Leben durch den Tod – Neues vom GrГјnschreiber …

Vor kurzem feierten wir das Osterfest…

…da wurden bunte Eier versteckt – von glГјcklichen und mehrheitlich unglГјcklichen Eierproduzenten, mehrheitlich gefГ¤rbt mit einem recht ungesunden Farbcocktail. Und auch der eine oder andere ElektrohГ¤ndler warb fГјr den Kauf von Smartphone & Co.
Dann war da noch der neue Papst, der den Segen Urbi et Orbi spendete und der obligatorische Kirchgang.
Doch irgendwie scheint der Sinn des Osterfests in den Hintergrund gerГјckt zu sein. Denn es steckt mehr als nur ein volles Osternest, Geschenke und Kommerz hinter diesem Fest.
Ostern findet in dem germanischen FrГјhlingsfest eine Parallele und gar einen jahreszeitlichen Ursprung. Man feierte vor der Verbreitung der christlichen Lehre ein Fest zur Neubelebung der Natur. Kurz gesagt:

Beide Festlichkeiten feiern die Auferstehung oder das neue Leben an sich.
In allem Ende wohnt ein neuer Anfang. Der Tod schafft neues Leben. Diesen Vorgang kann man zum Beispiel jedes Jahr im Wald bewundern. Da wächst im Frühjahr das Blattwerk aus den Ästen, bietet den Bewohnern Unterschlupf, Futter und Lebensraum und zugleich spendet es Sauerstoff und Luftfeuchtigkeit, bindet Kohlendioxid und Staubpartikel. Im Herbst färbt sich das Laub irgendwann gelb, fällt ab und landet in einer dicken Schicht auf dem Waldboden. Hier kommen dann unzählige Mikroorganismen zum Zuge, ebenso Regenwürmer, Asseln und was noch so alles durch den Waldboden kriecht und sich von Pflanzenresten ernährt. Und beim Zersetzen dieses Blattwerks werden gespeicherte Nährstoffe freigesetzt, die dann die Bäume und Pflanzen aufnehmen, damit sie im kommenden Frühjahr wieder ihre Blätter treiben können.

Das Spiel beginnt von vorn.
Auf den Feldern oder in den GГ¤rten, die von den Menschen bewirtschaftet werden, lГ¤uft der Hase gГ¤nzlich anders. Hier stehen entweder gar keine BГ¤ume, die BlГ¤tter liefern kГ¶nnten. Oder aber wird das Laub von bestehenden BГ¤umen mit LaubblГ¤sern und Rechen gesammelt, eingepackt und in die Biotonne geworfen. Damit auch im Winter und im zeitigen FrГјhjahr alles sauber ist im Garten. Dass die BlГ¤tter gespeicherte NГ¤hrstoffe enthalten, die Regenwurm & Co hГ¤tten freisetzen und somit dem Boden wieder zufГјhren kГ¶nnen, wird dabei auГџer Acht gelassen. Im FrГјhjahr zur Pflanzsaison fГјhrt es dann den Landwirt oder HobbygГ¤rtner in den Fachhandel, wo er sich einige SГ¤cke mit Torf oder torfhaltiger Erde besorgt sowie DГјnger. Und damit bessert er den Boden auf. Dass der Torf aus den letzten Hochmoorgebieten gewonnen wird – oftmals Gebiete, die bedrohte Arten beherbergen und zugleich wunderschГ¶n anzusehen sind – stГ¶rt den Gartenfreund kaum. Und der massenhaft ausgebrachte DГјnger landet nicht nur in den Pflanzen, sondern auch in nahen Seen oder FlГјssen, wo er das Г–kosystem extrem belastet und nachhaltig stГ¶rt.

Ähnlich wie mit den Blättern verhält es sich auch mit abgestorbenen Ästen und Stämmen. Im naturnah bewirtschafteten Wald bleiben Todholzstapel liegen oder auch abgestorbene Stämme stehen. In Gärten, auf öffentlichen Flächen oder in Parks wandern Hölzer direkt in den Müll, sobald sie abgestorben sind oder abgeschnitten wurden. Ebenso wird verbautes Holz heutzutage von Dünnbrettbohrern derart chemisch behandelt, dass sämtliche Tiere schon beim bloßen Anschauen beinahe augenblicklich das Zeitliche segnen.

Somit schauen auch nähere Verwandte von Biene M., über die im Zusammenhang mit dem süßen Gold bereits berichtet wurde, in die Röhre. Oder besser, sie schauen eben nicht mehr sehr oft in eine solche Röhre. Unsere heutige, domestizierte Biene, die Honig produziert, hat nämlich einige wilde Verwandte, die alles andere als domestiziert sind. Diese Wildbienen leben auch nicht in Staaten, sondern einzeln oder teils in kleinen Gruppen.

