Kämpferische Dynamik einer Großfamilie

Geneigte Leserschaft,
da ich nicht davon ausgehe, dass Sie Stigmatisierung zu Ihren festen Hobbys zählen, stelle ich Ihnen eine Frage.
Haben Sie eigentlich schon einmal darüber nachgedacht welche, in Deutschland lebende, Personengruppen Sie ganz persönlich als Minderheiten oder Randgruppen empfinden? Wenn nicht, dann möchte ich Ihnen an dieser Stelle eine vorstellen, welche sich ganz klar als solche auch sehen muss.
Junge Eltern, und besonders Mütter, mit einem oder zwei Kindern genießen auf Deutschlands Straßen die volle Aufmerksamkeit. Keine Personengruppe wird, wegen des süßen Nachwuchses, häufiger von Mitmenschen angesprochen. Hierbei scheint der Fundus an Gesprächsstoff nahezu unerschöpflich zu sein. Eine Familie mit drei oder vier Kindern wird mit interessierten Blicken bedacht. Wenn jedoch eine zehnköpfige Familie sich traut gemeinsam auf die Straße zu gehen wird sie oft nur Unverständnis ernten. Dieses Gefühl des nicht verstanden werden setzt sich stetig fort und betrifft irgendwann alle wichtigen und unwichtigen Bereiche des täglichen Lebens.
Welche Wirkung hat das auf ein Ehepaar, welches in Abständen von zwei Jahre auf wünschenswerte Art und Weise ihre Familie vergrößert und liebenswerten Kindern das Leben geschenkt hat? Kinder, die dieses Land zum Fortbestand so nötig braucht!
Wie gestaltet eine Großfamilie ihr Leben mit den vielen wichtigen Aufgaben, welche für die Entwicklung der Kinder und das Gedeihen des Zusammenhaltes so wichtig sind, wenn sie mit ständigen Anfeindungen zu rechnen hat. Belästigt von genervten Lehrern, die den Familiennamen nicht mehr hören mögen, belächelt von Nachbarn, mit der Bemerkung: „ Das muss doch heute nicht mehr sein.“ und verachtet von Behörden, deren Mitarbeiter den Mehraufwand scheuen und so willkürliche Entscheidungen treffen, sehen sich die Eltern dem Unwillen all jener Entscheidungsträger ausgesetzt. Denn es kann ja schließlich nicht sein, was das eigene Vorstellungsvermögen nicht zulässt.
Ganz unterschiedlich gehen Betroffene mit diesen, teils an die Basis gehenden Situationen um. Eine Schwächung des Zusammenhalts ist unter diesen unwürdigen Bedingungen absehbar. Ein ständiger Druck macht sich breit und die Eltern drohen sich einfach im Kreis zu drehen. Irgendwann werden Entscheidungen nicht rational, sondern aus Angst getroffen. Weil sich Angst von Mensch zu Mensch äußerst wirkungsvoll überträgt, könnte, unter Umständen, ein blinder Aktionismus, seitens der deutschen Ämter, eintreten.
Nicht selten hat eine derart belastende Situation eine Trennung, nicht nur der beiden Elternpaare, sondern auch des gesamten familiären Gefüges zur Folge. Hier ist ausnahmsweise das Reden Gold! Denn eine Kommunikation nach außen lässt überraschenderweise neue Ansätze und Hilfsmöglichkeiten zu. Plötzlich zeigt sich in dem ausgetrampelten Pfad eine Möglichkeit eine Schneise zu schlagen und zu entkommen.
Nun beginnt der Kampf erst wirkungsvoll zu werden, denn er beginnt sich zu einem „friedvollen Kampf“ zu entwickeln, der eine einzigartige Effektivität und Dynamik erzeugt. Einziger Ausweg ist die Überzeugung der Kompetenz in der Organisation einer Großfamilie. Die als „schwierige Eltern“ geltende Menschen nehmen die Herausforderung an, sich als „Mitdenker“ zu beweisen. Die Fassade erhält jetzt eine Substanz.
Somit ist klar, dass ein jeder, der nur irgendwie von der Norm abweicht, sich Akzeptanz und Rechte in unserem Land erst hart erkämpfen muss! Dennoch gewinnt ein jeder während eines solchen Prozesses an Souveränität und die Kraft seine kreativen Ziele erfolgreich umzusetzen.

Wir, als Familie haben es geschafft zurück zu rudern und uns aus dem ganzen Brackwasser frei zu schwimmen. Dafür sind wir auch vielen Leuten dankbar, die sich hier vielleicht wieder erkennen. Zu erwähnen ist an dieser Stelle auch der „ Lotse“ e.V. , der Menschen bei scheinbar unüberwindbaren Problemen mit Behörden professionell zur Seite steht.

Mit nachhal(l)tigen Grüßen
accabadora

Christiane Loch
Author: Christiane Loch


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