Heute möchten wir die Geschichte einer Leserin unseres Blogs veröffentlichen. Einerseits könnte man sie lustig finden, wenn sie nicht ein Zeichen unserer Achtlosigkeit im Umgang mit den Ressourcen wäre. Sicher sind wir jedenfalls, sie stand bestimmt nicht in der Schlange beim Biobäcker. 😉
Eine kleine Geschichte am Rande:
Neulich, zum Pfingstmontag, stand ich in einer langen Schlange hinter vielen Gleichgesinnten, beim Bäcker. Der Bäcker einer größeren Kette war gut besucht, denn nicht viele haben Sonntags bzw. Feiertags ganztägig geöffnet.
Ich stand wenige Minuten als gerade ein Mann am Tresen ein Brot bestellte und es geschnitten wünschte. Die Verkäuferin, gespickt mit dem Servicegedanken, ging in den hinteren Bereich und ließ von der Maschine das Brot schneiden. Sie kam wieder und stellte eine Frage, die mich das erste mal an diesem Morgen in diesem Bäcker etwas fragend drein schauen ließ. „Ein, zwei Scheiben sind beim Schneiden gerissen. Soll ich Ihnen ein neues Brot geben?“. Das war die Frage.
Noch spannender war dann, die Antwort des Kunden: „Ja! Bitte!“.Jetzt meine Frage: Was ist an einem Brot, dessen Scheiben eingerissen sind, weniger gut als nicht eingerissen? Bisher dachte ich immer, dass es um den Geschmack geht, dass es mich nährt und ich mir damit wertvolle Nährstoffe zuführe, neue Energien. Es scheint mir, dass ich mich getäuscht habe.
Tacheles geschrieben: haben wir eigentlich noch alle Latten am Zaun? Da gibt es Unmengen an Lebensmitteln, die täglich auf dem Müll landen, weil ein von Chemikern errechnet, von Maschinen aufgedruckte, Verfallsdatum eingetreten ist. Oder das Obst an manchen Stellen braune Flecken hat, beim Transport oder Lagerung eindrückt wurde und aus diesem Grund dem Standard nicht mehr entspricht. Wer nochmal generiert den Standard? Sind es nicht wir, wir als Kunden, welche mit unserer Nachfrage steuern und gestalten, was wir gern auf dem Markt käuflich erwerben wollen?
Allein, unter dem Aspekt des Services, überhaupt diese Frage an den Kunden zu stellen, erzeugte ein echt großes Fragezeichen über meinem Kopf. Ist es mittlerweile normal, dass nur noch „perfekte“ Lebensmittel über den Ladentisch gegeben werden dürfen? Gibt es mittlerweile bereits Beschwerden oder eine Einbuße an Kundenzufriedenheit, wenn Brotscheiben, welche bereits geschnitten wurden, eingerissen sind?
Wo fangen wir an den neuen Standard zu setzen? Am besten immer bei sich selbst, frei nach dem Motto von Mahatma Gandhi „Sei selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen willst.“. Wir backen unser eigenes Brot zu Hause im Backofen, gemischt mit allen möglichen Gewürzen und Leckereien.
Sollte ich jedoch einmal wieder Brot beim Bäcker kaufen müssen, werde ich auf eine solche Frage ganz klar und deutlich antworten:
„Vielen Dank der Nachfrage. Erstens brauchen Sie mir das Brot nicht schneiden zu lassen. Ich hab ein echt gutes, schönes altes Brotmesser zu Hause. Zweitens, selbst wenn Sie es mir geschnitten verkaufen, nehme ich das ganze Brot mit jeder einzelnen Scheibe, ob im Ganzen oder gerissen. Denn, so vermute ich, hat das jemand mit sehr viel Liebe zu einem Brotteig gemischt, in den Ofen geschoben, fertig gebacken an der Ladentheke platziert, um es dann einem dankbaren Kunden über den Tresen geben zu dürfen, damit er das Brot verspeisen darf.“.
Wertschätzung für sich und andere tut gut, hallt gut nach – ist Nachhal(l)tig.
unsere Autorin finden Sie im web unter https://www.klarwieklossbruehe.de/
Leider ist die „Geschichte“ vor allem eines:
Zynisch.
Denn was hätte ein nachhaltig denkender Mensch in der Situation wohl alles machen können, wenn ihm/ihr reale Nachhaltigkeit wirklich wichtig ist?
1. Im Laden sofort aufzeigen mit den Worten „Dann nehme ich das eingerissene Brot – es wäre schade, das wegen 2 gerissenen Scheiben wegzuwerfen“.
–> Lektion für alle Anwesenden um Nachdenken mit Symbolwirkung.
2. Falls man das Brot selbst keinesfalls haben möchte: Aufzeigen und anregen, dass statt einem neuen Brot das alte Brot zu einem kleinen Nachlass verkauft wird.
3. Den Betreiber der Bäckerei anschreiben und auf das Problem hinweisen. Das schafft Kundendruck und Bewußtseinsbildung beim Unternehmen. Oft reicht schon ein geringer Anstoß und Unternehmer verhalten sich in solchen Alltagsfragen „Bio“ bzw. Umweltbewußt und Nachhaltig.
4. Wer sich informiert hat, der weiß auch: Brot zu Hause backen ist auch nicht automatisch umweltbewußt. Die Ressourcen- und Energiebilanz ist für selbstgebackenes ziemlich schlecht. Backofen und Brotbackautomat verbrauchen im Vergleich zum Großofendes Bäckers immens viel Strom. Dazu kommen dann die Zusatzkosten für die Haushaltsverpackungen der Zutaten, die Transportkosten usw.
Der Biobäcker ist da im Regelfall die deutlich bessere Bilanz.
Fazit zu solchen „Geschichten“:
Wenn nur ein Teil unserer selbsternannten „Ökos“ mehr „mitfühlen und mitdenken“ würden wäre uns viel mehr geholfen. Mahatma Gandhi – Zitate sind in diesem Kontext oft geradezu sarkastisch. 🙂
Ja Bitte! 🙂
Zwei gerissene Scheiben sind 25 Gramm weniger..
Aber das (muss ich zugeben) kann dir hier auch beim Biobäcker passieren, um nicht zu sagen eher da als bei anderen. Die hauen hier so richtig in die Kerbe.
Mir wärs Egal gewesen – soviel dazu