Lassen Sie uns mal einer solchen Biene näher zuschauen. Wir verfolgen die Wilde Hilde auf ihrem Flug durch die Lüfte und die Suche nach der Röhre neuen Lebens. Das Hinterteil des Tieres ist knallig orange, der Rest ist schwarz. Die Biene ist mit einer Art Pelz überzogen und sie summt relativ flink durch die Gegend. Ist ja auch eine wilde Biene…

die perfekte Kinderstube der Wildbiene
die perfekte Kinderstube der Wildbiene

Gerade hat sie eine Taubnessel mit weiГџen BlГјten entdeckt, geht zum Landeanflug Гјber, klammert sich fest und saugt, was das Zeug hГ¤lt. Dann fliegt sie weiter, nachdem sie sich an einigen weiteren BlГјten bedient hat. Und nun sucht sie nach einem Platz, wo sie ihre Eier ablegen kann. Dieser Ort mГјsste relativ trocken sein und wenn mГ¶glich besonnt. Am liebsten wГ¤re ihr ein Baumstamm, in den die Zeit und einige KГ¤fer bereits LГ¶cher gefressen haben. Denn hier kann sich auch die Biene rГ¤umlich einrichten. Ein kleines Loch, genauer eine RГ¶hre mit einem Durchmesser von 0,5 Zentimetern und etwa 3-10 Zentimetern Tiefe reicht ihr aus. In diese legt sie ein Ei, zusammen mit ein wenig Pollen. Dann baut sie vor das Ei eine dГјnne Wand aus einer lehmartigen Substanz. Hinter diese legt sie erneut ein Ei mit Futter, baut wieder eine Wand… Je nach LГ¤nge der RГ¶hre folgt irgendwann der Abschluss nach auГџen hin, das Loch wird verschlossen. Die Biene fliegt weiter und der Nachwuchs wird im nГ¤chsten Jahr schlГјpfen.

Immer seltener findet die Wilde Hilde allerdings eine MГ¶glichkeit, ihren Nachwuchs abzulegen. Dabei geht es den in Holz legenden Bienen ebenso mies, wie jenen, die in Stein oder Lehm ihren Nachwuchs ablegen. Denn auch hier sorgt das Verbauen alter Hausfassaden oder das Fehlen größerer LehmwГ¤nde dafГјr, dass Wohnraum knapp wird. Und auch die Erdhummel, die oft in WГјhlmauslГ¶chern ihr Nest baut – sie bildet hierbei auch ein kleines VГ¶lkchen – hat ein Problem mit der Wohnungsnot. Denn auf monokulturell angebauten Feldern werden Unmengen an Giften versprГјht, die selbst die stГ¤rkste Hummel umhauen.

AuГџerdem macht den Wildbienen allgemein auch einiges zu schaffen, was Biene M. belastet. Die Varroa-Milbe kann der Wildbiene nichts anhaben, dafГјr aber die Pestizide und die sinkende Vielfalt bei den Futterpflanzen.

Dabei sind Wildbienen sehr nützlich und auch an der Bestäubung von Blüten beteiligt, ebenso wie Käfer K. und weitere Insektenarten. Von daher sollte dem Menschen der Schutz jener Hautflügler am Herzen liegen, wobei er ja gerade den „Hauptbestäuber Honigbiene“ durch diverse Sinnlosigkeiten stark dezimiert.

Doch was macht Homo idiotus?

Genau! Er setzt auf Ordnung. Auf den Augenschmaus der Aufgeräumtheit. Dazu passen abgestorbene Bäume und Todholzstapel nicht wirklich. Wo doch hier der Tod für neues Leben sorgen könnte…

Doch der Mensch macht den Tod endgültig, verbrennt lieber das Stück Holz sinnlos, als ihm die Möglichkeit zu bieten, ein neuer Lebens(t)raum zu werden.

Aber wenn schon kein Todholzstapel, vielleicht Wildbienennisthilfen? Eine Wildbienenkapelle? Mit einigen Blühpflanzen in der näheren Umgebung?

Bienenhaus
Bienenhaus

Kultur und Natur vereinen? Und somit im nГ¤chsten Jahr an Ostern die Wiederauferstehung des Lebens nach dem vermeintlichen Tod im Winter hautnah miterleben kГ¶nnen. Die Auferstehung feiern zu kГ¶nnen – und nicht die Anbetung des Kommerzes am Weihnachtsfest auch auf Ostern Гјbertragen und auch dessen Sinn auf das Schenken von Materiellem reduzieren. Lieber neues Leben schenken? Aus abgestorbenen Baumscheiben, in die ein Jahr zuvor Wildbienen ihre Eier abgelegt haben, schlГјpft nun neues Leben.

Und der Tod sorgt für neues Leben…!

 

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Christiane Loch
Author: Christiane Loch