Der Servicegedanke scheint mehr und mehr Bereiche unserer Gesellschaft zu erreichen. Nach Jahren der „Servicewüste Deutschland“ beginnt man sich auch in Bereichen der Mobilität darüber Gedanken zu machen.
SaaS – das kennt man: Software as a Service. Kurz zusammengefasst: Ein Softwareunternehmen verkauft nicht mehr ein komplettes Software-Paket sondern gewährt einem Kunden den Zugriff auf viele Software-Bausteine und der Kunde nutzt genau die Bausteine, die er braucht und zahlt dann auch dafür. Das macht den Software-Anbieter attraktiv und gibt dem Kunden ein hohes Maß an Flexibilität.
Nun gibt es Ideen, diesen Gedanken aus der Software-Branche auf die Mobilität zu übertragen: Öffentlicher Nahverkehr, Fahrrad, Auto, Taxi, Fußmarsch: Alles kann frei kombiniert werden und als Kunde sichert man sich die Möglichkeit, auf alles so zugreifen zu können, um den individuellen Ansprüchen an die eigene Mobilität stets gerecht zu werden.
Konzerne wie Daimler oder die Deutsche Bahn haben zwar Trip-Planer im Angebot, doch bis zum vollumfänglichen Ansatz von Mobility as a Service – kurz MaaS – ist es dann doch noch weit. Aber nicht allzu weit. Zum Beispiel gibt es in Finnland ein StartUp, das von sich selbst als Netflix der Mobilität redet.
In Helsinki ist die Idee des StartUps mittlerweile im Testbetrieb: Per App kann man dort auf viele Verkehrsmittel zugreifen und das nutzen, was dem eigenen aktuellen Mobilitätsbedürfnis entspricht – Mietwagen, Taxi, U-Bahn, Carsharing, Flugzeug, Leihrad und so weiter: Alles geht und kann einfach per App gebucht werden. Oder: Man schließt als Nutzer ein monatliches Abo ab, hat damit das Recht, bestimmte Services einfach nutzen zu können. Braucht man weniger, dann kann man das Guthaben in den Folgemonaten einfach verbrauchen; braucht man mehr, kann man es zusätzlich hinzu kaufen. Wie wäre es also, für pauschal 250 Euro im Monat bestimmte Mobilitätspakete nutzen zu können.
Im aktuellen Testpaket erhält man dafür ein Ticket für den kompletten ÖPNV in Helsinki und obendrein Pakete, die man für zwölf Taxifahrten oder für sechs Tage Mietwagen einsetzen kann. Oder für die freie Kombination hieraus, wobei ein Tag Mietwagen dem Wert von zwei Taxifahrten à zehn Kilometern entspricht. Wenn man auch hierzulande mal bedenkt, was eine Monatskarte für den ÖPNV kostet und mit wie viel ein Auto monatlich zu Buche schlägt, dann könnte das 250 Euro-Paket tatsächlich ausgesprochen interessant sein.
Vor allem für Menschen im urbanen Raum, bei denen Parkplatznot, viele kurze Distanzen und ein großzügiges ÖPNV-Angebot zum Alltag gehören, könnte MaaS ein wirklich sinnvoller Schritt nach vorne sein. Der Testballon in Helsinki läuft – möge es auch hierzulande möglichst bald solch neue Konzepte geben. Nachvollziehbar und attraktiv klingt es.
Sehr spannende Gespräche hatte ich hierzu auch im Projekt #mobilwandel des BMUB.
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