung, sie fielen ohnehin an und der Kompost war das Abfallprodukt eine umweltfreundlichen Energieerzeugung. Es war keine Plastikverpackung nötig und ich hatte mehr als genug für mein Kartoffelbeet.
Einzig der Geruch nach „Biotonne“ war anfangs etwas penetrant. Allerdings legte sich das dann nach dem ersten Tag und dem Einarbeiten.
Nun, nach einigen Wochen der Anwuchsphase, erfüllt mich der Blick aufs Kartoffelbeet mit Freude. Die Kartoffeln sind nun ungefähr bereits doppelt so hoch gewachsen, wie jene auf einem Acker im Feld, wo zeitgleich Kartoffeln gepflanzt worden waren. Mittendrin wachsen zwei Kürbispflanzen und scheinen sich hier richtig wohl zu fühlen. Kein Wunder bei den Starkzehrern. Und auch eine Kapuzinerkresse fängt bereits an, am Rande den Zaun hoch zu wachsen. Aus Biomüll werden wieder Kartoffeln, Kürbisse und mehr.
Sicher ist dieser relativ frische Kompost nicht für alle Pflanzen ideal, da viele bei Kontakt mit einem solchen auch einfach verbrennen können. Doch gemischt oder etwas abgelagert tut der verrottete Biomüll gute Dienste, stammt aus der Region.
Und auch der selbst hergestellte Gartenkompost ist hervorragend geeignet als Nährstoffquelle für Gemüse & Co.
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